Wer derzeit zwischen Würzburg und Kempten einen neuen Abnehmer für seine Milch sucht, hat die Qual der Wahl. In der Region gibt es kaum eine Molkerei, die keine neuen Lieferanten aufnimmt: Die Privaten wollen wachsen, die Genossenschaften ihre durch den Strukturwandel wegbrechende Milchmenge wieder ausgleichen.
Ein Kommentar von Silvia Lehnert in der top agrar Südplus 4/2017:
Wer derzeit zwischen Würzburg und Kempten einen neuen Abnehmer für seine Milch sucht, hat die Qual der Wahl. In der Region gibt es kaum eine Molkerei, die keine neuen Lieferanten aufnimmt: Die Privaten wollen wachsen, die Genossenschaften ihre durch den Strukturwandel wegbrechende Milchmenge wieder ausgleichen.
Durch zwei neue Player am Markt dürfte der Wettbewerb um die Milch künftig noch weiter an Fahrt aufnehmen:
Die auf Pulver spezialisierte Almil AG aus Bad Homburg will offenbar das vor der Schließung stehende Hochwald-Werk im bayerischen Weiding übernehmen und 125 Mio. kg Milch gleich mit dazu.
Bei der Omira steigt die französische Lactalis-Gruppe ein und übernimmt die beiden Standorte in Ravensburg und Neuburg an der Donau. Nach FrieslandCampina und Arla ist damit ein weiterer finanzstarker, international aufgestellter Konzern im Süden aktiv.
Die kaufkräftige Kundschaft mag ein wichtiger Grund für die hohe Attraktivität des süddeutschen Marktes sein. Für die „Neueinsteiger“ dürfte aber die Rohstoffbasis in klassischen Gunstregionen für die Milcherzeugung entscheidend dafür gewesen sein, hier Standorte zu übernehmen.
Das ist eine gute Nachricht für die Milchbauern: Ihr Produkt ist auch in Zukunft gefragt. Diese starke Verhandlungsposition gilt es zu nutzen.
Dass mit Omira und Hochwald erneut zwei große Genossenschaften in Schwierigkeiten geraten sind und dass auf regionaler Ebene mit umliegenden Molkereien keine Lösung möglich war, gibt jedoch zu denken. Sind die Strukturen in großen Genossenschaften noch zeitgemäß? Ist das Ehrenamt den Managementaufgaben in solchen Konzernen noch gewachsen?
Wenn selbst der Aufsichtsratsvorsitzende der Omira die zu langen Entscheidungswege und die zu geringe Flexibilität von Genossenschaften öffentlich beklagt, muss diese Diskussion jetzt geführt werden. Andererseits gibt es in Süddeutschland viele sehr gut funktionierende Genossenschaften. Manche davon sind als Qualitäts- oder Kostenführer erfolgreich, die anderen als Hersteller von Spezialitäten oder Markenartikeln. Und was auffällt: Die Genossenschaftsmolkereien sind es, die bei den Milchpreisen die Marschroute vorgeben und regelmäßig vorne liegen.
Nicht die Privatmolkereien. Letztere zahlen in der Regel nur das aus, wozu sie durch ihr Umfeld gedrängt werden. Trotz der beeindruckenden Kennzahlen soll das übrigens auch bei Lactalis seit Jahren so sein. In einem funktionierenden Wettbewerb brauchen wir einen Mix: Private Unternehmen, die mit mutigen Entscheidungen ihre Gewinne maximieren wollen. Und flexible Genossenschaften, denen die Balance zwischen Markt und Interessen der Mitglieder immer wieder neu gelingt.
Genauso brauchen wir sowohl die großen „Dampfer“ mit Einfluss als auch die kleinen Molkereien und Käsereien, die schneller auf Entwicklungen reagieren können. Die Vielfalt ist die Stärke des süddeutschen Milchmarktes. Es wäre gut für die Erzeuger, wenn das auch in Zukunft so bleibt.
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Ein Kommentar von Silvia Lehnert in der top agrar Südplus 4/2017:
Wer derzeit zwischen Würzburg und Kempten einen neuen Abnehmer für seine Milch sucht, hat die Qual der Wahl. In der Region gibt es kaum eine Molkerei, die keine neuen Lieferanten aufnimmt: Die Privaten wollen wachsen, die Genossenschaften ihre durch den Strukturwandel wegbrechende Milchmenge wieder ausgleichen.
Durch zwei neue Player am Markt dürfte der Wettbewerb um die Milch künftig noch weiter an Fahrt aufnehmen:
Die auf Pulver spezialisierte Almil AG aus Bad Homburg will offenbar das vor der Schließung stehende Hochwald-Werk im bayerischen Weiding übernehmen und 125 Mio. kg Milch gleich mit dazu.
Bei der Omira steigt die französische Lactalis-Gruppe ein und übernimmt die beiden Standorte in Ravensburg und Neuburg an der Donau. Nach FrieslandCampina und Arla ist damit ein weiterer finanzstarker, international aufgestellter Konzern im Süden aktiv.
Die kaufkräftige Kundschaft mag ein wichtiger Grund für die hohe Attraktivität des süddeutschen Marktes sein. Für die „Neueinsteiger“ dürfte aber die Rohstoffbasis in klassischen Gunstregionen für die Milcherzeugung entscheidend dafür gewesen sein, hier Standorte zu übernehmen.
Das ist eine gute Nachricht für die Milchbauern: Ihr Produkt ist auch in Zukunft gefragt. Diese starke Verhandlungsposition gilt es zu nutzen.
Dass mit Omira und Hochwald erneut zwei große Genossenschaften in Schwierigkeiten geraten sind und dass auf regionaler Ebene mit umliegenden Molkereien keine Lösung möglich war, gibt jedoch zu denken. Sind die Strukturen in großen Genossenschaften noch zeitgemäß? Ist das Ehrenamt den Managementaufgaben in solchen Konzernen noch gewachsen?
Wenn selbst der Aufsichtsratsvorsitzende der Omira die zu langen Entscheidungswege und die zu geringe Flexibilität von Genossenschaften öffentlich beklagt, muss diese Diskussion jetzt geführt werden. Andererseits gibt es in Süddeutschland viele sehr gut funktionierende Genossenschaften. Manche davon sind als Qualitäts- oder Kostenführer erfolgreich, die anderen als Hersteller von Spezialitäten oder Markenartikeln. Und was auffällt: Die Genossenschaftsmolkereien sind es, die bei den Milchpreisen die Marschroute vorgeben und regelmäßig vorne liegen.
Nicht die Privatmolkereien. Letztere zahlen in der Regel nur das aus, wozu sie durch ihr Umfeld gedrängt werden. Trotz der beeindruckenden Kennzahlen soll das übrigens auch bei Lactalis seit Jahren so sein. In einem funktionierenden Wettbewerb brauchen wir einen Mix: Private Unternehmen, die mit mutigen Entscheidungen ihre Gewinne maximieren wollen. Und flexible Genossenschaften, denen die Balance zwischen Markt und Interessen der Mitglieder immer wieder neu gelingt.
Genauso brauchen wir sowohl die großen „Dampfer“ mit Einfluss als auch die kleinen Molkereien und Käsereien, die schneller auf Entwicklungen reagieren können. Die Vielfalt ist die Stärke des süddeutschen Milchmarktes. Es wäre gut für die Erzeuger, wenn das auch in Zukunft so bleibt.