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Diese Skandale braucht niemand!

Ein Kommentar von top agrar-Chefredakteur Dr. Ludger Schulze Pals aus der neuen top agrar 9/2017: Erst Gammelfleisch, dann Dioxin, jetzt Fipronil. Die Kette der Lebensmittelskandale reißt scheinbar nicht ab. Viele fragen sich: Warum versagt die Lebensmittelüberwachung immer wieder?

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von top agrar-Chefredakteur Dr. Ludger Schulze Pals aus der neuen top agrar 9/2017:

 

Erst Gammelfleisch, dann Dioxin, jetzt Fipronil.  Die Kette der Lebensmittelskandale reißt scheinbar nicht ab. Viele fragen sich: Warum versagt die Lebensmittelüberwachung immer wieder? Die Antwort ist einfach: Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ist längst globalisiert, während die Lebensmittelüberwachung noch immer weitgehend national organisiert ist.

 

Die Konsequenz muss daher lauten: Wer Lebensmittelskandalen früher auf die Spur kommen will oder – besser noch – diese im Keim ersticken will, muss der EU viel stärkere Durchgriffsrechte einräumen. Wir brauchen mehr Europa, nicht weniger, wie es eine populistische Partei im Bundestagswahlkampf plakativ fordert. Davon sind wir weit entfernt. Die Mitgliedstaaten rücken in der Krise nicht zusammen, sondern zanken sich.

 

Zwischen Belgien und den Niederlanden herrscht derzeit ein regelrechter Eierkrieg. Schon im November 2016 haben die niederländischen Behörden aus Belgien erste Hinweise auf den Einsatz von Fipronil in Ställen bekommen. Neun Monate passierte dann nichts.

 

Welcher Verbraucher und Landwirt fragt sich da nicht, wie lange das schon so geht? Klar ist: Wer mit dem Vertrauen der Verbraucher so umgeht, spielt mit dem Feuer. Die Konsumenten sind ohnehin hoch sensibel, was die Landwirtschaft angeht. Da ist eine Vertrauenskrise bei der Lebensmittelsicherheit das Letzte, was die Branche braucht. Am Ende sind es mal wieder die Landwirte, bei denen die Folgen des Skandals abgeladen werden.

 

Direkt betroffen sind die deutschen, niederländischen und belgischen Geflügelhalter, bei denen Fipronil in den Eiern gefunden wurde (siehe auch Seite 117 in der top agrar 9/2017). Sie werden zeitweise gesperrt und haben erhebliche finanzielle Verluste. Es ist zu hoffen, dass die niederländische Firma „Chickfriend“ Schadenersatz leistet. Diese hat mit krimineller Energie Fipronil in sein Desinfektionsmittel gemischt und dieses auch noch als Wundermittel angepriesen. Schäbiger geht es kaum.

 

Indirekt kommt der Imageschaden hinzu, den zumindest die konventionellen Eiererzeuger davontragen. Einen finanziellen Ausgleich gibt es dafür nicht. Das ist das zweite „faule Ei“ im Fipronil-Skandal. Zu Recht sauer aufstoßen dürfte allen Landwirten, dass sich der ein oder andere grüne Parteivertreter nicht zu schade ist, die „industrielle Agrarwirtschaft“ pauschal für den Fipronilskandal verantwortlich zu machen. Das ist nichts anderes als billige Wahlkampfrhetorik!

 

Wie muss der Skandal jetzt politisch aufgearbeitet werden? Die EU-Kommission muss schärfere Durchgriffsrechte bekommen. Mitgliedstaaten, die Verdachtsfälle nicht sofort an das EU-Informationssystem für Betrugsbekämpfung bzw. an das Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel melden oder Fälle gar vertuschen, muss Brüssel mit hohen Strafgeldern belangen können. Große finanzielle Risiken machen die Mitgliedstaaten meistens gefügig.

 

Mehr Europa und weniger nationaler Egoismus hat manchmal Vorteile. Auch die Briten werden dies noch erkennen. 

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