Wie steht es um die neuen Milchprojekte, mit denen die Verbände und Handelsketten den Bauern mehr Einkommen bescheren wollen? Das wollte die Augsburger Allgemeine Zeitung wissen und hat im Wittelsbacher Land nachgefragt.
So berichten einige bayerische BDM-Kreisgruppen, dass die Nachfrage nach der Fairen Milch des Verbandes größer sei als das Angebot. Allerdings würden bislang nur wenige Milchbauern liefern, da sie an ihre alten Lieferverträge gebunden seien. Im Landkreis Aichach-Friedberg gebe es beispielsweise überhaupt keine Lieferanten, weil sie mit Zott Verträge hätten. Die Kündigungsfrist betrage 2 Jahre, schreibt die Zeitung. Ob die Bauern danach "faire Milch" liefern wollen, wisse der BDM nicht. Man wolle die Erfahrungen in anderen Landkreisen abwarten. Viele Landwirte, die schon "faire Milch" liefern, kommen aus dem Allgäu. Laut dem BDM-Kreisvorsitzenden Josef Baur müssten allerdings ganze Ortschaften gemeinsam umsteigen, damit das Einsammeln der Milch nicht zu teuer wird. Andere Konzepte wie "Ein Herz für Erzeuger" des Discounters Netto, an dem sich die Molkerei Zott teilweise beteiligt hat, hält Baur für "Augenwischerei". 345 000 Liter Milch hat er seit Beginn der Aktion vor sieben Monaten an Zott geliefert. Gerade einmal 88,57 Euro mehr hat er nach eigenen Angaben dafür bekommen. Das liege daran, dass Netto für eine begrenzte Zahl von Milchprodukten nur 10 Cent Aufpreis pro Verpackungseinheit zahle. Bei der "fairen Milch" dagegen bekomme der Bauer 40 Cent pro Liter Milch. Bereits im Juli 2008 war der Bayerische Bauernverband (BBV) mit einem ähnlichen Konzept, der "Bauernmilch", an den Start gegangen, erklärt die Zeitung weiter. Sie wird nach Aussage des Bauernverbandes mit konstanten Absatzzahlen bei Norma, Tengelmann, Real und Metro verkauft. Anfang Dezember war Lidl hierbei ausgestiegen und etablierte eine eigene Marke. Das Konzept ist allerdings anders als das des BDM. Zwar sollen den Landwirten auch bei der "Bauernmilch" theoretisch 40 Cent pro Liter Milch bleiben. Das Geld geht aber in einen gemeinsamen Topf und wird an die Landwirte ausbezahlt. Die 40 Cent würden aber laut BBV nur zusammenkommen, wenn alle Bauern an die "Bauernmilch" liefern würden. Kritischer sehen die "Bauernmilch" aber offensichtlich die Landwirte. BBV-Kreisobmann Reinhard Herb gab zu, die Klientel, die bereit ist, höhere Preise für die Milch zu bezahlen, sei zu klein. Solche Nischenprodukte lösten das eigentliche Problem, das Überangebot an Milch, nicht. Sein Vorschlag: Mehr Milch exportieren.
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