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Wolf knurrt Kinder an: Bundespolitik diskutiert jetzt über Lösungen

Der Wolf kommt aktuell nicht aus den Schlagzeilen. Häufiger wurden nun Tiere in menschlichen Siedlungen gesehen. Am vergangenen Wochenende hatte ein Wolf zwei Kinder angeknurrt. Der Landkreis Celle hatte das Land danach zum Handeln aufgefordert. Niedersachsen plant nun Besenderungen.

Lesezeit: 6 Minuten

Der Wolf kommt aktuell nicht aus den Schlagzeilen. Häufiger wurden nun Tiere in menschlichen Siedlungen gesehen. Am vergangenen Wochenende hatte ein Wolf zwei Kinder angeknurrt. Der Landkreis Celle hatte das Land danach zum Handeln aufgefordert. Niedersachsen plant nun Besenderungen. Auch der Bundestag diskutiert am heutigen Freitag über den Wolf, die Anträge von FDP, Grünen und Linken könnten nicht unterschiedlicher sein. 


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FDP fordert Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht

 

Für die FDP stellt das neue Zusammenleben von Mensch und Wolf in der heutigen Kulturlandschaft eine Herausforderung dar. Die Rückkehr des Wolfes sei aus Sicht des Artenschutzes zu begrüßen, jedoch sollen die Sorgen in der Bevölkerung und bei Nutztierhaltern ernst genommen werden. Die FDP verlangt in einem entsprechenden Antrag von der Bundesregierung unter anderem, den Wolf als jagdbare Tierart in das Bundesjagdgesetz aufzunehmen.

 

Darüber hinaus sollen einheitliche Standards für ein bundesweites Wolfsmanagement und Wolfsmonitoring geschaffen und zusätzliche finanzielle Mittel für die Schadensprävention und für Wolfsgeschädigte bereitgestellt werden. Aus Sicht der Liberalen hätten sich die Jäger als ausgebildete Fachkräfte im jeweiligen Jagdbezirk bewährt und seien in Notsituationen sehr schnell mobilisierbar.

 

Eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht erkenne die besondere Bedeutung der Jäger an. Sie trügen die Verantwortung für ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur in ihrer Jagd und würden nicht zu Helfern in Ausnahmefällen degradiert.


AfD fordert regionale Wolfsobergrenze


Auch die AfD-Fraktion fordert landes- und regionalspezifische Obergrenzen für Wolfspopulationsdichten. In einem Antrag schlägt die Fraktion vor, das Naturschutz- und Jagdrecht so zu ändern, dass unter anderem die Bedeutung der Weidetierhaltung sowie regionale Besonderheiten der Besiedlungs- und Touristikstrukturen besser berücksichtigt werden.


Oberhalb der Obergrenze soll nach Willen der AfD eine Bejagung erlaubt werden. Weiterhin fordert die AfD, den artenschutzrechtlichen Schutzstatus auf den Gemeinen Wolf zu reduzieren und Hybriden, Mischlinge sowie andere Wolfsrassen davon auszuschließen.


Zur Begründung führt die Fraktion unter anderem an, dass der absolute Schutz des Wolfes in einzelnen Regionen zu einer Populationsdichte von Wölfen und Wolfsmischlingen geführt habe, "welche einerseits oberhalb derer liegt, die zur Erhaltung eines gesunden Bestandes notwendig ist, und andererseits mehr und mehr Wölfe zu einer artfremden Lebensweise veranlasst". Der Antrag wird am Freitag erstmals im Bundestag beraten.

 

Linke will Ausgleich für Schäden durch den Wolf

 

Die Fraktion Die Linke plädiert für Sofortmaßnahmen zum Schutz weidetierhaltender Betriebe vor Wölfen. In einem dafür vorgelegten Antrag fordern die Abgeordneten unter anderem die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Unterstützung für Herdenschutzmaßnahmen und den Ausgleich von Schäden durch Wolfsübergriffe. Dieser Anspruch soll bundeseinheitlich und praktikabel geregelt und finanziert werden.

 

Das Haftungsrecht bei Wolfsübergriffen will die Fraktion ebenfalls klar geregelt sehen und anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Bestandsentwicklung von Wildtieren insgesamt und des Wolfs im Besonderen auf den Weg bringen, um "wolfssichere Herdenschutzlösungen für unterschiedliche Gebietskulissen" zu erarbeiten.

