Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast lehnt eine Weideprämie aus Landesgeld weiterhin ab. Der Landeshaushalt habe keine Mittel für benachteiligte Landwirte, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung im Delmenhorster Kreisblatt.
Stattdessen hatte sich die CDU-Politikerin am vergangenen Freitag bei einem Besuch eines ostfriesischen Milchviehbetriebs für eine Prämie aus EU-Mitteln ausgesprochen. Diese würde aber erst ab 2021 greifen. Bisher profitierten vor allem Höfe an der Küste von einer noch unter rot-grün gestrichenen Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete (AGZ).
Fehlenden politischen Willen warf ihr daraufhin die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, Karin Logemann, vor. Die Ministerin kenne offensichtlich die Probleme der Milchbauern im Norden nicht. Allerdings kommt Otte-Kinast selbst von einem Milchviehbetrieb im Weserbergland.
Mit Weidehaltung etwas Landlust vorgaukeln?
Auch, dass die Ministerin bei dem Besuch die Vorteile der Stall- gegenüber der Weidehaltung herausgestrichen hatte, stößt bei Logemann auf harsche Kritik, so die NOZ weiter. Die Ministerin hatte gesagt, dass die Tiere draußen stärker unter Insekten und der derzeitigen Hitze litten. In diesem Zusammenhang soll Otte-Kinast laut einem bericht in der Ostfriesenzeitung wörtlich gesagt haben: "Klar, der Verbraucher sieht die Kuh gerne auf der Weide. Und wir Bauern sollen immer auch ein bisschen Landlust vorgaukeln. Aber damit kann man kein Geld verdienen…“
Für Logemann sind solche Aussagen ein „Schlag ins Gesicht“ der ostfriesischen Milchbauern. Zwar sei die Weidehaltung aufwändiger, doch am Beispiel der Ammerländer Weidemilch zeige sich, dass es einen Markt gebe, wird sie in der Zeitung zitiert.
Auch die Grünen stellten daraufhin klar, dass weidende Kühe kein Auslaufmodell seien. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) müsse zu seinem Versprechen einer Weideförderung stehen, forderten die Grünen und brachten eine Absetzung der Ministerin ins Spiel.