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EuroTier2016: Trends in Bau und Ausrüstung von Milchviehställen

In Zeiten schwacher Auszahlungspreise für die Milch stehen die Themen Stallbau und Erneuerung der Stalltechnik nicht unbedingt im Fokus der Milchviehhalter.

Lesezeit: 18 Minuten

In Zeiten schwacher Auszahlungspreise für die Milch stehen die Themen Stallbau und Erneuerung der Stalltechnik nicht unbedingt im Fokus der Milchviehhalter. Dennoch wird bei der Analyse der ökonomischen Auswertungen im horizontalen Betriebsvergleich immer wieder deutlich, wie bedeutsam das Potenzial produktionstechnischer und managementbedingter Optimierungen in der Milcherzeugung ist, schreibt Andreas Pelzer vom Versuchszentrum Haus Düsse in einem Gastbeitrag für die DLG anlässlich der EuroTier 2016.

 

Auch die Situation am Markt hat sich laut Pelzer deutlich geändert. Handel, Verbände und Verbraucher fordern offensiv eine nachhaltige Milcherzeugung sowie die Optimierung von Tierwohl und Umweltschutz. Die Molkereien sind bemüht, entsprechende Systeme im Markt zu implementieren. Bedauerlich ist seiner Meinung nach die Tatsache, dass es keine gemeinsame Linie über mögliche allgemeingültige und nachhaltige Labels gibt. So bleibe der Landwirt in der Pflicht, sich mit den zum Teil sehr speziellen Anforderungen seiner Molkerei intensiv auseinanderzusetzen, um seine Milcheinnahmen zu sichern.

 

Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Milcherzeugung zeigt die Eurotier 2016 den Milchviehhaltern Möglichkeiten und Wege auf, die gesamte Milcherzeugung nachhaltig zu gestalten. Vor allem wird der Fokus auf die Optimierung der Haltungsumwelt für die Kühe, Kälber und Rinder sowie auf eine gezielte Verbesserung der Prozesse in der Erzeugung von Milch gelegt. Die Industrie hat die letzten zwei Jahre genutzt, sinnvolle und praxisgerechte Neuheiten zu entwickeln und ihre Innovationen weiter für die Praxis aufzuarbeiten, so der Fachmann weiter.

 

Der Ansatz „smart barning“ bezieht sich auf die intelligente Verknüpfung des Stallbaus unter besonderer Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in Bezug auf Ökonomie, Ökologie, soziale Verantwortung und gesellschaftliche Akzeptanz sowie auf die tierspezifischen Anforderungen, die das Tierwohl fördern. Im Nachfolgenden seine Einschätzungen zu interessanten Trends:

 

Planungsgrundsätze

Beim Bau von Milchviehställen rücken neben der ökonomischen Betrachtung und der Berücksichtigung der tierartspezifischen Anforderungen immer mehr auch die ökologischen Aspekte einer nachhaltigen Milchproduktion in den Fokus der Diskussion und Entscheidungsprozesse. Vor allem an einer Reduzierung der Schadgase wird intensiv gearbeitet. Fütterung, Stalldesign und -bewirtschaftung wirken sich auf die Emissionen aus und bieten viele Möglichkeiten, die Umweltauswirkungen der Milcherzeugung entsprechend zu optimieren.

 



Abb. 1: Emissionsreduzierende Techniken sind in modernen Laufflächen bereits integriert

 

In dieser Entwicklung sind auch generell die fachlichen Konzepte zur Bauausführung neuer Milchviehställe mit allen Beteiligten zu diskutieren. Die Vertreter der beteiligten Interessengruppen, angefangen mit den Landwirten, den Vertretern der Genehmigungsbehörden, Tierschutzverbänden und Umweltschützern, müssen über Wünsche und Forderungen diskutieren und nachhaltige Lösungen erarbeiten.

