„Man kann die Bauern als die ersten deutschen Opfer des Klimawandels sehen. Trotzdem haben viele für sie eher Häme als Verständnis übrig. Die Landwirte trügen selbst zum Klimawandel bei, sie sicherten sich nicht ausreichend dagegen ab, und jetzt hielten sie auch noch die Hände auf, das hört man derzeit oft“, schreibt Sören Götz in einem lesenswerten Kommentar in der ZEIT.
Seiner Meinung nach könne eine nachhaltige Landwirtschaft alleine die globale Erderwärmung auch nicht aufhalten. Die Bauern würden im gleichen Dilemma wie alle stecken. Jeder wisse, was schädlich für das Klima ist, und verdränge es immer wieder aufs Neue. „Ja, viele Landwirte düngen zu viel. Aber viele von uns steigen auch regelmäßig in den Flieger, noch mehr essen jeden Abend ihr Wurstbrot“, gibt Götz zu bedenken.
Die meisten Menschen würden eben nur etwas gegen Bedrohungen tun, die unmittelbar bevorstehen, und nichts gegen so etwas Abstraktes wie die globale Erwärmung – oder dagegen, dass die Rente in 30 Jahren nicht reichen könnte. Deshalb ist es laut dem Journalisten scheinheilig, den Landwirten jetzt die Hauptschuld am vom Menschen verursachten Klimawandel zuzuschieben und andere Industrien und sich selbst auszunehmen.
Im weiteren Verlauf seines Kommentars schildert Götz anhand der Bewässerung, wo die Hürden bei der Anpassung an immer trockenere Sommer sind: Man benötigt teure und komplexe Beregnungstechnik, die sich erstmal rentieren muss. Und es sind Genehmigungen nötig, um Wasser nutzen zu dürfen. Gleichzeitig müssten sich die Bauern auf Starkregenereignisse vorbereiten. Versicherungslösungen gegen Sturm, Hagel und Wasser gebe es, nur gegen Dürre seien sie unbezahlbar.
„Was den Landwirten bisher allerdings noch mehr zusetzt als der Klimawandel, ist der Preisdruck. Lebensmittel sind in Deutschland viel zu billig: In nur acht Staaten geben die Menschen einen noch geringeren Teil ihres Einkommens für Nahrung aus. Milch für 61 Cent pro Liter erleichtert es den Bauern nicht gerade, klimafreundlich zu wirtschaften und Geld für schwierige Zeiten oder nötige Investitionen zurückzulegen“, stellt Götz weiter fest.
Er empfiehlt, dass die Politik den Bauern helfen sollte, etwa mit Zuschüssen zu Beregnungsanlagen, indem sie Steuererleichterungen für Rücklagen gewährt, oder durch eine EU-Agrarpolitik, die die Bauern zu mehr Klimaschutz anleitet. Ebenso dringend aber bräuchten die Bauern die Einsicht der Kunden, dass Landwirtschaft ein teils unberechenbares Geschäft ist und gute Lebensmittel ihren Preis haben.