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Besser morgens als abends mähen

Grassilage, die morgens gemäht und nachmittags siliert wird, enthält mehr wasserlösliche Kohlenhydrate und hat nach dem Öffnen eine bessere aerobe Stabilität als Silage, die abends zuvor gemäht wird.

Lesezeit: 5 Minuten

Diese Meldung stammt aus der Rubrik "Aus der Forschung" in der top agrar-Ausgabe 9/2018:


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Grassilage, die morgens gemäht und nachmittags siliert wird, enthält mehr wasserlösliche Kohlenhydrate und hat nach dem Öffnen eine bessere aerobe Stabilität als Silage, die abends zuvor gemäht wird. Das zeigten Wissenschaftler der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope.


Im Versuch verglichen sie den ersten Schnitt von Ackergras, das am Abend bzw. am Morgen gemäht wurden. Mit einer Trockenmasse (TM) von ca. 40% wurde das Schnittgut am Nachmittag siliert. Parallel verglichen die Forscher zwei Sorten: einen gras-dominierten Bestand (A) und eine Kleegras-Mischung (B). Nach 93 Tagen analysierten sie die Silagequalität.


Ergebnisse: Der TM-Gehalt des frischen Schnittgutes war bei beiden Sorten höher, wenn abends statt morgens gemäht wurde und lag z.B. im gras-dominierten Bestand bei 23% gegenüber 21%. Beim Silieren war der Anteil wasserlöslicher Kohlenhydrate in der gras-dominierten Sorte, das abends gemäht wurde, mit 277g/kg TM höher, als vom morgen (254 g pro kg TM). Die Kleegras-Sorte hatte einen geringeren Kohlenhydrat-Anteil (213 bzw. 203 g/kg TM).


Der Mahd-Zeitpunkt beeinflusste auch die Silagequalität nach dem Lagern: So hatte der Morgen-Schnitt von Sorte A eine TM-Gehalt von 39,6% und eine Essigsäure-Konzentration von 46 g/kg TM im Vergleich zu 43,6% und 23 g/kg TM vom Abend. Das könnte sich auf die aerobe Stabilität ausgewirkt haben. Denn der Morgen-Schnitt war nach dem Öffnen mit 10,4 Tagen (A) und 13,3 Tagen (B) deutlich länger stabil als die Silagen vom Abend (4,9 und 5,9 Tage).


Stellungnahme von Karsten Bommelmann, AG FUKO:


Nicht einverstanden mit diesen Schlussfolgerungen aus der Schweizer Studie zeigt sich Karsten Bommelmann von der Arbeitsgemeinschaft Futtersaaten, Futterbau & Futterkonservierung e.V. aus Isernhagen. Was ihn stört erklärt er hier:


"Grundsätzlich gilt es bei internationalen Versuchsanstellungen immer die Übertragbarkeit der dortigen Rahmenbedingungen und in der Folge auch der Ergebnisse auf hiesige Regionen zu hinterfragen. Mit der Höhenlage der Schweiz und der höheren Temperatursumme infolge der Sonnenstunden gehen klimatische Bedingungen einher, die sich mit Blick auf Photosyntheseleistung und durchschnittliche Anwelkzeiten z. B. nicht mit denen der norddeutschen Grünlandregionen vergleichen lassen.


Im Text wird eingangs angeführt, dass morgentliche Schnitte am Tag der Ernte zu höheren Rohzuckergehalten (wasserlösliche Kohlenhydrate) führen würden. Diese These entspricht zum Einen nicht der gängigen Lehrmeinung und wird zum Anderen durch die Ergebnisse der Versuchsvarianten A und B im eigenen Text widerlegt (A: 27,7 % zu 25,4 %; B: 21,3 % zu 20,3 %; Ergebnisse jeweils Vorabend zu Morgen in % XZ der TM).

Im nächsten Absatz wird angeführt, dass der Schnittzeitpunkt Einfluss auf die Essigsäuregehalte hat und als Folge auch unterschiedliche aerobe Stabilitäten der Silagen zu erwarten sind.


