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„Wann wird aus einem begeisterten Kind ein hysterischer Verbraucher?“

„Wo ist im Laufe eines Lebens das Funkeln in den Augen eines Sechsjährigen, wenn er einen Traktor sieht und durchs Feld läuft, geblieben? Wann wird er zu diesem kritischen, hysterischen Verbraucher, der in Oberlehrerart mit Fake News in den sozialen Medien agiert und meint, er wird vergiftet?

Lesezeit: 4 Minuten

„Wo ist im Laufe eines Lebens das Funkeln in den Augen eines Sechsjährigen, wenn er einen Traktor sieht und durchs Feld läuft, geblieben? Wann wird er zu diesem kritischen, hysterischen Verbraucher, der in Oberlehrerart mit Fake News in den sozialen Medien agiert und meint, er wird vergiftet?“


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Das fragte Andy Becht, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, am Dienstag bei der Eröffnung der Agrartage Rheinhessen in Nieder-Olm. Wie er laut der Allgemeinen Zeitung warnte, sei das das Image der Erzeuger bedroht. Der FDP-Politiker sieht die Landwirtschaft in der „Verteidigungshaltung“, trotz aller „Errungenschaften für unser Gemeinwesen“ bei Lebensmittelversorgung, Nachhaltigkeit und Ökologie.


Dass es inzwischen längst nur noch um Wahrnehmung anstelle von Objektivität geht, berichtete Dr. Johannes Simons von der Universität Bonn. 85 % der Verbraucher wüssten eigenen Angaben zufolge „wenig“ oder „gar nichts“ über die Bedingungen der Tierhaltung in Deutschland. Eine klare Meinung habe dagegen gefühlt fast jeder. Einerseits gebe es, so Simons, die „Museumslandwirtschaft“, die Sehnsucht nach ländlicher Idylle, nach „Bergdoktor“. Dem gegenüber stünden die Schreckensszenarien von Agrarfabriken und Massentierhaltung, zitiert ihn die Zeitung weiter.


Ernährungs- und Agrarindustrie seien deutlich weniger glaubwürdig als Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Meldungen von Medikamenten-Rückständen, von „Gift im Essen“, kämen hinzu. Endgültig beweisen, dass ein Lebensmittel sicher ist, kann man laut dem Fachmann nie. Es entstehe Raum für Ängste.


Der Kontakt zur Landwirtschaft entstehe vor allem über die Nahrungsmittel. Wie der Wissenschaftler weiter erklärte, sei es dabei unmöglich, dass „glattgebügelte Bild“ und die „Negativ-Klischees“ in Einklang bringen. Die Kunst bestehe vielmehr darin, die Verbraucher gezielt anzusprechen. Um einheitlich zu kommunizieren, sei ein Klärungsprozess notwendig. Oberstes Ziel müsse Glaubwürdigkeit sein, die man durch gute Geschichten, aber auch durch Zusammenarbeit mit kritischen NGOs erreichen könne.


Keinesfalls dürfe die Branche ihren Stolz verlieren. Dem einzelnen Landwirt werde deutlich eher geglaubt als dem Industrievertreter. Regionalität, Familienbetriebe, handwerkliche Traditionen – die für Verbraucher attraktiven Attribute seien längst gefunden. „Kommunikation steuert Wahrnehmung“, unterstrich Simons laut der Allgemeinen Zeitung.


Norbert Schindler, Ehrenpräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, stellte unterdessen infrage, dass eine einheitliche Kommunikation möglich ist. „Wir sind kein Großkonzern“, betonte er. Auch die Lebensrealitäten der Betriebe seien viel zu unterschiedlich.


Auch Michael Lipps, Dienststellenleiter im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, stellte fest, dass eine gute Versorgung der Verbraucher mit Lebensmitteln allein nicht mehr reiche. Die in den Debatten und im Netz wahrnehmbare Feindseligkeit könne durchaus auch damit zu tun haben, „dass wir nicht richtig kommunizieren“.


Digitalisierung Thema bei Agrartagen Rheinhessen


Die Agrartage Rheinhessen in Nieder-Olm beschäftigen sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig mit der Digitalisierung der Landwirtschaft. „Gerade wenn es darum geht, die Landwirtschaft effizienter und umweltschonender zu gestalten, spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Sie ist der Schlüssel für eine wettbewerbsfähige Agrarwirtschaft. Die Agrartage geben hierzu einen wichtigen Input“, sagte Staatssekretär Andy Becht bei der Eröffnung in Nieder-Olm.


Auch das Landwirtschaftsministerium setzt auf digitale Lösungen. Ein Beispiel ist eine neue Demonstrations-App, die auf Initiative des Ministeriums entwickelt wurde. Die App ist über das Smartphone nutzbar und soll Landwirten die Bewirtschaftung ihrer Felder erleichtern, indem sie beispielsweise Auskunft gibt über die Hangneigung, Bodendaten, Bodenfeuchte, Klimadaten, Wetterdaten oder Gewässerschutzauflagen. Sie dient dem Landwirt als Entscheidungshilfe für die Düngung, macht Aussagen zur Frostgefährdung oder kann die Befahrbarkeit des Bodens beurteilen.


„Bei all diesen Entscheidungen hilft die App. Sie soll Berater sein für die Landwirte – und zwar insbesondere für jene Betriebe, die technisch noch nicht mit den fortschrittlichsten Landmaschinen ausgestattet sind. Die App schafft innerhalb der Landwirtschaft eine digitale Lösung für jedermann“, sagte Becht.


Die Agrartage finden noch bis Freitag statt.

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