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Die Ferkellücke wird größer

Ohne Importferkel bliebe so mancher deutsche Maststall leer. Neue Tierschutzauflagen lassen das Defizit weiter wachsen. Die Entwicklung der deutschen Schweinebranche gilt als Erfolgsstory. Besonders beeindruckend sind die Schlachtzahlen, die seit 2003 um ein Drittel auf rund 60 Mio. Schweine pro Jahr gestiegen sind.

Lesezeit: 4 Minuten

Ohne Importferkel bliebe so mancher deutsche Maststall leer. Neue Tierschutzauflagen lassen das Defizit weiter wachsen, meint Markus Fiebelkorn von Danske Svineproducenter in der top agrar 2/2017:


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Die Entwicklung der deutschen Schweinebranche gilt als Erfolgsstory. Besonders beeindruckend sind die Schlachtzahlen, die seit 2003 um rund ein Drittel auf rund 60 Mio. Schweine pro Jahr gestiegen sind. Die deutschen Ferkelerzeuger wurden dabei allerdings etwas abgehängt: Seit Jahren schrumpft der Sauenbestand, während der Ferkelbedarf immer weiter steigt. Mittlerweile hat jedes fünfte Schwein einen „Migrationshintergrund“. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.


12 Mio. Ferkel importiert


Vor rund zwanzig Jahren wurde Deutschland erstmalig zu einem Ferkelzuschussgebiet. Seitdem ist das Defizit auf über 9,2 Mio. Ferkel pro Jahr gestiegen. Da Deutschland gleichzeitig selbst rund 2,5 Mio. Einstalltiere exportiert, mussten 2016 fast 12 Mio. Ferkel eingeführt werden, um deutsche Mastställe zu füllen.


Hauptlieferland ist nach wie vor Dänemark, das zuletzt etwa 6,4 Mio. Ferkel pro Jahr an deutsche Mäster lieferte. Seit 2010 stagnieren die Importe aus Skandinavien allerdings. Denn Dänemark hat mit Polen einen neuen lukrativen Absatzmarkt gefunden, der mindestens so gute Preise bringt wie der deutsche. Bei polnischen Mästern genießen dänische Herkünfte im Gegensatz zu den niederländischen Ferkeln einen sehr guten Ruf.


So kommt es, dass in Deutschland der nach wie vor steigende Bedarf an Ferkeln in den letzten Jahren hauptsächlich durch holländische Vermarkter ausgeglichen wurde. Niederländer haben ihre Lieferungen nach Deutschland von 2006 bis 2016 auf 5,4 Mio. Ferkel mehr als verdoppelt.



Regionale Unterschiede


Bei der Berechnung des Ferkelbedarfs werden die Viehzählungsergebnisse mit den durchschnittlichen Leistungsdaten aus deutschen Ställen kombiniert. So lässt sich ermitteln, in welchen Regionen bzw. Bundesländern besonders viele Einstalltiere fehlen. Die Unterschiede innerhalb Deutschlands sind riesig:



  • Besonders abhängig von Importferkeln sind die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Das Defizit ist von 8 Mio. Ferkel im Jahre 2006 auf 12 Mio. Ferkel im Jahre 2016 gestiegen. Der Abwärtstrend hat sich in diesen beiden Bundesländern allerdings etwas beruhigt. Seit drei bis vier Jahren hat sich der Bedarf bei rund 12 Mio. Tieren eingependelt.
  • In Schleswig-Holstein ist das Defizit in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls gewachsen, sodass Schleswig-Holsteiner Mäster jedes Jahr ca. 1 Mio. Ferkel aus dem Ausland zukaufen müssen. Seit 2009 sind die Zahlen aber auch hier stabil.
  • Im süddeutschen Raum hat sich die Lage hingegen noch nicht stabilisiert. In Bayern ist in nur zehn Jahren aus einem Überschuss von gut 600 000 Ferkeln ein Defizit von mehr als 1,2 Mio. geworden. Kaum besser sieht es in Baden-Württemberg aus, das traditionell als Ferkelüberschuss-Gebiet gilt. Der Überschuss ist im gleichen Zeitraum auf nur noch 700 000 Ferkel geschrumpft, sodass Süddeutschland 2016 rein rechnerisch eine halbe Million Ferkel fehlen.
  • Der Südwesten bewegt sich kaum. In Hessen und Rheinland-Pfalz liegt das Defizit seit 2006 stabil zwischen 300 000 und 500 000 Ferkeln. 
  • Die einzige Region Deutschlands, in der sich die Ferkelerzeugung besser entwickelt hat als die Mast ist Ostdeutschland. Viele größere Betriebe stocken auf und beliefern nun Mäster vor allem im Nordwesten der Republik. Seit 2006 hat sich dort der Ferkelüberschuss von ca. 2,0 Mio. Ferkel auf 4,5 Mio. Ferkel mehr als verdoppelt.


Trüber Ausblick


Die ostdeutschen Betriebe haben zuletzt verhindert, dass das deutsche Ferkeldefizit weiter ungebremst steigt. Für eine Trendwende reichte das bisher aber nicht. Es bleibt bei der mitteleuropäischen Arbeitsteilung in der Schweinehaltung:


  • Tierhalter in Dänemark und Holland produzieren durch relativ stabile Sauenbestände und hohe Leistungen noch mehr Ferkel, die ausgeführt werden müssen, weil es im eigenen Land an Mastplätzen fehlt.
  • Deutschland baut hingegen seine Funktion als Mast- und Schlachtzentrum Europas weiter aus. Fast jedes vierte EU-Mastschwein kommt hier an den Haken.


Die deutsche Politik dürfte in den kommenden Jahren sogar dafür sorgen, dass sich diese Arbeitsteilung noch verstärkt. Wenn z. B. die betäubungslose Kastration in Deutschland ab 1. Januar 2019 verboten sein wird, erwarten Experten, dass das Ferkeldefizit in Süddeutschland nochmals kräftig steigt. Gleiches gilt wahrscheinlich für Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.


Auch die Diskussionen um Kastenstände und Tierwohl dürften vor allem den deutschen Ferkelerzeugern zusetzen. Die Folge: Das Ferkeldefizit Deutschlands wird wahrscheinlich in den kommenden Jahren wieder schneller wachsen. 

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