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Tierschutz und Tierwohl fordern mehr Stallfläche, mehr Fläche führt zu einem Anstieg der Emissionen und einer höheren Versiegelung von Fläche. Der Aspekt der Versieglung von Fläche spielt auch bei der Gestaltung des Fressbereichs eine Rolle. Die Forderung nach einem Tier-Fressplatzverhältnis von 1 : 1 mit einer Fressplatzbreite von 0,75 Meter fördert das Tierwohl rangniederer Kühe und Färsen, führt aber zu einem höheren Flächenbedarf.


Bei einer Futtertischbreite von 6 Metern und beidseitige Belegung mit Kühen, ergibt sich eine Futtertischfläche von 3 x 0,75m = 2,25m²/Kuh. Eine Fläche, die aufgrund der Fahrzeugbreite nur für die Vorlage des Futters benötigt wird. Auch hier sind intelligente Lösungen gefragt, die den Tieren eine stressfreie Aufnahme des Futters sichert, auf der anderen Seite durch technischen Fortschritt die Futtervorlage gleichmäßiger über den Tag verteilt und somit die Anforderungen nach der Anzahl der Fressplätze in eine fachliche Diskussion bringt. Durch eine intelligente Kombination von Management, Technisierung und Tierverkehr führt dies letztlich zu einer wirksamen Reduzierung der versiegelten Fläche.

 



Abb.2: Die zusätzliche Versiegelung von Flächen ist bei der Diskussion um mehr Tierwohl aus Umweltschutzgründen zu berücksichtigen

 

Betriebsentwicklung und Stallplanung sollten auch den Produktionsfaktor Arbeit und Betriebsführung berücksichtigen. Auch wenn der Arbeitszeitaufwand je Kuh und Jahr durch Technisierung, Automatisierung und managementorientierten Systemlösungen immer weiter reduziert werden konnte, bleiben die physischen und psychischen Herausforderungen in wachsenden Herden und stellen in vielen Fällen ein zu bedenkendes Unternehmerrisiko dar. Gerade vor diesem Hintergrund sollte jeder Betriebsleiter das vorhandene Wissen und die Kompetenzen der Offizialberatung, den beteiligten Partnern aus dem Bereichen Fütterung und Industrie sowie aus seiner tierärztlichen Betreuung nutzen, um die möglichen Potenziale aber auch die Schwachstellen und Probleme in seinen betrieblichen Abläufen rechtzeitig zu erkennen und abzustellen. Auch in gut strukturierten Neubauten und einer hohen Technisierung bzw. mittleren Automatisierung ist eine Arbeitskraft mit 80 Kühe ausgelastet.

 

Hygienische Standards werden auch in der Rinderhaltung immer mehr diskutiert und sind bei der Betriebsplanung zu berücksichtigen. Das Anliefern und Abfahren von Betriebsmitteln, wie Kraftutter, Silagen und Gülle, die zugekauften Dienstleistungen, wie Besamung, Klauenpflege und tierärztliche Leistungen sowie die Steuerung des Besucherverkehrs, führen zu großen Risiken. Im Rahmen eines Hygienekonzepts sind die Standorte der unterschiedlichen Ställe zu berücksichtigen. Die Ställe sollten nicht für alle Besucher frei zugänglich, und in den Bereichen Abkalbung und Kälber sollten Hygienezonen entsprechend kenntlich gemacht und die Einhaltung der Vorgaben eingefordert und überwacht werden.

 

Bewegung fördert den Stoffwechsel und wirkt sich positiv aus. Vor diesem Hintergrund wird heute immer mehr auch auf Bewegungsmöglichkeiten der Kühe geachtet. Bewegung stärkt Muskulatur und Bänder, fördert die Immunreaktion und macht hungrig. Erste Erfahrungen in praktischen Betrieben zeigen, dass es Sinn macht, auch die trockenstehenden Kühe täglich „auf Strecke“ zu bringen, um auch in dieser Gruppe die gesundheitsfördernden Vorteile von Bewegung einzubringen. Einige Betriebe bieten ihren trockenstehenden Kühen dieses Extra bereits mit gutem Erfolg an.

