Kälbermast führt in Deutschland ein Nischendasein. Pro Jahr werden rund 300 000 Kälber gemästet. Das entspricht etwa der Hälfte des deutschen Verbrauchs, berichtet das Wochenblatt Westfalen-Lippe in seiner aktuellen Ausgabe. Von den 300 spezialisierten Kälbermästern in Deutschland würden 230 in der so genannten Vertragsmast arbeiten. Über diese Vertragsmast hat sich Dr. Theo Göbbel von der Landwirtschaftskammer NRW Gedanken gemacht. In einem Kommentar erläutert er, dass man hierbei nach Lohn und garantiertem Schlachtpreis unterscheidet. In der Lohnmast stellt der Mäster einem Unternehmen seine Arbeitskraft und den Stall zur Verfügung. Tiere und Futter werden gestellt. Für die Betreuung der Kälber erhält er einen festen betrag, in der Regel etwa 50 Cent pro Kalb und Tag. Trotzdem bietet diese "Rundum-sorglos-Paket" dem Lohnmäster kein sicheres Einkommen. Nur mit guten Leistungen und einer ausreichend großen Stückzahl kommen Mäster auf ihre Kosten. Entscheidend sind hier Laut Dr. Göbbel die Festkosten für den Stall. Eng wird es, wenn der Mäster einen neuen Stall bauen und finanzieren will. Selbst bei 30 % Eigenkapital und günstigen Zinsen bleibt am Ende für die eingesetzte Arbeit und das gesamte Risiko nur ein bescheidener Betrag übrig. Dort, wo die Kälber nicht im Lohn gemästet werden, sondern andere vertragliche Regelungen wie ein garantierter Mastpreis gelten, kommt es darauf an, wie viel "Freiheit" der einzelne Mäster hat. Kann er sich die Einstallkälber aussuchen? Welchen Einkaufspreis muss er zahlen? Wer bestimmt den Futterpreis und die Zusammensetzung des Futters? Wie werden die fertigen Mastkälber abgerechnet und wie die Verluste verrechnet? Wie bei allen vertraglichen Bindungen kommt es auch hier auf die Details an. Eine Besonderheit in der Kälbermast sind die integrierten Konzerne, die am Markt bzw. am Landwirt gleich dreimal verdienen, schildert der Kammerberater weiter und zählt auf: Am Verkauf der nüchternen Kälber, beim Verkauf der Futtermittel und am Ende beim Einkauf der fertigen Mastkälber. Die Erfahrung zeigt, dass das Geschäft mit der Vertragsmast für den Landwirt nicht immer aufgeht, wo hingegen die integrierten Konzerne in jeder Situation Geld verdienen \- sowohl bei niedrigen wie auch bei hohen Kalbfleischpreisen. "Kein Wunder, dass diese Unternehmen rund um das Kalbfleisch laufend weiter wachsen und investieren", so Dr. Göbbel.
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