Regionales liegt voll im Trend. Dem Ernährungsreport 2016 des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge, legen mehr als drei Viertel aller Deutschen besonderen Wert darauf, dass ihre Lebensmittel aus ihrer Region kommen.
Das konnte auch der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Walter Heidl beim Neujahrs-Pressegespräch feststellen. Gemeinsam mit Georg Schlagbauer, Präsident des Bayerischen Handwerkstags, machte er deutlich, dass es gerade die selbstständigen Familienbetriebe und die mittelständischen Strukturen von Handwerk und Landwirtschaft sind, die den ländlichen Raum vital und attraktiv machen.
Ihrer Meinung nach ist das Herzstück des ländlichen Raums und der regionalen Erzeugung in Gefahr. „Für Handwerker und Bauern geht’s derzeit um die Wurst!“, sagte Heidl. „Die extrem niedrigen Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und die enorme Macht der großen Supermarktketten und Handelsunternehmen sorgen für enorme wirtschaftliche Probleme auf den Bauernhöfen.“
Die Einkommen der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in Bayern sind im vergangenen Wirtschaftsjahr um 22,5 Prozent eingebrochen. Gleichzeitig haben gerade landwirtschaftliche Betriebe und Handwerksbetriebe mit immer neuen Auflagen und Regelungen zu kämpfen. „Durch ordnungspolitische Vorgaben und fehlende politische Unterstützung drohen Familienbetriebe und mittelständische Unternehmen an die Grenze ihrer Belastbarkeit gedrängt zu werden“, sagte Heidl.
Besonders schwer wiegt das, da oft wechselseitige Beziehungen zwischen Handwerksbetrieben und Bauernhöfen bestehen. So liefern Bauern oft die Grundlage für regionale Produkte und Spezialitäten. „Regionalität und Nachvollziehbarkeit sind ein wichtiges Kaufargument für viele Kunden. Die Beziehung zwischen der Landwirtschaft und dem Handwerk als verarbeitendem Gewerbe wird deshalb immer wichtiger“, sagte Schlagbauer. Gleichzeitig sind Weiterentwicklung, Instandhaltung oder Investitionen in der Landwirtschaft in aller Regel auch mit Aufträgen an das regionale Handwerk verbunden.
Doch dieses, seit Generationen bestehendes und für die regionale Wirtschaft so wichtige Beziehungsgeflecht sieht sich mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert. Ein Beispiel ist das neue bayerische Landesentwicklungsprogramm (LEP). „Bereits jetzt bedroht der immense Flächenverbrauch die Grundlagen der Landwirtschaft in Bayern. Durch die geplante Lockerung des Anbindegebots droht noch mehr fruchtbarer Boden unter Teer und Beton zu verschwinden“, fürchtet Heidl.
„Außerdem drohen so Ortskerne und traditionelle Ladengeschäfte zerstört zu werden“, kritisiert Schlagbauer. Heidl und Schlagbauer fordern deshalb ein klares politisches Bekenntnis zu den regionalen Strukturen des Handwerks und der Landwirtschaft in Bayern.