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Hendricks greift Schweinehalter wegen Export nach China an - Rukwied verärgert

Bundesumweltministerin Hendricks hat den deutschen Landwirten eine zu starke Exportorientierung vorgeworfen. Es sei keine tragfähige Strategie, jeden chinesischen Kühlschrank mit Schweinefleisch aus Deutschland zu versorgen. In einigen Regionen würden zu viele Tiere gehalten. Das führe zu einer Belastung der Umwelt.

Lesezeit: 5 Minuten

Bundesumweltministerin Hendricks hat den deutschen Landwirten eine zu starke Exportorientierung vorgeworfen. Es sei keine tragfähige Strategie, jeden chinesischen Kühlschrank mit Schweinefleisch aus Deutschland zu versorgen, sagte die SPD-Politikerin der Neuen Osnabrücker Zeitung.


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In einigen deutschen Regionen würden zu viele Tiere gehalten. Das führe zu einer Belastung der Umwelt. Die Tierzahlen müssten reduziert sowie das Tierwohl und der Umweltschutz stärker berücksichtigt werden. Hendricks sprach sich für eine flächengebundene Tierhaltung aus. Es sollten nur so viele Schweine, Rinder und Hühner gehalten werden, wie Boden zum Ausbringen von Mist und Gülle vorhanden sei.


Rukwied sauer


Als „plump“ und „pure Ideologie“ wies DBV-Präsident Joachim Rukwied die Vorwürfe zurück. Wie er am Rande der Grünen Woche klarstellte, würde das nicht die Realitäten berücksichtigen. „75 % des deutschen Schweinefleisches bleiben in Deutschland, 20 % gehen nach Europa und nur 5 % werden in Drittstaaten exportiert. Und das sind meist Schweineteile, die hier keiner isst, wie Ohren oder Pfötchen“, so Rukwied.

Er fragt, ob die Aussagen Hendricks daher nicht ein Aufruf zur Lebensmittelverschwendung seien. „Ich sehe keinen Einsatz dieser Produkte in Europa!“


Als Erfolg bezeichnete Rukwied in diesem Zusammenhang die Initiative Tierwohl. Inzwischen beteilige sich der Handel mit 130 Mio. Euro an dem Projekt. 23 % der gemästeten Schweine würden schon unter den Regeln der ITW gehalten; sie hätten z.B. 10 % mehr Platz. „Wir sind aber offen für eine Verzahnung der Initiative Tierwohl mit dem staatl. Tierwohlsiegel“, so Rukwied weiter.

 

„Bei der Düngung haben wir unsere Hausaufgaben gemacht“

 

Zum Thema Düngung und Nitratüberschüsse erklärte der Präsident in einer Fragestunde von Agrarjournalisten auf der Grünen Woche weiter, dass er nun von der EU erwarte, dass diese das Klageverfahren gegen Deutschland fallen lässt. „Bei der Düngeverordnung haben wir unsere Hausaufgaben gemacht, wir sind im ersten Jahr der Umsetzung und beschäftigen uns gerade intensiv mit der Anwendung der Stoffstrombilanz. Dieses erste Jahr muss und kann aber nur ein Lernjahr sein. Denn derzeit sind die Ausfülldetails noch nicht abschließend bekannt und die Programme funktionieren noch nicht umfassend“, betonte Rukwied. Daher dürfe es später nicht rückwirkend Sanktionen geben, wenn eine ordnungsgemäße Dokumentation 2017 noch nicht möglich war.

 

Der Bauernpräsident appellierte an die Politik, die Vorgaben maßvoll und praxistauglich umzusetzen. Die Bauern bräuchten Spielräume zur Ausgestaltung, etwa beim Ausbringen von Gülle. Auch die Witterung müsse berücksichtigt und Sperrfristen ggf. geändert werden. Auch bei der Länderöffnungsklausel sollte die Politik sehr sensibel vorgehen, insbesondere was die roten Gebiete mit einem N-Überschuss angeht. „In 15 % der Flächen findet sich zuviel Nitrat im Grundwasser. Da ist was falsch gelaufen und wir müssen hier Lösungen finden“, bestätigte Rukwied.  Er lobte die Bauern aber für ihre massive Reduktion der N-Belastung und des Düngereinsatzes.

 

„Bitte keine Politik auf Basis von Angstkampagnen“

 

In der Fragestunde wurde Rukwied erneut auf Glyphosat angesprochen; wann denn mit einem Ende zu rechnen sei. Hierzu stellte der Landwirt zwei wichtige Dinge klar:

 

1: „Wenn wir künftig politische Entscheidungen auf Basis von Angstkampagnen von NGOs treffen, dass riskieren wir die Zukunft Deutschlands“, so Rukwied.

 

2: „Glyphosat wird überhaupt nicht immer, überall und jedes Jahr von den Bauern eingesetzt! Der Betriebsleiter entscheidet individuell nach Bedarf und Witterung, das Mittel ist zudem nur eins von vielen Werkzeugen. Wir haben u.a. die Bodenbearbeitungsverfahren geändert auf Mulchsaat, bauen vermehrt Zwischenfrüchte an, setzen auf Humusbildung und Reduktion von Erosion, schaffen Rückzugsflächen für Wildtiere und legen Bienenweiden an“, stellte der Landwirt klar.

 

Das alles würde man gefährden, wenn Glyphosat verboten wird, weil dann wieder mehr gepflügt werden müsste. Dadurch nehme die Erosion zu, es würde CO2 frei und letztlich müsse man sehen, was denn schlechter für die Umwelt ist. Ganz abgesehen hätte ein Glyphosatverbot Wettbewerbsnachteile gegenüber Landwirten in anderen Ländern zur Folge. „Daher plädiert der Bauernverband für den Einsatz von Glyphosat unter Auflagen, wobei eine Sikkation definitiv unerwünscht ist und verboten bleiben muss.“

 

Einen ASP-Ausbruch würden viele Betriebe nicht überleben

 

Abschließend auf die Maßnahmen zur Afrikanischen Schweinepest angesprochen sagte Rukwied, es müsse noch mehr passieren, da eine Katastrophe drohe, wenn die Seuche uns erreicht. Der vom Verband geforderte Abschuss von 70 % der Wildschweine sei im Übrigen keine Einschätzung des DBV, sondern stamme von Ärzten und Epidemiologen. Erst bei einer derartigen Ausdünnung der Bestände sei eine weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen. Das belegten Erfahrungen aus Impfstrategien.

 

Rukwied forderte Agrarminister Christian Schmidt auf, jetzt schon mit Handelspartner über die Zeit nach einem ASP-Ausbruch zu sprechen, um Exportstopps zu vermeiden. „Alle Betriebe würden in Existenznot geraten und sicherlich viele würden das nicht überleben“, schätzt der Bauernpräsident.

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