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„Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ändert sich rasant“

Manfred Nüssel gibt heute das Amt des Präsidenten des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) nach 18 Jahren ab. Zum feierlichen Abschied in Berlin hat sich sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt. Im Gespräch mit top agrar blickt Nüssel zurück, äußert sich zu Kritik an ihm und verrät etwas über seine Zukunft.

Lesezeit: 5 Minuten

Manfred Nüssel gibt heute das Amt des Präsidenten des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) nach 18 Jahren ab. Zum feierlichen Abschied in Berlin hat sich sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt. Im Gespräch mit top agrar blickt Nüssel zurück, äußert sich zu Kritik an ihm und verrät etwas über seine Zukunft.


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top agrar: Was war das wichtigste Ereignis ihrer 18-Jährigen Amtszeit als DRV-Präsident?


Nüssel: Ohne Zweifel war das der Übergang von der Zeit der regulierten Agrarmärkte mit starren Marktordnungen hin zu weitgehend liberalisierten und offenen Märkten. Dafür war innerhalb der Branche ein enormer Bewusstseinswandel erforderlich. Ich denke, DBV und DRV haben einen entscheidenden Anteil daran, dass sich die deutsche Agrarwirtschaft sehr schnell auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt hat. Ich nenne als Beispiel den Getreidemarkt. Sowohl Landwirte als auch Genossenschaften haben rasch gelernt, mit einem schwankenden Angebot und volatilen Preisen umzugehen. Dazu hat auch beigetragen, dass im genossenschaftlichen Sektor richtige Entscheidungen für notwendige Strukturanpassungen getroffen wurden. Die Entwicklung der Hauptgenossenschaften mit ihren unterschiedlichen Ausrichtungen zeigt das.


top agrar: Gerade in den beiden Milchkrisen in den vergangenen knapp zehn Jahren haben sie heftige Debatten mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand über die Weiterentwicklung des Milchsektors geführt. Wie gut sind die Genossenschaftsmolkereien auf die nächste Preiskrise vorbereitet oder werden wir dann wieder die gleichen Debatten führen wie schon 2008/09 und 2015/16?


Nüssel: Die Debatte hat sich in letzter Zeit einseitig darauf fokussiert, mit Änderung der Lieferbeziehungen zur Stabilisierung des Milchmarktes beizutragen. In einem globalen Markt halte ich einen solchen Ansatz für nicht zielführend, weil Volatilität ein weltweites Phänomen ist. Dennoch gilt es, die Folgen auch künftig zu erwartender Preistäler im Interesse der Milcherzeuger besser abzufedern. Dafür bedarf es eines ausgereiften Risikomanagements mit einer stärkeren Nutzung entsprechender Instrumente wie der Warenterminbörse sowie einer Risikovorsorge auf den Höfen. Darüber hinaus sind unsere Genossenschaften gefordert, weiterhin notwendige strukturelle Anpassungen anzugehen, um sich im Export noch besser aufzustellen und die Wertschöpfung zu steigern.


top agrar: Sie machen keinen Hehl daraus, dass Sie das staatliche Tierwohllabel ablehnen. Die von der Agrarbranche mit dem Lebensmitteleinzelhandel ins Leben gerufene Initiative Tierwohl wird sich in Zukunft auch noch weiterentwickeln müssen und sich finanziell breiter aufstellen. Wie kann das gelingen?


Nüssel: Grundsätzlich lehne ich das staatliche Tierwohllabel nicht ab, allerdings passt die derzeit vom BMEL gewählte organisatorische Struktur nicht mit dem angestrebten Marktpotential zusammen. Der Initiative Tierwohl stehen ab 2018 jährlich 100 Mio. Euro ausschließlich für ein Mehr an Tierwohl in der Schweinehaltung zur Verfügung. Dieses Budget ist das höchste, das je in Deutschland für diesen Zweck aufgebracht wurde. Von Anfang an war die Initiative Tierwohl darauf fixiert, dass die Rahmenbedingungen sowie Kriterien kontinuierlich überprüft, nachjustiert und weiter entwickelt werden. Ich bin davon überzeugt, dass die nächsten Jahre intensiv genutzt werden, um auch nach 2020 den Forderungen in Bezug auf Tierhaltung, Ökonomie und gesellschaftliche Anforderungen nachzukommen.


top agrar: Während Ihrer Amtszeit gab es eine große Konsolidierungswelle bei den Genossenschaften. Haben sich die Landwirte und die Genossenschaften im Zuge des Strukturwandels weiter voneinander entfernt?


Nüssel:Um bei der Tierischen Veredelung zu bleiben: Die Genossenschaften bieten genau die Rahmenbedingungen, um den gesellschaftlichen Anforderungen in Sachen Tierwohl, Regionalität und Vertrauen gerecht zu werden. Die dafür in der Wertschöpfungskette notwendigen und aufeinander abgestimmten Prozesse sind in der Praxis umsetz- und steuerbar. Das ist ein sehr gutes Beispiel, wie Genossenschaften die Idee Friedrich Wilhelm Raiffeisens innovativ und mitgliederorientiert umsetzen.


top agrar: Kritik gab und gibt es an der Häufung von Ämtern in den Verbandsspitzen der Agrarbranche. Sie waren als DRV-Präsident und bleiben auch weiter Aufsichtsrat in mehreren Agrarunternehmen. Was entgegnen Sie Ihren Kritikern?


Nüssel:Während meine Vorgänger seit Gründung des DRV im Jahr 1948 die Präsidentschaft stets im Hauptamt führten, habe ich diese Tätigkeit ehrenamtlich wahrgenommen. Dies führte zu einer Kostenentlastung für den Verband, gleichzeitig blieb mir Raum für andere Aufgaben, vorwiegend in genossenschaftlichen Organisationen. Dieses vielseitige Engagement mit der engen Verbindung von Banken- und Warenwirtschaft ist im Interesse und zum Nutzen der DRV-Mitglieder und der gesamten Agrarwirtschaft.


top agrar: Was geben Sie ihrem Nachfolger als DRV-Präsident, Franz-Josef Holzenkamp, mit auf den Weg?


Nüssel: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft befindet sich in einem rasanten Änderungsprozess. Das gilt auch für die Verbandsarbeit. Ich bin mir sicher, dass Herr Holzenkamp mit seinen genossenschaftlichen Erfahrungen und seiner ausgewiesenen politischen Kompetenz frühzeitig die Erwartungen der DRV-Mitglieder aufnimmt und in ihrem Sinne effektiv sowie erfolgreich in die politischen Entscheidungsprozesse einbringt.


top agrar: Und was nehmen Sie sich für die Zeit nach der DRV-Präsidentschaft vor?


Nüssel:Ich werde mich mehr meiner Familie und den Hobbies widmen. Zudem engagiere ich mich im Wirtschaftsbeirat der Union. Darüber hinaus bleibe ich noch für eine gewisse Zeit Aufsichtsvorsitzender der BayWa. Auf jeden Fall freue ich mich auf das Raiffeisen-Jahr 2018. Denn die Anerkennung der Genossenschaftsidee durch die UNESCO gibt der Rechtsform der eG nochmals Rückenwind und die verdiente Anerkennung.


Die Fragen stellte Stefanie Awater-Esper

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