Bioenergie ist ein entscheidender Teil der Energiewende. Die Qualität des Stroms, der auch dann erzeugt werden kann, wenn Sonne und Wind nicht zur Verfügung stehen, und andere mögliche Dienstleistungen im Stromsektor rechtfertigen die höheren Kosten von Biogasstrom, sagte Dr. Ingrid Nestle, Staatssekretärin am Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein, bei einem Pressegespräch vergangenen Freitag (31. März 2017) in Kiel.
Nestle begrüßt, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Umstellung von Biogasanlagen auf die flexible Fahrweise fördert. Man müsse allerdings sehen, ob dieser Anreiz ausreiche. Auch das Land Schleswig-Holstein regt die Umstellung an und fördert z.B. die technische Anpassung der Biogasanlage „Bioenergie Lebrade-Rixdorf“ (Bio-Rix) mit 178.440 Euro. Dabei geht es um die Entwicklung der notwendigen IT-Lösungen und die Verknüpfung der Einzelkomponenten Blockheizkraftwerk (BHKW), Gasspeicher, Wärmespeicher und Steuerung.
Auch bei der flexiblen Fahrweise dürfe man bei Biogasanlagen jedoch nicht den Umweltaspekt vernachlässigen. So solle laut Nestle der Maisanbau nicht gesteigert, sondern eher zurückgefahren werden, um auch anderen Pflanzen bzw. Fruchtfolgen Chancen zu geben. Dabei sollten die Landwirte auch die Reststoffpotenziale stärker nutzen. Diese sieht Nestle in der Vergärung von Gülle und Resten aus der Lebensmittelindustrie.
Zudem werde das Land stärker darauf achten, dass die Biogasanlagen umweltgerecht gefahren werden. Bei einer ersten Untersuchung wurden 21 Anlagen überprüft, weitere 50 sollen demnächst untersucht werden. Dabei geht es vor allem um den Gewässerschutz.
Wegen des hohen Anteils an Windstrom werde auch Wasserstoff in Schleswig-Holstein eine wichtige Rolle spielen, der in Power-to-Gas-Anlagen erzeugt wird – vor allem im Rahmen der Strategie „Nutzen statt Abschalten“. Auch wirtschaftspolitisch sei die Wasserstofferzeugung wichtig, z.B. für den Technologieexport. Allerdings sei der Wirkungsgrad vom Strom zum Wasserstoff noch sehr schlecht. Da der Strom künftig auch im Wärme- und Mobilitätssektor gebraucht werde und die Erzeugungskapazitäten für Energiepflanzen bzw. Flächen für die Windenergie knapp seien, sollten nur Stromspitzen in Wasserstoff umgewandelt werden. „Es ist wichtig, Strom vollständig zu nutzen, aber zu hohem Wirkungsgrad. Wasserstoff wird vor allem für die Langzeitspeicherung eine Rolle spielen“, betonte Nestle.
Ein wichtiger Aspekt der Energiewende ist laut Nestle die Diskussion, wie die Stromnebenkosten weiterentwickelt werden können. Denn fossile Energie müsse teurer werden. Diese Einnahmen könnten dazu verwendet werden, die EEG-Umlage zu reduzieren oder ganz abzuschaffen. „ Die EEG-Umlage wird wahrgenommen als Preisschild der erneuerbare Energien und lässt diese teuer aussehen als sie wirklich sind“, kritisiert die Staatssekretärin. Das müsse sich ändern – auch zur Steigerung der Akzeptanz der Energiewende.