 

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass man sich bereits in der Planungsphase, auch unter dem Aspekt Bewegung, mit der Gestaltung, Struktur und Verknüpfung von Bewegungsräumen und Wegen auseinander setzen sollte. Inwieweit können die Standardtriebwege zum Melkstand auch als Bewegungsstrecken für trockene Kühe genutzt werden. Auch die Färsen und jungen Kühe sollten ihren höheren Bewegungsdrang im Liegeboxenlaufstall ausleben können. Nutzen sie die natürliche Neugier der Tiere und halten sie die Tiere durch die gezielte Gestaltung und Anordnung der Funktionsbereiche, wie zum Beispiel bei der Futter- und Wasseraufnahme sowie bei den Tränken und Bürsten, auf Trab.

 

Ein weiterer Aspekt komplexer Lösungen in der Milcherzeugung ist die Automatisierung. In den vergangenen Jahren haben sich bereits Melkroboter, Spaltenschieber und Futteranschiebesysteme etabliert. Viele Praktiker haben den Wert der Automatisierung erkannt. Arbeiten werden regelmäßig und wiederkehrend in gleichbleibender Qualität durchgeführt. Die Kühe lernen schnell und arrangieren sich mit der automatisierten Technik im Stall. Auch die großen Betriebe haben durch die melktechnischen Revolutionen aus der Melktechnikindustrie in den vergangenen Jahren das Potenzial der Automatisierung erkannt und entscheiden sich immer mehr für automatisierte Melk- aber auch für automatisierte Fütterungssysteme.

 



Abb.3: Die Automatisierung führt zu einer Reduzierung von Arbeitszeit, optimiert die Rahmenbedingungen für mehr Tierwohl und kann sich durch elektrische Antriebe auch positiv auf die Umwelt auswirken

 

Intensiv geforscht wird an einer sinnvollen Verknüpfung und Vernetzung der unterschiedlichen Prozesslinien. Leider gibt es nach wie vor große Befindlichkeiten der Hersteller in Bezug auf offene Schnittstellen und firmenübergreifende Verbindungen der Technik. Hier müssen die Landwirte als Kunden bei den Herstellern mehr Transparenz und Offenheit einfordern. Letztendlich wird auch hier der Markt entscheiden, und langfristig wird keine Technik oder kein System an sinnvollen Schnittstellen zu anderen Techniken vorbeikommen. Zurzeit kommen nahezu täglich neue Tools und gute technische Lösungen im Bereich der Steuerungen und Sensoren auf den Markt, die sinnvoll in bestehende Systeme zu implementieren wären. Dazu braucht es aber offene Schnittstellen.

 

Neben den komplexen Entwicklungen und planerischen Grundsätzen zur Optimierung neuer Kuhställe bleiben die einzelnen Stallbereiche mit ihren speziellen Anforderungen weiterhin im Fokus. Bei Neubau und Sanierung geht es immer wieder auch um die konkreten Anforderungen an die einzelnen Funktionsbereiche wie Liegen, Bewegung und Fressen. Die Eurotier bietet in vielerlei Hinsicht Neuheiten, die dabei helfen, das Betriebsergebnis positiv zu verbessern und die das Potenzial haben, Betriebsabläufe zu optimieren.

 

Stallklima

Kühe müssen vor Sonnenstrahlung und zu intensiven Niederschlägen geschützt werden. So klar und einfach lässt sich der Bedarf an ein tiergerechtes Klima in einem Stallgebäude definieren. Alle Wände in Kuhställen sind in der Regel geöffnet. Neue Hallensysteme bieten die Möglichkeit auch durch ein zu öffnendes Dach die Klimabedingungen im Stall zu beeinflussen. Bei extremen Wettersituationen macht es Sinn, Wände oder Giebel kurzfristig schließen zu können.

