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ES REICHT! top agrar-Redakteure machen ihrem Ärger Luft

Niveaulose Bauernregeln, harsche Worte von der Kanzel, Systemkritik von der Wissenschaft und die ausbaufähigen Antworten des Berufsstandes. Wir finden das alles unerträglich. Fünf top agrar-Redakteure machen ihrem Ärger Luft.

Lesezeit: 6 Minuten

Niveaulose Bauernregeln, harsche Worte von der Kanzel, Systemkritik von der Wissenschaft und die ausbaufähigen Antworten des Berufsstandes. Wir finden das alles unerträglich. Fünf top agrar-Redakteure machen ihrem Ärger Luft.


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Das verletzt die Landwirte


Frau Hendricks, Sie schreiben neue Bauernregeln. Und Sie, lieber Erzbischof Koch, machen Landwirte zu Tierquälern, die „täglich aufs Neue unsägliches Leid an der Kreatur verursachen“. Wenn es dann Kritik gibt, war alles nicht so gemeint.


Haben Sie mal darüber nachgedacht, was Sie den betroffenen Landwirten und ihren Familien damit antun? Gefühle wie Wut, Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und die Angst des Alleingelassenseins kommen hoch. Und das alles gleichzeitig. Möchten Sie so behandelt werden?

 

Wenn Sie Bauern nicht herabsetzen wollen, worum geht es dann wirklich? Sie wissen auch: Zwischen Ihrer Sichtweise und der Realität auf den Höfen liegen Welten. Ja, die Tierhaltung muss tierwohlorientierter werden. Wir müssen zu einer ökonomisch tragfähigen und gesellschaftlich akzeptierten Wirtschaftsweise kommen.

 

Und wir müssen Ackerbau so betreiben, dass sich die Verfahren nicht negativ auf Boden, Luft, Wasser und die Artenvielfalt auswirken. Vielleicht ist diese innere Haltung der Landwirte in den letzten Jahren nicht immer klar und deutlich geworden. Aber, sie ist da!


Deshalb bitte ich Sie herzlich: Gehen Sie so mit den Bauern um, wie Sie auch behandelt werden wollen – mit Achtung und Respekt! Landwirte sind weder herz- noch gewissenlos. Sie wollen ihre Tiere bestmöglich halten, Natur und Umwelt schützen, aber natürlich auch ihren Familien ein auskömmliches Leben sichern. Stellen Sie sich an die Seite der Bauern, anstatt die Bauern in die Ecke zu stellen.

Reingard Bröcker


Faktenfrei, verdreht und verlogen!


Für Politiker, Kirchenleute und Wissenschaftler ist es offenbar eine Art Sport, immer wieder die „unhaltbaren Zustände“ der Massentierhaltung anzuklagen. Die Realität blenden sie aus.


Viele Bauern haben längst erkannt, dass die jetzige Form der Tierhaltung keine Zukunft mehr hat. Warum nehmen sonst Tausende an der Initiative Tierwohl teil? Warum testen Bauern Bewegungsbuchten im Abferkelstall oder suchen nach Alternativen für den Kastenstand? Warum experimentieren sie mit der Ebermast? Warum stallen sie auf eigenes Risiko Ferkel mit Ringelschwänzen auf oder verzichten auf das Schnabelkürzen bei Legehennen und Puten?

 

Einige Landwirte nehmen sogar viel Geld in die Hand und bauen alternative Stallkonzepte. Diana Marklewitz, die top agrar ein Jahr lang mit dem Projekt „Starke Bauern. Starkes Image.“ begleitet, ist so eine Persönlichkeit (top agrar 3/2017 Seite S 10).

 

Alle diese Beispiele liefern Wissenschaftlern und Politikern wichtige Hinweise für die künftige Ausgestaltung eines wirksamen, praktikablen Tierschutzrechts. Mich packt inzwischen die kalte Wut, dass kaum einer ein lobendes Wort für die Bemühungen der Branche findet. Lieber stellt man die ganze „Truppe“ unter Generalverdacht, wie es jüngst der renommierte Agrarökonom Prof. Achim Spiller in der FAZ tat. Wissenschaftliche Grundsätze wie inhaltliche Richtigkeit, Transparenz und Überprüfbarkeit blieben dabei auf der Strecke.

 

Alle Beteiligten müssen dringend zu einer schonungslos ehrlichen, aber fairen Streitkultur zurückkehren. Sonst haben wir bald amerikanische Verhältnisse – faktenfrei, verdreht und verlogen!

Marcus Arden


Pauschale Verbote helfen nicht!


