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Erzbischof wirft Bauern "Sklaventum" und "brutale Gewalt" vor

Anlässlich der Grünen Woche hat der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch in einem Radiowort massive Kritik an der heutigen Tierhaltung geübt. Viele Bauern fühlen sich nun zutiefst verletzt, wie Reaktionen im Internet zeigen.

Lesezeit: 5 Minuten

Anlässlich der Grünen Woche hat der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch in einem Radiowort massive Kritik an der heutigen Tierhaltung geübt. Viele Bauern fühlen sich nun zutiefst verletzt, wie Reaktionen im Internet zeigen.


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Das sagte der Bischof


So sagte der Bischof wörtlich: „Wir können die Augen nicht verschließen vor katastrophalen Zuständen in den großen Tierfabriken, die es auch hierzulande gibt. Schweinemäster, deren Tiere nie Tageslicht sehen. Sie behandeln die Kreatur wie ein technisches Fließbandprodukt und schlachten die Tiere unter unsäglichen Bedingungen. Rinderzüchter, die ihren Tieren brutal Gewalt antun, indem sie sie auf tausende Kilometer lange Transporte durch halb Europa schicken.


Die viel zu großen Mastbetriebe, die einzig und allein auf den Profit setzen, verursachen täglich aufs Neue unsägliches Leid an der Kreatur. Und wer Tiere als Ware missbraucht, schreckt auch vor weiterer Rücksichtslosigkeit nicht zurück: Grundwasser wird verseucht und Billiglöhne sorgen für ein modernes Sklaventum“, so der Kirchemann. In der Hochglanzwelt der Grünen Woche sei davon kaum die Rede.


Bauern sind fassungslos


Die Reaktionen der Landwirte reichen von Resignation über Empörung bis zum Kirchenaustritt. Bernhard Barkmann hat auf seiner Seite einen Brief von Marianne und Klaus Albersmeier aus Lippetal veröffentlicht. Die Schweinemäster (120 ha, 5000 Plätze) laden den Bischoff auf ihren Betrieb ein und verweisen auf die gerade erhaltene Auszeichnung mit dem Innovationspreis für ihre selbst entwickelte Tränke.


„Tag für Tag sieben Tage die Woche kümmern wir uns zusammen mit vier Mitarbeitern um das Wohl unserer Tiere. Es ist unglaublich, da von unsäglichem Leid an der Kreatur zu sprechen und das wir das einzig und allein aus Profitgier tun“, schreibt Marianne Albersmeier weiter und wiederholt ihre Einladung: „Uns ist es lieber, Sie reden mit uns und berichten dann im Radio, als einfach nur oberflächlich mit negativen Halbwissen über uns.“


"Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen!"


Unterdessen rechnet der Bauernverband Schleswig-Holstein vor: „Lieber Erzbischof, wir kennen Ihr Gehalt nicht. Ein „normaler“ Bischof verdient bis zu 12.000 Euro. Nehmen wir an, Sie mästen Schweine. Da verdient man manchmal gar nichts. Wenn es gut läuft, sind es auch mal 10 Euro am Tier. Sie müssten allein für Ihr Gehalt 14.400 Schweine im Jahr mästen. Und trotzdem noch in den Stall investieren, Maschinen kaufen und so weiter, damit Sie auch in Zukunft noch Geld verdienen. Und sollte es ihren Tieren so gehen, wie Sie es behaupten, würden Sie gar nichts verdienen. Denn kranke Tiere nimmt Ihnen niemand ab“, heißt es auf der Facebookseite des Verbandes.


Und weiter fragen die Bauern: „Würden Sie sich als Schweinemäster als jemanden beschreiben, der „täglich aufs Neue unsägliches Leid an der Kreatur“ verursacht? Der Tiere als Ware missbraucht, Grundwasser verseucht und mit Billiglöhnen für ein modernes Sklaventum sorgt? Oder würden sie sich freuen, wenn der Erzbischof erst einmal beim Kritisierten fragt, wie es ihm geht? Ob es sich in der Praxis tatsächlich so verhält? Wissen Sie, was Sie uns antun? Du sollte kein falsch Zeugnis reden, ist der beste Schutz gegen postfaktische Stimmungsmache. Beherzigen Sie das bitte“, schreibt der Bauernverband.


Bitte definieren Sie!


Und das Landvolk Göttingen fragt:


  1. Was sind zu große Mastbetriebe? Wie definieren Sie die Grenze?
  2. Was sind katastrophale Zustände in der Tierhaltung genau? Wie kann ein Landwirt sich korrekt verhalten? Wieviel Platz, Luft, Licht, Auslauf, Betreuungszeit oder was auch immer muss er einhalten/ anbieten, um in Ihrer Einschätzung eine korrekte Tierhaltung zu haben? Ein Beispiel für Mastschweine wäre hilfreich.
  3. Wo werden Tiere unter unsäglichen Bedingungen geschlachtet? Was meinen Sie damit? Ist das Einhalten der gesetzlichen Regelungen ausreichend? Haben Sie diese angezeigt?
  4. Sorgen Landwirte mit Billiglöhnen für modernes Sklaventum? Gilt der Mindeslohn in der Landwirtschaft nicht? Haben Sie auch diese AUSBEUTEREI angezeigt?


Stellungnahme des Bischofs:


Nach der Kritik aus den Reihen der Landwirte äußerte sich der Bischof zu seinen Äußerungen:




"Vielen Dank für Ihre Reaktion auf mein Radiowort im rbb zum Thema „Grüne Woche“ und Tierhaltung.

Unverständnis, Ärger und Empörung, die Sie darin zum Ausdruck gebracht haben, machen mich betroffen. Dass Sie sich durch meine Worte beleidigt oder verunglimpft fühlen, bedaure ich sehr, denn es war keinesfalls meine Absicht.


Es ist mir bewusst, dass die allermeisten Landwirte mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein vor Gottes Schöpfung und damit auch vor den Tieren ihre Arbeit tun. Hinweisen wollte ich darauf, dass ein verantwortliches Management bei der Tierhaltung gerade in Achtung der uns von Gott anvertrauten Schöpfung genauso notwendig ist wie ein verantwortliches Verhalten bei den Verbrauchern:

Wir müssen unsere Lebensmittel, insbesondere Fleisch, und die, die es für uns herstellen, wieder mehr wertschätzen.


Dass das Katholische Landvolk und die Katholische Landjugend schon sehr viel im Miteinander von Landwirten und Kirchen erreicht haben, ist mir bekannt. In den Reaktionen habe ich auch erfahren, dass viele Landwirte ihrer Kirche eng verbunden sind. Dafür bin ich dankbar.


Ein solcher Dialog, aber auch der Dialog mit dem Landwirtschaftsministerium und anderen Akteuren auf dem Land, ist sehr wertvoll und wichtig. Er wird auch aktuell bei der „Grünen Woche“ in Berlin weiter geführt. Diesen wollte ich nicht gefährden.


Für Ihre Arbeit und Ihr Engagement danke ich Ihnen herzlich."

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