 



Abb.4: Neue Hallensysteme die das Stallklima optimieren sollen

 

Moderne Steuerungstechniken sind in der Lage, die Curtains bei Bedarf zu schließen, um sie, sobald die Situation es zulässt, auch wieder zu öffnen. Neben der Reduzierung der Arbeitszeit werden mit diesen automatisierten Steuerungen vor allem die hohen Anforderungen der Tiere an ein gutes Stallklima berücksichtigt. Durch die optimierte Lüftung, verbessern sich auch die hygienischen Bedingungen im Stall. Ein schädigender Einfluss von Feuchtigkeit, Schadgasen und den folgenden Besiedlungen durch zum Beispiel Schimmel oder Schwärzepilze wird verhindert und somit die technischen Einrichtungen und Gebäudeteile vor Schäden bewahrt.

 

Extreme Wetterlagen können aber auch in den Sommermonaten zu Problemen führen. Hochdruckzonen mit starker Sonneneinstrahlung führen zu Hitzestress und beeinträchtigen vor allem bei Milchkühen und Rindern Tierwohl und Tiergesundheit. Vor diesem Hintergrund werden wir uns in Zukunft mehr mit der Installation von Kühlsystemen bzw. Kühlzonen beschäftigen müssen. Vor allem in den Bereichen, in denen die Kühe eng stehen und Wärme nur schlecht abfließen kann, sollten Lösungen gefunden werden. Vor allem im Wartebereich ist es schwierig, die Luft zwischen den Kühen auszutauschen. Beim Einsatz von Ventilatoren wird die Luft über den Kühen in Bewegung gesetzt, zwischen den Tieren findet aber kein Austausch statt. Hier könnten die Tubes, Tunnellüftungen wie wir sie seit einigen Jahren aus der Kälberhaltung kennen, eine Lösung sein. In mehreren Reihen über den Kühen montiert, könnte hier durch entsprechende Öffnungen an der Unterseite die frische Luft direkt von oben zwischen die Kühe gelenkt werden, wo sie zu einer direkten Kühlung bzw. Erfrischung führen kann.

 



Abb.5: Tubes können z.B. im Wartebereich zu einer gezielten Abkühlung der wartenden Kühe und somit zu einer Verbesserung des Klimas sorgen.

 

Wasserversorgung

Generell wird empfohlen, Futter und Tränken in unmittelbarer Nähe zueinander anzuordnen. Dies hat physiologische Vorteile und diese werden auch keinesfalls in Frage gestellt. Dennoch sei die Frage erlaubt, ob eine räumliche Trennung von Wasser und Futter nicht doch auch Vorteile haben könnte? Die Anzahl der Tiere in einem stark frequentierten Bereich würde reduziert, was sich positiv auf die Stresssituation auswirken würde. Auch in der Natur legen die Tiere zum Teil große Strecken zurück, um ans Wasser zu kommen. Hier würde Bewegung gefördert sowie Kreislauf und Stoffwechsel angeregt.

 

Tränkeplätze müssen für die Tiere leicht zu erkennen und einfach zu erreichen sein. Wichtig ist, dass die Tränke nach mehreren Seiten verlassen werden kann. Dies hilft vor allem jungen Färsen und rangniederen Kühen, Stresssituationen mit dominanten Kühen aus dem Weg zu gehen. Bei der Planung von Stallanlagen muss die Positionierung der Tränken beachtet werden. Übergänge zwischen den Liegeboxenreihen sind als Standorte gut geeignet, sollten aber eine Breite von 3,60 Meter haben. Nur so ist gewährleistet, dass Kühe ungestört Wasser aufnehmen können, während andere Kühe die Stallbereiche wechseln können.

 

Achten Sie bei der Planung auch auf die Durchsatzleistungen der Zuläufe und -leitungen sowie auf eine frostsichere Verlegung. Die Firmen bieten unterschiedliche Systeme zur Frostsicherheit an. Systeme zur Sicherung der Wasserqualität werden seit vielen Jahren angeboten. Neu sind Sensoren, die die Qualität des Tränkewassers in allen möglichen Systemen überwachen. Sie melden Beeinträchtigungen oder Störungen auch in Weidetränken oder gar Bachläufen und helfen somit, die Wasserversorgung für die Tiere sicherzustellen.

