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ARD-Panorama bezweifelt Tierschutzbemühungen der Landwirte

Aus der von der Landwirtschaft versprochenen Offenheit beim Tierschutz samt Verbesserungen in der Tierhaltung ist nach Meinung des ARD-Magazins Panorama nichts geworden. Politiker und Agrarwissenschaftler würden das "enorme Ausmaß von vermeidbaren Erkrankungen, Schmerzen und Leiden der Nutztiere" ignorieren und leugnen

Lesezeit: 4 Minuten

Aus der von der Landwirtschaft versprochenen Offenheit beim Tierschutz samt Verbesserungen in der Tierhaltung ist nach Meinung des ARD-Magazins Panorama nichts geworden. Die gerade von der LWK Niedersachsen ausgezeichnete Journalistin Oda Lambrecht (vgl. Mldg) sprach mit verschiedenen Tierschutzvereinen und Grünen-Politikern:


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Wie der Veterinär Matthias Wolfschmidt von der der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in dem Bericht sagte, würden Politiker und Agrarwissenschaftler weiterhin das "enorme Ausmaß von vermeidbaren Erkrankungen, Schmerzen und Leiden der Nutztiere" ignorieren oder gar leugnen. Auch in diesem Jahr seien grundlegende Probleme in deutschen Ställen nicht gelöst worden. Foodwatch verweist unter anderem auf aktuelle Daten des Schlachtunternehmens Vion, wonach 2017 fast 40 % der Schweine krankhafte Veränderungen an inneren Organen und Gelenken gehabt hätten.


Auch die Tierärztliche Hochschule Hannover habe bei Untersuchungen in Tierkörperbeseitungsanstalten in sechs Bundesländern bei mehr als 10 % der begutachteten Mast- und Zuchtschweine Erkrankungen festgestellt, die auf einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz schließen lassen, also auf einen Straftatbestand, berichtet das Magazin Panorama weiter. Außerdem hätten die Forschungen ergeben, dass bei etwa 20 % der angelieferten Schweine eine Nottötung unumgänglich gewesen wäre.


Die Interessensgemeinschaft Deutscher Schweinehalter (ISN) erklärte daraufhin, hier gebe es nichts zu beschönigen. Geschäftsführer Torsten Staack forderte, Landwirte und ihre Hoftierärzte seien in der Pflicht, Defizite zu beseitigen.


Berlin geht vor das Bundesverfassungsgericht


Als Konsequenz aus diesen Berichten habe das Land Berlin im September beim Bundesverfassungsgericht eine Überprüfung der Vorschriften für die Schweinehaltung beantragt. Eine Normenkontrollklage soll klären, ob die gängige Haltung gegen das Tierschutzgesetz und die Verfassung verstoße.


Kurz darauf reichte im November die Albert-Schweitzer-Stiftung in Baden-Württemberg eine Verbandsklage gegen die "gängigen Zustände in der Putenmast" ein. Die Tierschutzorganisation kritisiert damit unter anderem die "Überzüchtung" und die Haltung von "10.000 Tieren und mehr auf engstem Raum in verdreckten Hallen". Die Bundestierärztekammer hatte zuvor bereits kritisiert, dass rechtsverbindliche Vorgaben für die Putenhaltung fehlten.


Der Vorsitzende des Verbandes der Deutscher Putenerzeuger, Thomas Storck, wies die Kritik zurück. Die Putenhaltung in Deutschland sei tiergerecht und stehe im Einklang mit dem Tierschutzgesetz. Die Putenhalter hätten mit ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung das Tierwohl nachweislich verbessert.


"Gesetzliche Haltungsvorschriften für Rinder nötig"


Auch die Milchviehhaltung stand 2017 in der Kritik. Die Tierschutzorganisation ProVieh bemängelte laut Panorama, dass nur noch etwa 40 % der deutschen Kühe Weidezugang hätten. Zudem müsse die Haltung von Milchrindern gesetzlich geregelt und die Anbindehaltung verboten werden.


Der Deutsche Tierschutzbund hält die Situation in Ställen hierzulande grundsätzlich für mangelhaft, insbesondere die konventionelle Haltung werde den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht. Die Tiere hätten zu wenig Platz und kaum Auslauf, so die Tierschutzorganisation, außerdem führe das Zuchtziel Hochleistung zu Überlastung und damit zu Krankheiten und Verletzungen.


Ähnlich sieht das der Grünen-Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff: Die meisten Tiere hätten keine Möglichkeit zu artgerechter Beschäftigung und fristeten ein Leben auf strohlosen Betonböden in geschlossenen Ställen im Dämmerlicht. Der Bundestagsabgeordnete gibt allerdings auch zu bedenken, dass Landwirte eben auch weniger verdienen würden, wenn sie den Tieren zum Beispiel mehr Platz böten. Außerdem müsste man das Baurecht ändern, damit neue Außenklimaställe auch genehmigt würden, so Ostendorff.


DBV: Erfolge im Tierschutz erreicht


Der Deutsche Bauernverband (DBV) verweist dagegen auf "Erfolge" in der Tierhaltung. Zu den Leistungen gehöre auch eine "Verbesserung des Tierschutzes, unter anderem durch die Initiative Tierwohl". Die Initiative des Lebensmittelhandels ermöglicht einem Teil der Schweine- und Geflügelhalter durch eine Aufwandsentschädigung, ein wenig mehr für Tierwohl in ihren Ställen zu investieren.


Zu den Anforderungen ab 2018 gehörten Stallklima- und Tränkewasserchecks sowie zusätzliches Beschäftigungsmaterial im Stall, so der Sprecher der Initiative, außerdem müssten die teilnehmenden Landwirte ihren Tieren mehr Platz bieten. Ein Schwein bekommt demnach zehn Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Das entspricht gegen Ende der Mast bei einem Gewicht von 50 bis 110 Kilogramm 0,83 statt 0,75 Quadratmeter pro Tier.


Nach Angaben der Initiative Tierwohl sind inzwischen für die kommende Periode 2018 bis 2020 mehr als ein Fünftel aller Mastschweine in Deutschland integriert. Der Bauernverband lobt, kein anderes Programm habe solche Marktanteile. Kritikern gehen die Tierwohl-Kriterien allerdings nicht weit genug. Foodwatch spricht dagegen von "Placebo-Maßnahmen" und einem "Täuschungsmanöver des Lebensmittelhandels".


Das Magazin Panorama zitiert hierzu begleitend aus einem Informationsblatt des Bauernverbandes "exklusiv für Mitglieder". Darin hieß es zum Start der IT: "Eine von der Wirtschaft gut durchdachte und aktiv vorangebrachte Initiative Tierwohl mit hoher Teilnehmerzahl ist der beste Garant, gesetzlichen Verschärfungen vorzubeugen." Der Bauernverband erklärt aber, das Zitat treffe nicht den Kern des Anliegens. Offizielle Erklärungen seien ja auch damals schon auf eine Weiterentwicklung der Tierhaltungsbedingungen ausgerichtet gewesen.

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