Heftige Kritik haben die Grünensprecher Harald Ebner und Thilo Hoppe an der „Haltung der Bundesregierung zur Rolle der Agro-Gentechnik und der EU-Agrarpolitik bei der Sicherung der Welternährung“ geübt. Sie sprachen von „verantwortungsloser Inkompetenz“.
„Die Bundesregierung kann keine überzeugenden Belege für einen konstruktiven Beitrag der Agrogentechnik zur globalen Ernährungssicherung vorlegen. Sie räumt sogar ein, dass die Potentiale der Agrogentechnik zur Ertragssteigerung oder Bewältigung des Klimawandels sehr begrenzt sind“, erklärten die Grünen-Politiker.
Nach ihrer Auffassung liegt der Grund hierfür darin, dass Schlüsseleigenschaften wie Trockenheits- oder Salzresistenz genetisch viel komplexer als die in der Gentechnik übliche Herbizidtoleranz seien, die nur auf einem einzigen Gen beruhe. Die „mangelhafte wissenschaftliche Kompetenz und Sorgfalt der Bundesregierung“ auf diesem Gebiet sei „verantwortungslos“: Leserbriefe von Lobbyisten der Agrogentechnikindustrie würden als „wissenschaftliche Studien“ interpretiert.
Ebner und Hoppe nannten zudem die Behauptung „dreist“, zu den von ihnen explizit abgefragten möglichen Industrieverflechtungen der zitierten Autoren lägen der Bundesregierung keine Informationen vor. Schließlich zeige schon eine einfache Suchmaschinenrecherche im Internet den Hintergrund und die Kunden einiger der Verfasser; als Beispiel führten die Grünen-Parlamentarier die Saatgutunternehmen Monsanto und Syngenta auf.
Wer ernsthaft behaupte, dass der Anbau von Futtermitteln in Entwicklungsländern für die Fleischproduktion in Europa ein Beitrag zur Welternährung sei, verspiele jeden Anspruch auf Glaubwürdigkeit in Welternährungsfragen. „Die Bundesregierung bestätigt unsere Befürchtung, dass die in Sonntagsreden vorgetragenen Sorgen um die Welternährung nichts weiter sind als eine PR-Fassade, um daraus die finanzielle und politische Förderung der Agrogentechnik sowie der Produktionsausweitung in Europa abzuleiten“, so die Grünen-Politiker. Auf diese Weise versuche die Regierung, die „handfesten Interessen“ der Agrochemie- und Fleischbranche zu verschleiern. (AgE)