 

Fressplatzgestaltung und Futtertischhygiene

Fressstände sind erhöhte Standflächen am Futtertisch die die Kühe bei der Futteraufnahme betreten. Durch die 10cm hohe Standfläche verlassen die Kühe den mit Kot kontaminierten Laufgang und werden bei der Futteraufnahme nicht durch den Schieber gestört. Fressstände wirken sich positiv auf die Vermeidung von Stress aus und erhalten die Klauengesundheit. So kann die Reinigung der Laufflächen durch den Mistschieber auf dem Laufgang hinter den Kühen auch während der Fresszeiten erfolgen. Der Einbau von Bügeln im Abstand von 1,50 Meter sorgt für ein ruhiges Stehen und verhindern das Umdrehen der Tiere auf der Fläche und somit die Verschmutzung der Standfläche.


Nach wie vor empfiehlt sich der Einbau von Selbstfanggittern. Die Fressplatzweiten orientieren sich an den Abmessungen der Kühe. Für laktierende HF-Kühe wird eine Fressplatzbreite von 65 cm und für trockenstehende Kühe von 75 cm Weite empfohlen. Größere Abstände führen zu mehr Stress und Unruhe in der Herde und sollten vermieden werden.

 

Liegeplatzgestaltung

Dem Funktionsbereich Liegen wurde in den vergangenen Jahren, vor allem in Bezug auf den Kuhkomfort, sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Liegeflächen, vor allem in den Hochboxen, wurden und werden auch aktuell mit viel Engagement der Hersteller weiter entwickelt und optimiert. Neue innovative Ideen im Bereich der Liegematratzen werden auch 2016 von verschiedenen Herstellern mit dem Ziel vorgestellt, die bekannten Schwachstellen aktiv anzugehen und systemgerechte Lösungen zu erarbeiten. Wir können auf die Lösungen und auch auf die Diskussionen gespannt sein.

 

Bei den Boxenbügeln wurden aufgrund vieler Untersuchungen bereits Verbesserungen erarbeitet. Die neuen Bügel sichern Schutz und Bewegungsraum. Das gewellte Nackenrohr wird inzwischen nahezu von jedem Hersteller angeboten. Es sichert alle Anforderungen in Bezug auf Stabilität und Flexibilität und lässt sich mit fast allen Bügeln kombinieren und ist auch in vielen älteren Ställen eine willkommene Lösung zur Optimierung der Liegebereiche.

 



Abb.6: Das gewellte Nackenrohr optimiert das Boxendesign und erhöht den Tierkomfort

 

Die Positionierung der liegenden Kuh erfolgt durch die abgerundete Bugschwelle mit einer max. Höhe von 10 cm über der Liegefläche. Diese Schwelle gibt den Kühen die Möglichkeit, unterschiedliche Liegepositionen einzunehmen. Professionelle Bugschwellen, die sich in ihrer Ausführung an den praktischen Anforderungen orientieren, gibt es am Markt nur wenige. Häufig werden von vielen Anbietern immer noch Bohlen oder Rohre zweckentfremdet und als Bugschwellen verkauft und eingebaut.

 

Bewegliche Liegeboxenabtrennungen gibt es bereits seit einigen Jahren. Sie wurden in den letzten Jahren immer weiter entwickelt. In der Regel bestehen diese auf Kunststoffbasis und sind in der Lage, Kräfte aufzunehmen und abzupuffern. Die flexiblen Boxenabtrennungen werden von den Kühen gut angenommen, und negative Auswirkungen auf Gesundheit oder Verhalten konnten bislang in Praxiserfahrungen nicht festgestellt werden. Auffällig bei den flexiblen Systemen ist die Tatsache, dass das Boxendesign und die Abmessungen dieser Systeme sehr häufig deutlich von den empfohlenen Maßen abweichen.

 

Laufflächen und Schiebertechnik

Vor allem vor dem Hintergrund einer verbesserten Klauengesundheit und für eine Reduzierung der Emissionen entwickeln sich die Laufflächen spürbar. Intelligente Lösungen für eine bessere Trittsicherheit, eine bessere Reinigungsfähigkeit sowie für eine gezielte und schnelle Abführung von Urin zur Reduzierung der Ammoniakemissionen sind auf dem Markt und konnten sich bereits in einigen Test und Prüfungen bewähren. Vor allem die Auflagen anderer Länder in Bezug auf die Schadgasemissionen führen zu neuen Entwicklungen.

