Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

News

Bitte Online: Bauer Willi über den Antragswahnsinn zu Ostern

Zu Ostern gibt es viel zu tun. Letzten Samstag habe ich den Antrag auf Dieselrückvergütung gestellt. Das heißt: Belege zusammensuchen, Antrag im Internet aufrufen, Daten aus dem Vorjahr importieren. Habe wieder den gleichen Fehler wie im Vorjahr gemacht: im Fahrtenbuch fehlt ein Eintrag.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein neuer Eintrag von Bauer Willi, zuerst erschienen auf www.bauerwilli.com:


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

"Zu Ostern gibt es viel zu tun. Letzten Samstag habe ich den Antrag auf Dieselrückvergütung gestellt. Das heißt: Belege zusammensuchen, Antrag im Internet aufrufen, Daten aus dem Vorjahr importieren.  Habe wieder den gleichen Fehler wie im Vorjahr gemacht: im Fahrtenbuch fehlt ein Eintrag. Also wieder neu rechnen, alles noch mal überprüfen, online abschicken, ausdrucken und den schriftlichen Antrag zur Post bringen. Ohne Unterschrift geht da nichts und es gibt keine Knete. Gläserner Landwirt.


Weil ich schon mal dran bin, auch gleich die Meldung bei der Saatguttreuhand machen. Geht ja auch online. Nein, Kleinerzeuger bin ich nicht, Kartoffeln habe ich auch keine und bei Getreide mache ich 100% Saatgutwechsel. Wird die in Bonn freuen. Online abschicken, per Mail erhalte ich eine Eingangsbestätigung, auf der genau das drauf steht, was ich eingegeben habe. Toll! Der Beleg landet gleich in der Tonne. Gläserner Landwirt!


Vor ein paar Tagen kam das Schreiben für den EU-Antrag. Diesmal ohne CD, geht jetzt über den Web-Client. Dabei, neben vielen anderen Vorschriften, ein 6-seitiges Papier, wie die Anmeldung jetzt erfolgen muss und wie weiter zu verfahren ist. Starten. 12-stellige Betriebsnummer eingeben. Steht im Ordner Agrarreform. Mist! Meldung, dass die bisherige PIN abgelaufen ist. Warum? Keine Ahnung. Also eine neue PIN ausdenken, dann um 10:30 Uhr starten.


„Ihr Antrag wird vorbereitet…“ Dokumente werden geladen…, Feldblock-Update wird vorbereitet…, Warten, warten, warten. Mittlerweile haben wir zu Mittag gegessen. Schließlich, nach 3 Stunden, breche ich den Download ab. Und dabei ist heute Sonntagmorgen und das Internet noch relativ schnell.  Ich starte den Download erneut und diesmal geht alles schnell. Das saß wohl jemand auf der Leitung oder der Server machte Pause. Jedenfalls schaue ich mir die Dokumente nur kurz an, ist ja schließlich Sonntag. Wieder eine ganze Reihe von neuen Abfragen, auch sieht alles ein wenig anders aus als sonst.  Habe die Schnauze für heute voll und lese mir lieber die beigefügten Beschreibungen im Detail noch mal durch. Bevor ich da wieder einen Bock baue, beim Eintragen der Flächen und Einzeichnen der Flächen und dem Betriebsprofil und …und…und! Gläserner Landwirt!


In dieser Woche ist auch ein Brief vom Statistischen Landesamt mit der Agrarstrukturerhebung 2016 gekommen. Wieder 6 Seiten Beschreibung, wie vorzugehen ist und der Hinweis, dass ich dazu gesetzlich verpflichtet bin. Frist von 2 Wochen, darf ich also auch nicht vergessen. Übrigens, das Passwort in den persönlichen Zugangsdaten lautet: m3x%6J6k. Kann man sich ja gut merken.


Beim Ändern des Passwortes wieder einen Fehler gemacht. Es muss Groß- und Kleinbuchstaben enthalten, Zahlen, und als besonderes „Schmankerl“ auch ein Sonderzeichen. Ich habe $ gewählt. Die lächerlichen 27 Seiten mit Daten, die ich schon an den verschiedensten Stellen abgegeben habe (und jetzt wieder nachschlagen muss) ist ja schnell abgearbeitet. Und wie viel Hektar Zwischenfrüchte ich im Herbst gesät habe (bitte mit zwei Nachkommastellen!) habe ich natürlich auch noch im Kopf. Der Nutzen für mich? Keine Ahnung! Gläserner Landwirt!


Was jetzt noch fehlt, ist die Düngebilanz. Die Zusammenstellung des Mineraldüngers geht ja noch fix, das hole ich mir aus der Datenbank der Genossenschaft. Aber wie ging das noch mal? Mist, doch nicht so einfach wie gedacht. Dann noch die Belege für das Gärsubstrat raussuchen. Finde ich nach einigem Suchen dann im Ordner Wirtschaftsjahr bei den bezahlten Rechnungen. Jetzt muss ich aus der Schlagkartei noch die Erträge für Weizen, Raps und Zuckerrüben ermitteln, damit die exportierten Nährstoffe auch eingetragen werden können. Geht bei der Zuckerfabrik und der Genossenschaft über deren Portal. Muss ich aber entsprechend selektieren und das letzte Mal habe ich das vor einem Jahr gemacht.


Jedenfalls mache ich das alles aber nur nach und nach, jeden Tag ein wenig, sonst sitze ich da mindestens einen halben Tag dran und das halten meine Nerven nicht aus. Und wie im Vorjahr drucke ich die Bilanz dann aus, lochen, abheften und, wie immer,  zu den Akten. Schicken muss ich das (noch?) keinem, ist nur für den Fall, dass die EU-Stasi kommt. Hoffentlich finde ich das dann auch alles wieder! Gläserner Landwirt!


Übrigens: Die Krankenkasse hat auch was geschickt. Meine Frau hat draufgeschrieben “Bitte online erledigen“. Ja, mache ich, aber erst kommt der Betrieb dran. Übrigens: die wollen von mir wissen, ob „mein“ Kind von „meiner“ Frau (kann auch die Lebensabschnittsbegleiterin sein)  ist. Hä? Gläserner Bürger!


Besonders „schön“ finde ich ja, dass all diese Abfragen jetzt im Frühjahr kommen, wo die Feldarbeit draußen wieder losgeht. Im Winter wäre dafür ja mehr Zeit gewesen. Was haben die Beamten eigentlich da gemacht? Ach übrigens, die Steuererklärung ist ja schon ein paar Wochen raus, natürlich auch online. Habe ich mit so einem schwarzen Vogel geschickt, nennt sich ELSTER.


Wie wäre unser Leben ohne Internet? Wahrscheinlich wäre ohne digitale Vernetzung niemand auf die Idee gekommen, das auch alles so zu fordern. Aber wir Bauern haben ja alle Zeit…und alle Internet…Und im Netz ist ja an den Ostertagen auch nicht so viel los, weil die „normalen“ Menschen ihren Ausflug machen…

Ach so, im Feld wollte ich ja auch noch was machen. Düngen wäre nicht schlecht, oder Rüben säen, oder den Raps spritzen. Und den Zaun reparieren muss ich auch noch. Obstbäume wollte ich auch noch pflanzen. Die Arbeit muss halt warten. Erst die Pflicht, dann das Vergnügen. *Ironie aus*"



Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.