Ein Abschluss der Doha-Runde dürfte insbesondere die europäische Zuckererzeugung negativ beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommen französische Wissenschaftler in einer Studie für die Brüsseler Generaldirektion Handel. Die Experten berechnen für den EU-Zuckersektor langfristige Wertschöpfungsverluste in Höhe von 12,9 %, sollten sich die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) auf ein Abkommen innerhalb des zuletzt diskutierten Rahmens einigen. Profitieren würden vorrangig die EU-Partnerländer Afrikas, der Karibik und des Pazifik (AKP-Staaten) sowie südamerikanische Zuckerrohranbauer.
Auch andere Bereiche der EU-Landwirtschaft müssten Einbußen hinnehmen, wenn auch in weitaus geringerem Umfang. So wäre der Bereich Öle und Fette mit einem Minus von 4,2 % betroffen, während die Milchwirtschaft 1,9 % weniger erwirtschaften würde. Die Obst- und Gemüseerzeugung müsste Abstriche in Höhe von 1,4 % machen. Der Fleischsektor käme ebenso wie Getreide und Faserpflanzen mit einer um jeweils weniger als 1 % verringerten Wertschöpfung glimpflich davon.
Deutlich stärker als in der EU wäre die Landwirtschaft in der Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island betroffen. Die Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) müssten demzufolge in vielen Sektoren zweistellige prozentuale Verluste hinnehmen, von 15,3 % im Milchbereich bis hin zu 43,0 % bei Fleisch.
In den USA hätte unter einem Doha-Abschluss vor allem der Ackerbau zu leiden: Veranschlagt werden langfristige Wertschöpfungsverluste in Höhe von 8,4 % für Getreide und 6,3 % für andere Kulturen. Hingegen dürfte sich eine Übereinkunft positiv für die US-Tierproduktion sowie auf die Obst- und Gemüseerzeugung auswirken: Hier winken jeweils Zuwächse von mehr als 2,0 %. Der amerikanische Milchsektor könnte ein Plus von 1,1 % verbuchen.
Durchweg profitieren würde die Landwirtschaft der großen südamerikanischen Agrarexporteure sowie Ozeaniens. Für Brasilien wird eine zusätzliche Wertschöpfung im Fleischbereich von 7,9 % erwartet. Argentinien sowie Australien und Neuseeland stehen da mit Zuwächsen um 7,0 % bzw. 6,3 % nur wenig nach. Besonderes Interesse an einem Doha-Abschluss dürften jedoch die exportorientierten neuseeländischen und australischen Milcherzeuger haben: Für sie ermitteln die Forscher Wertschöpfungsgewinne von 24,1 %. (AgE)
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