 

Darüber hinaus sollen die Bewegungsaktivitäten der Kühe gefördert werden. Neben der Optimierung der Flächen an sich ist aber auch die fachgerechte Anordnung der Laufbereiche untereinander von Bedeutung.

 

Als Materialien für die Rinderlaufflächen haben sich Betonfertigteile und auch weiche Laufflächen aus Gummi bewährt. Nach wie vor ist die Tatsache wichtig, dass uns klar sein muss, dass Lauf- und Bewegungsflächen Verschleißflächen sind. Auch Fertigbetonteile und Spaltenböden verlieren mit den Jahren die Rutschfestigkeit und müssen bei Bedarf fachgerecht saniert werden.

 



Abb.7: Optimierung von Tierwohl und Umweltauswirkungen durch neue Laufflächen

 

Zur Erhaltung der Klauengesundheit sind verschiedene Maßnahmen zu ergreifen. Von großer Bedeutung ist und bleibt dabei das regelmäßige und gründliche Reinigen aller Lauf- und Bewegungsbereiche. Die Reinigungsintervalle müssen an die Mengen der Ausscheidungen (Kot/Urin) und an die Längen der Laufgänge angepasst werden. Dazu sollten die Kühe die Möglichkeit haben, den Gülleseen vor den Schiebern auszuweichen. Dies kann durch die entsprechende Anzahl von Übergängen oder aber durch Fressstände erreicht werden, auf denen die Kühe beim Abschieben der Laufflächen ausweichen können.

 

An dem grundsätzlichen Aufbau und System der Gülleschieber auf planbefestigten Laufflächen hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel geändert. Einige neue Steuerungen und Antriebssysteme wurden entwickelt und in den Markt gebracht. Auf den großen Wurf warten wir allerdings weiter. Vor allem vor dem Hintergrund, dass mit diesen Systemen die Trittsicherheit, die Emissionen und die Klauengesundheit nicht wirklich verbessert werden konnten, steht die Frage im Raum, ob in diesem Bereich nicht vollständig neue Lösungen angedacht und entwickelt werden müssen? Auf Spaltenflächen haben sich in den letzten Jahren Spaltenroboter etabliert, obwohl auch hier durch das System des Abschiebens die Erhaltung der Trittsicherheit und die Reduzierung der Emissionen nicht optimal berücksichtigt werden.

 

Licht und Beleuchtung

Die fachgerechte Ausleuchtung von Milchviehställen ist zu einem wichtigen produktionstechnischen Kriterium geworden. Durch die Einführung von Beleuchtungsprogrammen mit einem Intervall von 16h Licht und 8h Dunkelheit bei einer Lichtintensität von 150 Lux, konnten die Leistung von Milchkühen positiv beeinflusst werden. Immer offensiver werden durch den Handel energieoptimierte und effiziente LED-Lampen angeboten. LED haben die Beleuchtung und Ausleuchtung revolutioniert und werden sich mittelfristig in nahezu allen Bereichen durchsetzen. Die Prozesse in modernen Milchviehställen stellen allerdings hohe Anforderungen an die Leuchten, und nicht jede Leuchte ist in der Lage, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Vor diesem Hintergrund sind Investitionen in diesem Bereich gut zu planen. Fragen Sie die Experten und Fachleute der Offizialberatung oder aus der Wissenschaft, welche Lösungen für Ihren Stall in Frage kommen. Der DLG-Ausschuss für Technik in der tierischen Produktion wird zur EuroTier ein neues Merkblatt zur Beleuchtung von Milchviehställen herausbringen und zum kostenlosen Download ins Internet stellen.

