Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Biobauern und konventionelle Landwirte teilen Probleme und Lösungen

Die Schnittmengen von konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten werden größer. Das liegt an der zunehmenden Bedeutung von „Low-Risk-Technologien“ im Pflanzenbau. Die Digitalisierung treibt die Annäherung weiter an.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Schnittmengen von konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten werden größer. Das liegt an der zunehmenden Bedeutung von „Low-Risk-Technologien“ im Pflanzenbau. Die Digitalisierung treibt die Annäherung weiter an.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Nicht nur bei den Forschungs- und Entwicklungskosten und beim Zulassungsstau, sondern auch bei neuen Pflanzensorten, technischen Entwicklungen und Pflanzenschutzmitteln entwickeln der Biolandbau und die konventionelle Landwirtschaft wachsende Schnittmengen. Das hat ein Perspektivforum des Deutschen Bauernverbandes (DBV) auf der Biofach in Nürnberg gezeigt. Durch die ihm gesetzten Restriktionen sei der Ökolandbau auch heute schon in der Lage, dem konventionellen Zweig „Low-Risk-Technologien“ anzubieten, erklärte der DBV-Ökoreferent Dr. Heinrich Graf von Bassewitz auf der Veranstaltung. Das Potential dieser Lösungen für beide Zweige werde durch die Digitalisierung und das erhoffte Plus an staatlicher Forschung noch deutlich wachsen.


Streit zwischen öko und konventionellen Bauern in der Praxis kaum anzutreffen


Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV), Eberhard Hartelt, attestierte den Ökoerzeugern, in manchen Fragen „schon progressivere Antworten zu haben als der konventionelle Landbau“. Er riet beiden Seiten dazu, „Schützengräben zu verlassen und aufeinander zuzugehen“. Streitigkeiten spielten sich ohnehin hauptsächlich auf Funktionärsebene ab und seien in der Praxis kaum anzutreffen. Die im Perspektivforum dargestellten Entwicklungsprojekte befassten sich mit dem Pflanzenbau, der Automatisierung der landwirtschaftlichen Praxis und der Forschung an ökologischen Pflanzenschutzmitteln. Letztere sei für den Mittelstand mittlerweile kaum noch zu finanzieren, berichtete Martin Lohmann von der Neudorff GmbH. Er forderte eine Entlastung dieses Forschungszweigs durch ein geringeres Anforderungsprofil. Hoffnung auf finanzielle Unterstützung gehe von den großen Chemieunternehmen aus, die nun auch zunehmend in den biologischen Pflanzenschutz investierten.


Blick auf neue Populationssorten richten


Dr. Monika Messmer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) wies beim Forum darauf hin, dass bei der Zulassung von Ökosaatgut einer der Knackpunkte in der Optimierung der Prüfung auf genetische Homogenität liege. Die Prüfer müssten nun wieder stärker auf neue Populationssorten geeicht werden, die es außerhalb des Ökolandbaus kaum noch gebe. Rainer Carstens von der Unternehmensgruppe Westhof Bio berichtete von der Arbeit an einem Jäteroboter, der auf seinem Betrieb getestet werde. Mit Blick auf seine Erfahrungen mit mehreren Automatisierungslösungen riet er anderen Landwirten dazu, den Schritt der Digitalisierung zu wagen. Ein Wegfall an Arbeitskräften sei dabei nicht zu befürchten, es verschöben sich lediglich die Aufgabenfelder.


Mischkulturen für neue Anbausysteme


Zunehmend schwankende Witterungsverhältnisse machen nach Einschätzung von FiBL-Wissenschaftlerin Messmer die Forschung an robusten Sorten für beide Bewirtschaftungsformen attraktiv. Insbesondere bei den Vorzügen des Einsatzes von Mischkulturen sehe sie viele Überlappungen. Messmer stellte im Forum das Projekt „EU Remix“ vor, das noch bis 2021 läuft. Hier arbeite man an der Züchtung verschiedener Sorten auf Mischkultureignung. Beispielsweise lasse sich der Anbau von Gerste mit Erbsen kombinieren, oder aber Leguminosen mit Getreide. Bisher seien aber aufgrund der unterschiedlichen Blüh- und Erntezeitpunkte nur wenige solcher Kulturen verfügbar. Hier wolle das FiBL jetzt mit der Züchtung nachhelfen. Vor allem in Verbindung mit den neuen Entwicklungen in den Bereichen der Sensor- und Robotertechnik arbeite man im Rahmen der Biozüchtung an gänzlich neuen Anbausystemen, so Messmer. Das führe zu einer „größeren Agrarbiodiversität auf der Landschafts- und Betriebsebene bis hin zu komplexeren Agroforstsystemen“.


Personalmangel erzwingt Automatisierung


Laut Carstens haben auch die auf dem Betrieb von Westhof Bio eingesetzten beziehungsweise noch in der Entwicklung befindlichen Automatisierungslösungen außerhalb des Ökolandbaus Potential zur Effizienzoptimierung. Die Technologie der autonomen Jätemaschine habe auch im konventionellen Landbau gute Perspektiven, vor allem wenn man bedenke, dass immer mehr Wirkstoffe für den Pflanzenschutz wegfielen. Der Landwirt brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass beide Bewirtschaftungsformen sich in der Anbauweise zunehmend anglichen. Unterdessen komme er im eigenen Betrieb aufgrund des Arbeitskräftemangels mittlerweile „gar nicht mehr um die Automatisierung herum“. Als weitere digitale Lösungen in seinem Unternehmen nannte Carstens eine optische Möhrensortieranlage und einen Packroboter für die automatische Palletierung. Die Spinataussaat erfolge bereits seit zehn Jahren GPS-gesteuert. Im Gewächshaus regele ein Klimacomputer je nach Lichteinfall die Temperatur und die Wasserzufuhr, auch wenn hier noch menschliche Nachjustierung nötig sei. Strom und Wärme werden dem Landwirt zufolge mit einer eigenen Biogasanlage produziert, auch das dort entstehende CO2 werde in die Gewächshäuser geleitet.


Ziel ohne Kupfer im Pflanzenschutz auszukommen


Lohmann zeigte sich überzeugt, dass kupferreduzierte Pflanzenschutzmittel - wie von der Neudorff GmbH hergestellt - in Zukunft immer mehr gefragt sein werden. Aber auch die Erforschung von umweltfreundlichen Mitteln könne bis zu zehn Jahre dauern und mehrere Millionen Euro kosten. Der hohe Zeitaufwand verursache Verzögerungen beim Markteintritt, wobei der Kostendruck für Unternehmen durch die EU-Registrierung immer weiter ansteige. Dennoch treibe Neuendorff die Forschung voran, um das Branchenziel zu erreichen, zukünftig im Pflanzenschutz ohne Kupfer auszukommen. Jüngst habe man eine Seife vorgestellt, die als Fungizid im Ökolandbau eingesetzt werden könnte, hob Lohmann hervor. Diese Entwicklung dauere aber noch an. Oft seien die Anwendungsgebiete der entwickelten Produkte aber auch so spezifisch, dass sich die hohen Entwicklungskosten nicht rentierten. Der Unternehmensvertreter machte deutlich, dass die mittelständische Entwicklung nur mit politischer Unterstützung eine Chance habe. Die Ökolandbauforschung brauche daher eine „Überholspur für Grün“, insbesondere bei der Zulassung und Förderung.

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.