Große Konzerne bestimmen die Regeln in der digitalisierten Landwirtschaft und bäuerliche Landwirtschaft gerät zunehmend unter Druck: Das ist die Kernaussage einer neuen Studie.
Diese zeigt laut dem INKOTA-netzwerk in alarmierender Weise, wie das massenhafte Sammeln landwirtschaftlicher Daten in neuen Big-Data-Plattformen mündet, auf denen Boden- und Wetterdaten und Informationen über Verbraucher zentral gespeichert und ausgewertet werden. Vor allem Agrarkonzerne wie Bayer oder AGCO und Internetkonzerne wie Google oder Amazon würden diese Plattformen dominieren und profitierten von ihnen.
Die Herausgeber der Studie fordern darum eine strenge Regulierung der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Pat Mooney, Träger des Alternativen Nobelpreises und Autor der Studie, argumentiert: "Mit der Digitalisierung steht eine Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungsbereichs an. An wichtigen Knotenpunkten der Agrarlieferkette für landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Saatgut, Pestizide und Landmaschinen sowie im Bereich der Lebensmittelverarbeitung bestimmen künftig wenige Konzerne, welche Lebensmittel angebaut werden und was Roboter brauen oder backen."
Über Big-Data-Plattformen würden Konzerne nicht nur patentiertes, genmanipuliertes Saatgut vertreiben, sondern auch den dazu passenden Dünger, die Pflanzenschutzmittel und die Maschinen. Indem der autonom fahrende Traktor Daten sammelt und mit Algorithmen auswertet, entscheide nur das Gerät, wann welches Saatgut oder welche Pestizide genutzt werden sollen.
"Neben dem schwindenden Entscheidungsspielraum von Bauern sind Fehlentscheidungen durch den Algorithmus sehr wahrscheinlich und können ganze Ernten vernichten", sagt Jan Urhahn vom entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerk. Für lohnabhängig Beschäftigte in Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie bedeute die Digitalisierung Jobverluste und mehr Überwachung und Kontrolle. Auf Palmölplantagen in Indonesien würden Drohnen bereits zur Überwachung der ArbeiterInnen eingesetzt.
"Solange die neuen Big-Data-Plattformen in den Händen einiger weniger Konzerne liegen, werden sie nicht zum Wohle der Allgemeinheit wirken", so Urhahn. Ernährungssouveränität könne nur erreicht werden, wenn digitale Technologien, die Sammlung und die Auswertung von Daten demokratisch kontrolliert werden. Deshalb müssten die Konzerne künftig strenger reguliert werden.