Vor einer Weile auf dem Milchviehbetrieb meines Schwagers: Wir erwarten hohen Besuch. Die Redakteurin eines großen deutschen Nachrichtenmagazins reist mitsamt Fotografin an.

Die beiden Frauen nehmen die zweistündige Fahrt von Hamburg an die dänische Grenze auf sich, um sich zum Thema „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ zu informieren. Wir selbst sind skeptisch, ob wir hierfür die Richtigen sind. Schließlich ist der Hof nicht die Spitze des digitalen Eisbergs, finden wir.

Leicht eingeschüchtert und mit einer gesunden Portion Zurückhaltung stellen wir die technischen „Highlights“, also den Futtermischwagen, die Kamera in der Abkalbebox und auch die schlanke Version des Herdenmanagement-Programmes vor. Die Damen sind sichtlich beeindruckt. Im Büro im Melkhaus fragen sie neugierig, was dort blinkt. „Ach das, das ist unsere Brunsterkennung.“ – „Eure was?!“ – „Na die Brunsterkennung. Kommt mit, ich zeig es Euch!“, sagt mein Schwager als wäre es das normalste der Welt.

Wir gehen gemeinsam zur Weide. Während die hanseatischen Medienfachfrauen die Kühe beobachten, schaue ich mir ihr Styling und insbesondere ihre Accessoires genauer an.

Beide tragen einen FitBit, einen elektronischen Schrittzähler, am Handgelenk. Ich ergreife das Wort: „Wisst Ihr, Ihr messt doch täglich Eure Schritte, richtig?“ Die Damen nicken. „Das machen wir mit den Kühen auch. Die Schrittzahl sagt eine Menge über das Wohlbefinden der Kuh aus. Und über ihre Brunst. Wenn sie Lust auf einen Bullen hat, ist sie mehr unterwegs als sonst. Dieses Signal zeigt uns das Gerät an und wir wissen: Die Kuh kann jetzt besamt werden.“

Die Besucherinnen starren abwechselnd auf ihr Handgelenk und auf das Halsband der Kuh. „Ist das bei Frauen auch so, dass sie mehr unterwegs sind?“, fragt mein Schwager schlagfertig in die Runde. Die beiden lachen. „Gute Frage.“

Von Julia Nissen vom Forum Moderne Landwirtschaft.