Anfang Juni will die EU Strafzölle auf Solarmodule aus China verhängen. Die Entscheidung sorgt für ein geteiltes Echo: Während die heimische Solarindustrie von einem längst überfälligen Schritt spricht, befürchtet beispielsweise der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) einen Handelskrieg mit dem aufstrebenden Handels-Riesen aus Asien.
Eu will Dumping unterbinden
Die EU verteidigt ihr Einschreiten mit dem Argument: Die Regiering in Peking subventioniert die eigenen Hersteller im Land mit Milliarden und unterstützt sie mit günstigen Krediten. Daher könnten diese ihr Produkte unter Wert verkaufen. Mit dieser Dumpingpreis-Strategie sichere sich China wertvolle Marktanteile und verdränge vor allem europäische Hersteller vom Markt.
Die Zölle fallen je nach Hersteller unterschiedlich aus. Im Mittel betragen sie 47 Prozent.
Der BDI verweist auf die große Bedeutung Chinas für die gesamte deutsche Industrie. Peking könnte zum Gegenschlag ausholen und deutsche Exporte mit Zöllen oder Auflagen ausbremsen. "Vor Einleitung von Anti-Dumping-Verfahren sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, auf dem Verhandlungsweg Lösungen zu finden", fordert daher BDI-Verbandspräsident Ulrich Grillo.
Händler tricksen EU aus
Bislang kommen die angekündigten Zölle der heimischen Solarindustrie nicht zugute. "Der Markt ist total verunsichert", sagte beispielsweise Vertriebsleiter Georg Urban von der Modulhandels-Plattform "pvXchange" gegenüber dem "Manager Magazin Online". Die meisten Händler würden nun versuchen, die begehrten chinesischen Module auch in Zukunft bekommen zu können, heißt es in dem Beitrag.
Eine verbesserte Logistikkette, Umwege über Drittstaaten – den Käufern komme einiges in den Sinn, um die von der Kommission geplanten Importbeschränkungen abzumildern, die Rückwirkend ab März gelten sollen. Nur bei den vergleichsweise teuren heimischen Produzenten will offenbar kaum jemand ordern: "Die deutschen Anbieter profitieren bisher nicht", so das Manager Magazin. (-ro-)