Rückrufe von potentiell gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln sind nach Ansicht der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in vielen Fällen mangelhaft organisiert. Oft seien sie verharmlosend, kämen viel zu spät und manchmal sogar gar nicht. (Download Report....)
Mindestens zwei Lebensmittel würden in Deutschland jede Woche im Durchschnitt zurückgerufen. Meist weil sie zum Beispiel mit Salmonellen oder Listerien verunreinigt sind oder Fremdkörper enthalten, etwa Glasstücke oder Plastikteile. Verbraucher müssen darüber möglichst schnell informiert werden, damit sie bereits gekaufte Lebensmittel nicht verzehren.
Eine Auswertung von allen 92 Rückrufaktionen, die auf dem staatlichen Internetportal lebensmittelwarnung.de in zwei Testzeiträumen über insgesamt zwölf Monate hinweg veröffentlicht wurden, habe jedoch ergeben, dass die verantwortlichen Behörden fast jede zweite Warnung (47 Prozent) verspätet auf die Seite stellen. Und die betroffenen Lebensmittelunternehmen nutzten praktisch nie alle verfügbaren Kommunikationskanäle, um vor unsicheren Produkten zu warnen.
Keine eindeutigen Vorgaben für Rückrufe
Das deutsche und europäische Lebensmittelrecht lässt laut Foodwatch zu viele Spielräume, wann ein Rückruf erforderlich ist. Den Behörden seien dabei oftmals die Hände gebunden, weil sowohl die Beurteilung des gesundheitlichen Risikos als auch die öffentliche Warnung in erster Linie Aufgabe der Unternehmen ist, die hier einen unauflösbaren Interessenkonflikt haben. Ob und in welcher Form vor unsicheren Lebensmitteln gewarnt wird, hänge somit in erster Linie vom Willen und der Kompetenz der Unternehmen ab. Den Behörden fehle es an Rechtssicherheit, wann und wie stark sie eingreifen und die Unternehmenspläne durch eigene Vorgaben verändern dürfen, heißt es in dem Foodwatch-Report weiter.
Internetportal lebensmittelwarnung.de ist gescheitert
2011 hatten Bund und Länder die Internetseite lebensmittelwarnung.de als zentrale Informationsplattform für Rückrufe gestartet – ein Anspruch, den das Portal laut den Kritikern nicht erfüllt. Sie finden, die Seite sei unübersichtlich und liefere Rückrufhinweise nur lückenhaft und oft verzögert. Das habe auch jüngst die mangelnde Informationspraxis der Behörden beim Skandal um Fipronil-belastete Eier gezeigt. Zudem investierten die Betreiber kaum in die Steigerung der Bekanntheit der Seite. Bereits zum Auftakt vor sechs Jahren verabredeten sie in einer Foodwatch vorliegenden Bund-Länder-Vereinbarung die Einrichtung eines E-Mail-Newsletters zur Information der Bürgerinnen und Bürger. Dieser sei bis heute nicht umgesetzt.