Mich schockiert die verquere Meinung einer Spiegel-Autorin, die Landwirte als „Herren über das Land“ darstellt, die „mit ihrem Grund und Boden umgehen, als wäre er ihr privates Ausbeutungsgebiet“. Damit rechtfertigt sie immer dreistere Eingriffe der Politik in das Eigentum.

 

Wenn es z. B. nach Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel geht, würden mit einem Federstrich 100 000 ha Nutzfläche fast wertlos. Wenzel will auf einem 5 m breiten Streifen entlang der Oberflächengewässer Dünge- und Pflanzenschutzmittel komplett verbieten. Das träfe vor allem die bäuerlichen Familienbetriebe, die jeden Hektar brauchen! Gerade diese will Wenzels Kollege, Landwirtschaftsminister Christian Meyer, doch besonders schützen. Das verstehe wer will.

 

Natürlich müssen wir bei Düngung und Pflanzenschutz noch sorgfältiger werden! Aber pauschale Verbote sind der falsche Weg. Es gibt schon länger hochwirksame technische Lösungen, die emissionsarm und zentimetergenau arbeiten und so Umwelt und Ökonomie verbinden (Seite 126). Die Politik sollte sich mit allen Optionen auseinandersetzen und dann gemeinsam mit den Betroffenen die beste Lösung finden. Das würde mich überzeugen. Hoffentlich bleibt es kein Wunschtraum.

Jan-Martin Küper


Die Mär vom vielen Nitrat


Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast – das trifft auf den Nitratbericht zu. Dieser wimmelt von Fehlern und Verzerrungen. Unser Faktencheck auf Seite 58 belegt das.

Schlimm ist, dass offensichtlich niemand die Daten prüft. Stattdessen übernimmt NRW-Umweltminister Johannes Remmel blind die Aussage, dass 28 % der Messstellen zu hoch mit Nitrat belastet seien. Sofortfordert er ein schärferes Düngerecht. Herr Minister, wer richtig rechnet, kommt nach EUA-Messnetz auf 18 %!

 

Medien wie der WDR übernehmen ohne eigene Recherche die Aussage, dass viehintensive Regionen die Hauptverursacher des Nitratproblems sind. Der Nitratbericht belegt das nicht.

Beim Aufbereiten von Trinkwasser spielt Nitrat übrigens in den seltensten Fällen eine Rolle. Bundesweit haben nur drei Wasserwerke Probleme mit zu hohen Werten. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft.

 

Natürlich müssen wir das Nitrat im Auge behalten, v. a. in Trinkwassereinzugs-Gebieten und da, wo die Messstellen Höchstwerte anzeigen. Landwirte und Berater arbeiten schon lange intensiv in Wasserkooperationen zusammen und setzen neue Techniken wie das Strip Till-Verfahren ein, um Nitratbelastungen zu senken. Dies sollte auch die Politik anerkennen und sich nicht von verzerrten Fakten leiten lassen – auch nicht im Wahlkampf. 

Matthias Bröker


Selbstkritisch und selbstbewusst


Ich verstehe die berufsständische Vertretung nicht immer. Warum werden Ansätze wie die Nachhaltigkeitsoffensive des Westfälisch-Lippischen Bauernverbandes (WLV) oder das 10-Thesen-Papier von der DLG fast schon als Nestbeschmutzung angesehen? Was ist daran verwerflich, unbequeme Wahrheiten mutig anzusprechen und darüber konstruktiv zu diskutieren (Interview, Seite 36)?

 

Die Landwirtschaft hat sich immer geändert. Sie muss und wird sich auch künftig ändern! Es geht vor allem um das „Wie“ und das „Wie schnell“. Diese beiden Fragen wollen die Präsidenten Johannes Röring und Carl-Albrecht Bartmer zu Recht selbst und proaktiv beantworten.

 

Ich verstehe auch nicht, warum nicht jeder redliche Landwirt, und das sind die allermeisten, den schwarzen Schafen laut entgegentritt und diese öffentlich brandmarkt? Hier herrscht ein falscher Korpsgeist. Wer sich nicht an die Regeln hält, schadet allen Bauern.

 

Notwendig ist eine berufsständische Vertretung, die selbstkritisch und ehrlich die Probleme benennt und offensiv im Gespräch mit Bürgern nach Lösungen sucht. Gleichzeitig muss sie unberechtigte Kritik selbstbewusst zurückweisen, dies aber jederzeit mit Anstand und Respekt vor der Meinung der Andersdenkenden tun. Dafür lohnt es sich, zu streiten.

Dr. Ludger Schulze Pals

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