Nach dem Rücktritt des französischen Innenministers Gérard Collomb hat Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron nach zweiwöchiger Bedenkzeit am Dienstagabend vier neue Minister ernannt. Überraschend wurde der glücklose Minister für Landwirtschaft und Lebensmittel, Stéphane Travert, durch den ehemaligen Sozialisten Didier Guillaume ersetzt.
Travert wurde die Nähe zu Klöckner und die Ferne zu Hulot zum Verhängnis
Travert hatte mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Frühjahr einen gemeinsamen Pakt gegen die geplanten EU-Agrarkürzungen in der kommenden Förderperiode 2021 bis 2027 geschlossen. Diese mit dem Elysée und dem Kanzleramt nicht abgestimmte deutsch-französische Initiative war sowohl beim Staatspräsidenten in Paris als auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Befremden gestoßen. Denn das Budgetrecht für die Europäische Union ist traditionell den Außenministern der EU vorbehalten.
Mit der durch den Rücktritt des französischen Innenministers Gérard Collomb notwendig gewordenen Regierungsumbildung musste Travert als enger Vertrauter von Macron und Stütze der Bewegung République en Marche seinen Posten räumen in dieser Woche. Dies war vor allem auch eine Konsequenz des anhaltenden Streits zwischen dem Landwirtschaftsminister Travert und dem Macron-Liebling Nicolas Hulot, der als Minister für die ökologische Transition als Umweltminister, den Glyphosat-Ausstiegs Ausstieg Frankreich beschleunigen wollte. Travert brachte Hulots Gesetzesinitiative dazu in der Nationalverssammlung zu Fall und provozierte damit Hulots überraschenden Rückritt Ende August dieses Jahres.
Guillaume aus dem Departement Drome hat ein Herz für Landwirte und die Ländlichen Regionen
Guillaume stammt aus dem ländlichen und von der Landwirtschaft geprägten Departement Drome. In der Nationalversammlung war er Schattenberichterstatter für das Gesetz zur Erneuerung der Landwirtschaft in Frankreich. Das Dossier lag ihm stets am Herzen. Nachdem er bei der Regierungsbildung des französischen Staatspräsidenten nicht bedacht worden war in der Regierungsmannschaft, hatte er sich Anfang 2018 aus der aktiven Politik verabschiedet. Sein neues Betätigungsfeld war die Initiative, die Rugby-Weltmeisterschaft 2023 nach Frankreich zu holen
Mit der Übernahme des Ressorts für Landwirtschaft und Lebensmittel übernimmt Guillaume erstmals ein Ministeramt. Der Sozialistenführer hatte sich während der Präsidentschaftskampagne 2017 nach anfänglicher Unterstützung für den Kandidaten Valls auf die Seite von Emmanuel Macron geschlagen.