Österreichs Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter geht davon aus, dass das Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union nur relativ geringe Auswirkungen auf den österreichischen Agrarsektor haben wird. Es sei nicht zu erwarten, dass sich Großbritannien als Verfechter des Freihandels nun abschotten werde, erklärte der Minister.
Der Wille des britischen Volkes sei zu akzeptieren und nun konsequent umzusetzen, betonte der Wiener Agrarressortchef. Eine EU-Mitgliedschaft „light“ dürfe es jedenfalls nicht geben. Der Ball liege nun bei den Briten, die nach den Bestimmungen des Vertrags von Lissabon einen Antrag auf Austritt stellen müssten, führte Rupprechter aus.
Innerhalb der Europäischen Union werde es vor allem darum gehen, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit möglichst gering zu halten und darüber hinaus Antworten auf die großen Fragen der Union - Migration, Arbeitslosigkeit, sozialer und wirtschaftlicher Zusammenhalt sowie Außen- und Sicherheitspolitik - zu finden. Der Minister rechnet damit, dass sich Großbritannien trotz des Austritts wirtschaftlich von Europa nicht abwenden, sondern vielmehr seine Handelsbeziehungen nun in einem Freihandelsabkommen mit Brüssel oder im Rahmen des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) regeln werde.
Keine großen negativen Folgen erwartet Rupprechter für den landeseigenen Agrarsektor, wobei er jedoch feststellte, dass Österreich mit Großbritannien, das für die heimische Landwirtschaft elftwichtigster Markt sei, eine positive Agrarhandelsbilanz aufweise.
SPÖ-Agrarsprecher Erwin Preiner sieht nach dem Votum in einem Austritt Großbritanniens aus der EU jetzt „die logische Konsequenz“. Der ÖVP-Abgeordnete Nikolaus Berlakovich warnte ebenfalls davor, mit „Verrenkungen“ zu versuchen, die Briten in der Union zu halten. Entsprechend äußerte sich auch Grünen-Agrarsprecher Dr. Wolfgang Pirklhuber, der zudem forderte, „jetzt muss Klartext gesprochen werden“. Ein Austritt bei gleichzeitiger Inanspruchnahme der alten Privilegien komme nicht in Frage. Nach Ansicht des FPÖ-Politikers Christian Höbart ist allerdings die EU gefordert, Großbritannien in eine Art von europäischem Wirtschaftsrahmen einzubauen.