 

Grüne wollen Wolf umfassend schützen


Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen betrachtet die Rückkehr des Wolfes als einen großen Erfolg für den Artenschutz in Deutschland. Die Abgeordneten fordern daher die Bundesregierung in einem Antrag unter anderem dazu auf, sich auf allen Ebenen für einen umfassenden Schutz des Wolfs einzusetzen. Dabei sei das Ziel, eine stabile und ausreichend große Wolfspopulation zu erreichen und die Bedingungen für die natürliche Wiederansiedlung des Wolfes zu verbessern.


Niedersachsen will Wölfe besendern


Im Zuge der Ausarbeitung eines neuen Wolfskonzeptes für Niedersachsen hat Umweltminister Olaf Lies (SPD) angekündigt, deutlich mehr Wölfe mit Sendern auszustatten. Die dadurch gesammelten Daten sollen Grundlage für ein verbessertes Wolfsmanagement sein. Eckpunkte will er nach NDR-Informationen aber erst in einigen Monaten vorstellen.


Wolfsberater hatten seit Jahren gefordert, mehr Wölfe zu besendern. Dementsprechend verärgert reagieren sie, dass sie erst jetzt erhört werden. Wolfsberater Klaus Bullerjahn aus Bad Bevensen (Landkreis Uelzen) etwa spricht gegenüber dem NDR von einer "unglaublichen Zeitverschwendung". "Wir hätten vor Jahren schon damit anfangen können und wären heute vielleicht an einem ganz anderen Wissensstand", sagte er NDR 1 Niedersachsen.


Bullerjahn glaubt, dass die Daten der Wolfssender in Zukunft auf der einen Seite helfen werden, die Tiere besser zu verstehen und Ängste abzubauen, aber auch dazu beitragen können, die Wölfe auszumachen, die den Menschen zu nahe kommen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.


In den vergangenen Wochen hatten sich Berichte über Wolfssichtungen gehäuft. Mitunter wurden die Tiere dabei mitten in menschlichen Siedlungen angetroffen. So hatte Mitte Januar das Foto eines Wolfs an einer zentralen Kreuzung in Walsrode für Aufsehen gesorgt. Womöglich dasselbe Tier wurde in den vergangenen Tagen in Meißendorf bei Winsen (Aller) sowie im Winsener Ortsteil Bannetze gesichtet. Dort soll ein Wolf am vergangenen Wochenende zwei Kinder angeknurrt haben. Der Landkreis Celle hatte das Land danach zum Handeln aufgefordert.


WWF kritisiert "populistisches Schaulaufen"


Der WWF warnt hierzu vor einer Scheindebatte, mit der Weidetierhaltern nicht geholfen ist. „Der Ruf der AfD und der FDP nach Jagdrecht und Obergrenzen ist populistisches Schaulaufen und führt die Debatte am Thema vorbei. Den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, trägt nicht zur Lösung der Konflikte bei. Wer Tierhaltern wirklich helfen will, setzt sich dafür ein, dass sie beim Herdenschutz schnell und unbürokratisch unterstützt werden“, sagt Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz in Deutschland beim WWF.

 

Weidetierhalter benötigten individuelle Beratungen, Geld für geeignete Zäune und gut ausgebildete Herdenschutzhunde. Die Unterstützung sollte nicht nur Sachkosten umfassen. „Insbesondere naturnah wirtschaftende Tierhalter leisten einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz und die Landschaftspflege. Das ließe sich zum Beispiel durch eine Weidetierprämie honorieren“, so Pretzell. Dafür sollten sich Politiker auf Landes- wie Bundesebene stark machen, anstatt den Wolf und die Tierhaltung gegeneinander auszuspielen.

 

Die Bestimmungen zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen gleichen in Deutschland nach Ansicht des WWF einem föderalen Flickenteppich. In Bayern würden Landwirte zum Beispiel immer noch auf klare Regelungen und Ansprechpartner warten. Eine zentrale Bündelung von Kompetenzen und Know-how im Herdenschutz sei längst überfällig, um Weidetiere zu schützen und die Halter bei Wolfsrissen schnell zu entschädigen.

 

Der WWF stellt klar, dass diverse Managementpläne der Bundesländer die Entnahme einzelner Wölfe bereits erlauben. Tiere, die trotz fachgerechter Schutzmaßnahmen Nutztiere reißen oder die eine mögliche Gefahr für Menschen sind, könnten getötet werden, wenn sie sich nicht vergrämen lassen. Dies mache eine Aufnahme ins Jagdrecht überflüssig.

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