Ab dem 12. Januar wird vor dem Paderborner Landgericht der PFT Skandal im Sauerland aufgerollt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte im April 2010 Anklage gegen sechs Männer und eine Frau erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, bis 2006 Ackerböden und damit mittelbar auch das Trinkwasser mit der krebserregenden Industriechemikalie PFT verseucht zu haben. Das Landgericht Paderborn bereitet sich auf einen Mammutprozess vor. Die Richter rechnen mit einer Prozessdauer von mindestens einem Jahr.
Die beiden Firmen GW-Umwelt in Borchen (Kreis Paderborn) und TerraVital in Bleicherode (Thüringen) sollen ein aus industriellen Abwässerschlämmen hergestelltes "Bioabfallgemisch" als Düngemittel an Landwirte verteilt haben. Dabei wurde in vielen Fällen an die Landwirte Einarbeitungsgeld gezahlt. Die gut 80 000 t Industrieschlamm stammten aus den Niederlanden und Belgien.
Das "Bioabfallgemisch" enthielt jedoch PFT, das über angrenzende Bäche auch in die Möhne und die Ruhr gelangte. Dutzende Landwirte hatten den „Bodenverbesserer“ in NRW, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen auf 800 Feldern ausgebracht.
In Brilon Scharfenberg musste das Gift noch jahrelang aus dem Grundwasser gefiltert werden. Bis heute hat der Hochsauerlandkreis dafür 1,8 Mio. Euro ausgegeben. Für die nächsten Jahre rechnet der Kreis mit jährlich 100 000 Euro Betriebskosten. Juristische Versuche, das Geld von Verursachern oder Bauern zurück zu holen, sind bislang gescheitert. GW Umwelt meldete Insolvenz an. Bis jetzt muss also der Steuerzahler für die Sanierungskosten aufkommen. (ad)