Das „Royal Institute of International Affairs“ hat dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit die Einrichtung einer marktorientierten Agrarpolitik empfohlen. Die am 2. November auf der Internetseite der Denkfabrik veröffentlichten Anregungen verweisen jedoch auch auf Möglichkeiten, wie sie in anderen Ländern mit einem ähnlichen Entwicklungsstand praktiziert werden.
Eine neue eigene britische Agrarpolitik müsse in der Lage sein eine Reihe globaler Herausforderungen zu bewältigen, heißt es auf der Homepage. Dazu zählt das Institut etwa den Klimawandel, ein steigendes Risiko für Tierseuchen und eine rückläufige Preisentwicklung.
Das Vereinigte Königreich werde bei nahezu jedem potenziellen Brexit-Ergebnis eine neue Agrarpolitik benötigen. Eine Beibehaltung der Bedingungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU empfiehlt die Denkfabrik nicht, da es ihrer Ansicht nach keine wirkliche Aussicht auf eine substantielle Reform des EU-Agrarmodells im nächsten Jahrzehnt zu geben scheint. Es bestehe besonders die Gefahr eines Rückgangs vom derzeitigen „entkoppelten“ Ansatz hin zu einem absichernden und marktverzerrenden Ansatz.
Zudem sei aufgrund des Drucks auf den EU-Haushalt durch den Brexit, die Migration und die Sicherheitspolitik der Anteil des Agrarbudgets am EU-Haushalt von derzeit 40 % kaum zu halten; vielmehr dürfte er sich verringern.
Im Vereinigten Königreich würde nur ein marktorientiertes Modell, das auf ein effektives Engagement für die Umwelt und die Eindämmung des Klimawandels ausgerichtet ist, das Land in die Lage versetzen, vom Freihandel zu profitieren und gleichzeitig das Versprechen der Regierung einzuhalten, den Umweltschutz im Sinne der nächsten Generation zu verbessern.
Nach Ansicht des Instituts würde die Anwendung des marktorientierten Modells in Großbritannien die Preise für die Verbraucher senken, die Produktivität der Wirtschaft anheben und das Staatsbudget erheblich entlasten. „Die Umsetzung einer nachhaltigen, marktorientierten Agrarpolitik ist eine echte Chance für die globale Führungsrolle des Vereinigten Königreichs außerhalb der EU im nächsten Jahrzehnt“, so die Denkfabrik. Dennoch wird eingeräumt, dass zunächst erhebliche Umwälzungen für landwirtschaftliche Erzeuger die Folge wären und die politischen Herausforderungen einer solchen Reform nicht unterschätzt werden sollten.