 



Abb.8: Moderne Beleuchtung garantiert eine gleichmäßige Ausleuchtung bei niedrigem Energieaufwand

 

Automatisierung

Die Automatisierung von Arbeits- und Produktionsprozessen setzt sich auch in der Milcherzeugung immer weiter durch. Dem Melkroboter folgte der Spaltenroboter, der durch den Futteranschieberoboter ergänzt wurde. Die Automatisierung der Futtervorlage war der nächste Schritt. Bei der Diskussion über die Automatisierung werden häufig die Steuerungssysteme vergessen, die eine große Vielzahl von Produktionsabläufen automatisieren und steuern.


Zeitschaltuhren und Sensoren setzen vollautomatisch Prozesse in Gang und stoppen diese bei Bedarf wieder. Viele der Neuheiten wurden in der Praxis erst belächelt und nicht immer ernst genommen. In vielen Fällen hat sich der betriebliche Nutzen dieser neuen Technologien erst im praktischen Einsatz gezeigt, und viele Landwirte wollen die neuen Helfer im Stall heute nicht mehr missen. Mit der Automatisierung von Prozessen öffnet sich ein weites Feld an Möglichkeiten. Nicht nur Zeit und Temperatur sind in der Lage Systeme zu schalten und zu steuern. Sensoren werden für alle möglichen Steuerungen benötigt und entwickelt.


Von den tierbezogenen physikalischen Sensoren, die das Wiederkäuen oder die Bewegung der Kühe erfassen, über die chemischen Sensoren, die pH-Werte und Gase messen können, bis hin zu technischen Sensoren, die die Milchqualität und andere Parameter erfassen. Der Markt bietet bereits heute ein breites nutzbares Spektrum an modernen Technologien für die nachhaltige Milcherzeugung. Auch hier wird wieder deutlich, wie wichtig allgemeingültige Algorithmen, Schnittstellen und Datenkommunikation sind, damit die Systeme auch firmen- und systemübergreifend eingesetzt werden können.

 

Ausblick

Berücksichtigt man nun all die Anforderungen und Entwicklungen im Hinblick auf eine nachhaltige Milcherzeugung und lenkt den Blick in die Zukunft, ergibt sich für die Visionäre eventuell ein neues Szenario. Entspricht der klassische Boxenlaufstall, wie wir ihn kennen und wie er global akzeptiert ist, auch den zukünftigen Anforderungen im Hinblick auf eine nachhaltige Milcherzeugung? Wie werden sich die Funktionsbereiche unter den Anforderungen nach Tierwohl und Umweltschutz verändern? Wird das System „Gülle“ revolutioniert? Werden wir eine schnelle Trennung von Kot und Urin benötigen, um eine konsequente Reduzierung von Schadgasen zu erreichen, oder werden Lösungen entwickelt, die in der Lage sind, die Emissionen schnell und wirksam aufzunehmen? Wird die Gülle in der Zukunft weiter abgeschoben oder aufgesaugt? Viele Fragen, die spannende Antworten erwarten lassen. Wir dürfen gespannt sein.

 

Smart barning: ein Slogan, der für einen intelligenten und vor allem nachhaltigen Stallbau steht. Der Begriff der Nachhaltigkeit steht nicht als das Schlagwort für alles Neue, sondern für eine fachliche und sachliche Verknüpfung und Berücksichtigung von Ökonomie, Ökologie sowie der sozialen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft als Kunden, aber auch gegenüber dem Landwirt als Erzeuger und der landwirtschaftlichen Erzeugung. Darüber hinaus berücksichtigt die Nachhaltigkeit in der Tierproduktion auch das Tier als Lebewesen und nicht als Produktionsfaktor. Denn mit der landwirtschaftlichen Produktion und dem Genuss von Lebensmitteln übernehmen alle Beteiligten auch die Verantwortung für die gesamte Produktionskette im Sinne der Nachhaltigkeit. Die EuroTier bietet die Möglichkeit, sich über die neuesten Entwicklungen zu informieren und sich mit bewährter Technik auseinanderzusetzen, um den eigenen Betrieb, auf eine intelligente Weise für die nächsten Jahre fit zu machen.

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