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"Wir haben nicht mehr viel Zeit"

Die Energiewende in Deutschland ist ein Vorbild für die ganze Welt. Doch die aktuellen Anstrengungen werden nicht ausreichen, um Probleme wie die Folgen des Klimawandels oder Preisexplosionen bei fossilen Brennstoffen in den Griff zu bekommen. Das ist das Fazit des Symposiums „Von der Ölkrise zur Energiewende“.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Energiewende in Deutschland ist ein Vorbild für die ganze Welt. Doch die aktuellen Anstrengungen werden nicht ausreichen, um Probleme wie die Folgen des Klimawandels oder Preisexplosionen bei fossilen Brennstoffen in den Griff zu bekommen. Das ist das Fazit des Symposiums „Von der Ölkrise zur Energiewende – 40 Jahre Forschung Bioenergie“, das gestern in Straubing stattfand. Die Wissenschaftstagung hatte das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing anlässlich seines 40jährigen Jubiläums veranstaltet. Denn im Jahr 1973 hat Dr. Arno Strehler mit den Mitarbeitern der Landtechnik Weihenstephan begonnen, Alternativen zu fossilen Rohstoffen für die Energieversorgung zu untersuchen. Aus der Landtechnik Weihenstephan und der ehemaligen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau ist im Jahr 2002 das TFZ entstanden.


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Der Rückblick zeigt Erschreckendes: Schon in 70er Jahren hatten die Wissenschaftler erkannt, dass es mit der Bioenergie eine wirtschaftliche und klimafreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen gibt. Doch das billige Öl hat die erste Ölkrise 1973 schnell wieder vergessen lassen, so dass die Politik nur wenige Konsequenzen aus den  interessanten Forschungsergebnissen zog. Die damals beginnende Energiewende kam also nur schleppend voran. Jetzt wird die Zeit knapp. „Wir können rein rechnerisch nur noch 21 Jahre lang fossile Rohstoffe einsetzen“, betont Dr. Joachim Nitsch, Energieexperte und ehemaliger Abteilungsleiter im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Diese Zeitspanne ergibt sich nach seinen Berechnungen aus der Tatsache, dass die Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle sehr hohe CO2-Emissionen verursacht. „Wenn wir das Ziel eines maximalen Anstieges der mittleren Erdoberflächen-Temperatur von 2 Grad einhalten wollen, ist der CO2-Ausstoß begrenzt“, führt Nitsch aus. Also nicht die Vorräte an fossilen Rohstoffen sind der begrenzende Faktor, sondern ihr Ausstoß an klimafeindlichen Emissionen.


Die momentan geführte Diskussion um die Kosten der Energiewende hält Nitsch für populistisch. Es sei irreführend, wenn man immer nur Milliardensummen der angeblichen Mehrkosten isoliert in den Raum stellt – wie zuletzt die ominöse „Billionen“-Rechnung von Umweltminister Peter Altmaier. „Deutschland gibt jedes Jahr 90 Mrd. € für den Import fossiler Rohstoffe aus. Das sind 3,6 % des Brutto-Inlandprodukts“, rechnet er vor. Diese Zahl müsse man den Kosten der Energiewende entgegen halten. „Als reiche Nation können wir das zwar bezahlen, aber wir können es uns nur noch eine zeitlang leisten“, warnt der Wissenschaftler. Denn die Preise werden steigen, da günstige Öl- und Gasfelder immer weniger werden, während die Nachfrage nach Energie vor allem in den Entwicklungsländern drastisch wächst. Um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern, müsste der CO2-Zertifikatspreis auf 80 bis 100 € /t steigen. „Daher ist es bedauerlich, dass sich die EU kürzlich gegen Maßnahmen zur Erhöhung des Zertifikatepreises ausgesprochen hat“, kritisiert er.


„Die Energiewende kann ein kraftvolles Konjunkturprogramm für den ländlichen Raum sein, wenn wir die Chancen nutzen“, ergänzt auch Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner bei seiner Festrede. „Ich habe schon den Eindruck, das ehrgeizige Ziel der Deutschen, bis zum Jahr 2022 ohne Kernenergie ausreichend Energie im eigenen Land zu erzeugen, ist ein weltweites Modellprojekt, ein Pilotprojekt, das nicht nur in Japan und den USA, sondern auch bei unseren europäischen Nachbarn mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird“, macht der Minister deutlich. Er erwarte daraus Chancen in der Energie- und Umwelttechnik, neue zukunftsfähige Arbeitsplätze und neue Exportchancen. Allerdings fordert er mehr Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung: „Zuerst notwendig ist ein bundesdeutscher Masterplan, der genau den Zeitplan, aber auch die Zuständigkeiten und die Schwerpunkte unserer Energieträger festlegt.“ Der reiche Erfahrungsschatz, den das TFZ und seine Vorgängerorganisationen in den vergangenen 40 Jahren angesammelt haben, könnte dafür eine Basis sein, meinte Brunner. (Hinrich Neumann)

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