In der Sache ist diese Ausführung korrekt, jedoch sind Ursachen und Auswirkungen augenscheinlich nicht richtig erkannt worden.


a. Der Essigsäuregehalte der Variante B fiel in der Tat mit 2,3 % geringer als bei der Variante A aus, jedoch nicht, weil das Mähen am Abend per se der Uhrzeit oder der Witterung wegen zu geringeren Gehalten führen würde. Durch die längere Liege- und damit Anwelkzeit ist das Siliergut in diesem konkreten Fall mit 43,6 % TM bis in einen Bereich getrocknet, der wegen der schlechteren Verdichtbarkeit des Materials nicht mehr zu empfehlen ist. Ab Trockenmassegehalten von ca. 38 % aufwärts wird die Aktivität und Vermehrung von Bakterien im Siliergut durch den Wasserentzug gehemmt. Zu diesen Bakterien zählen auch die Essigsäurebildner. Dies ist im Übrigen auch der Grund, weshalb biologische Siliermittel in gehobenen TM-Bereichen nicht mehr zu empfehlen sind und nur noch chemische Siliermittel gute Effekte bei der Hemmung von Hefen und Pilzen erzielen.


b. Obwohl hohe Essigsäuregehalte aus Sicht der Futterkonservierung positiv wegen der guten Effekte auf die aerobe Stabilität zu sehen sind, ist der Gehalt der Variante B mit rund 4,6 % aus Sicht der Tierernährung schon wieder kritisch zu betrachten und liegt deutlich über dem Zielwert der DLG, welche in ihrem Bewertungsschema als Summe von Essig- und Propionsäure einen Höchstgehalt von 3,0 % empfiehlt. Der Zielkonflikt rührt daher, dass mit hohen Essig- und Propionsäuregehalten ein unangenehmer Geruch einhergeht und dies zu einer reduzierten Futteraufnahme führt.

 

Kurzum sollten das Fazit und die Empfehlung folgende sein: Obgleich der Effekt der Zuckereinlagerung durch die höhere Photosyntheseleistung am Nachmittag nicht zu unterschätzen ist, gibt es keine pauschal gültige Empfehlung für den Schnitt am Vor- oder Nachmittag. Auch nach der Mahd sind die Inhaltsstoffe nicht "eingefroren", sondern es finden noch Stoffwechselprozesse im anwelkenden Siliergut statt und enthaltener Zucker wird veratmet. Ziel ist daher, das Material in möglichst geringer Zeit bis in einen TS-Bereich von 33 % bis 35 % anzuwelken und einzufahren. In diesem Bereich ist eine ausreichende Verdichtbarkeit gegeben und eine bakterielle Aktivität zur pH-Wert-Absenkung möglich.


Im norddeutschen Bereich sind zum 1. und 2. Schnitt selten die Bedingungen gegeben (mildes Mai/Juni-Wetter; relativ langsames Anwelken wegen der hohen Ertragsmengen), um einen Schnitt, wie beim Schweizer Versuch, vom Morgen bis zum Nachmittag bis in TM-Bereiche von annähernd 40 % anzuwelken. Da hier eher die 24-Stunden-Silage ein realistisches Ziel ist, sprich ohnehin eine Nacht in Kauf zu nehmen ist, empfiehlt es sich in solchen Fällen den Schnitt am Nachmittag vorzunehmen und den Effekt der Mahd zum Zeitpunkt des höchsten Zuckergehalts für sich zu nutzen.


Bei ertragsärmeren Folgeaufwüchsen und gleichzeitig hochsommerlichen Temperaturen, z. B. in den Monaten Juli und August, sind gelegentlich auch in diesen Regionen die Anwelkleistungen ausreichend hoch, dass eine Silierung binnen eines Tages möglich ist. Hier kann die Mahd am Morgen die bessere Option sein, da Veratmungsprozesse vergleichsweise gering sind und zudem die Buttersäurebakterien, welche empfindlich auf Wasserentzug reagieren, von vornherein in ihrer Vermehrung gehemmt werden.

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