Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus News

Geht nicht - gibt’s nicht : Bioprodukte vom Pfarrgut Taubenheim!

Die Bioprodukte vom Pfarrgut Taubenheim sind in Dresden weitbekannt. Bäuerin Sophia Sucholas leitet den Betrieb, die Bäckerei und die Molkerei erfolgreich – trotz Handicap. Kathin Hingst berichtet für die top agrar 4/2018.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Bioprodukte vom Pfarrgut Taubenheim sind in Dresden weitbekannt. Bäuerin Sophia Sucholas leitet den Betrieb, die Bäckerei und die Molkerei erfolgreich – trotz Handicap. Kathin Hingst berichtet für die top agrar 4/2018:


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wer Sophia Sucholas aus der Ferne beim Ranschieben des Futters beobachtet, kommt nicht auf die Idee, dass die Betriebsleiterin ein schweres Handicap hat: Vor sieben Jahren wurde ihr das rechte Bein oberhalb des Knies aufgrund einer Krebserkrankung amputiert.


Standfest

 

Doch der zupackenden und positiven Lebenseinstellung der Bäuerin konnte der Schicksalsschlag nichts anhaben. Mit Tatkraft und Energie leitet sie weiterhin den Biohof: 70-köpfige Milchviehherde, 100 ha Ackerbau, 100 ha Grünland, große Direktvermarktung. Das angebaute Getreide wird in der hofeigenen Bäckerei vollständig zu Brot und Brötchen verarbeitet. Die gesamte Milchmenge füllt sie vor Ort als traditionell hergestellte Biomilch in Tetra-Paks für den Handel ab. Sucholas beliefern die Händler fast jeden Tag frisch, Bestellungen können bis spät abends aufgegeben werden. Insgesamt beschäftigt das Pfarrgut rund 20 Mitarbeiter.


Dennoch veränderte die Krankheit erst einmal alles: Sophia Sucholas muss neu laufen lernen. Trotz computergesteuerter Hightech-Prothese fällt ihr das Treppensteigen und Gehen über unebenen Untergrund bis heute schwer, Treckerfahren ohne Automatik funktioniert kaum. Auch die geliebte Arbeit im Kuhstall musste sie weitestgehend aufgeben.


Familienbande

 

Statt draußen zu sein, widmet sich Sophia Sucholas verstärkt der Organisation und Büroarbeit, die Außenwirtschaft wird immer mehr zum Steckenpferd ihres polnischen Ehemannes Jaroslaw, der auch privat ihr großer Rückhalt ist. Kennen und lieben lernten sich die Landwirtin und der Saisonarbeiter auf dem Pfarrgut, als er dort einen Sommer als Aushilfe arbeitete. „Ohne ihn wären wir alle aufgeschmissen“, schwärmt Sophia. Seit der Krankheit hat ihre Schwester Almuth einen Großteil der Buchhaltung übernommen und die Übergabe von Mutter Ingeborg auf Tochter Sophia wurde kurzerhand ein paar Jahre nach hinten verschoben.


„Wie krank ich wirklich war, habe ich erst viel später realisiert“, sagt sie heute. Die zwei noch kleinen Söhne, der Betrieb: Während der Behandlung hat sie nur von Woche zu Woche gedacht. Die Amputation empfand sie damals nicht als Verlust: „Ich hatte das Gefühl, ich gebe die Krankheit ab und bekomme mein Leben zurück“, erklärt sie ihre Sicht der Dinge.


Pionierin


Diese Kämpfernatur ist ein Familienerbe. Nach der Wende beginnt ihre Mutter Ingeborg Schwarzwälder als Quereinsteigerin und Großstädterin mit Biolandwirtschaft auf dem Pfarrgut Taubenheim. Die studierte Gartenbauingenieurin war fasziniert vom Ökologischen Landbau. Sie will selbst ausprobieren, ob und wie die Kreislaufwirtschaft funktionieren kann – eine Biobäuerin der ersten Stunde. Noch vor dem Mauerfall gründet sie den ökologischen Anbauverband GÄA mit, in dem der Betrieb noch heute Mitglied ist.


Bio mit Herzblut


Die damals 13-jährige Sophia bleibt zunächst in Dresden, verbringt aber die Ferien auf dem Pfarrgut. „Ich war immer so gern hier draußen“, erinnert sie sich. Die Liebe zum Land entscheidet schließlich auch ihre Berufswahl. „Im Landwirtschaftsstudium habe ich brav die Pflanzenschutz-Anwendungen auswendig gelernt. Aber ich wusste immer, dass ich es später anders machen werde.“


So geht es auf die Initiative der Agrar-Ingenieurin zurück, dass die Milchviehherde vollständig behornt ist. „Ich möchte zeigen, dass diese Haltung möglich ist. Auch wenn die Tiere natürlich mehr Platz im Stall brauchen, damit sie sich aus dem Weg gehen können.“


Stadtbekannt: Schon seit Jahren sind die Produkte des Pfarrguts Taubenheim, vor allem Brot und Trinkmilch, aus den Naturkostläden und Reformhäusern Dresdens nicht wegzudenken. „Anfangs hat die Bioszene unsere Brötchen gekauft, weil sie Bio waren, nicht weil sie fantastisch geschmeckt haben“, erinnert sich Sophia Sucholas schmunzelnd.


Gerade in den ersten Jahren ist die Bäckerei entscheidend für das finanzielle Überleben des Hofes. „Als Einsteiger macht man viele Fehler“, sieht Sophia rückblickend die Anfänge des Betriebes. „Ackerbau und Milchviehhaltung hat nun mal nicht viel mit Gemüseanbau im Gewächshaus zu tun“, bringt sie es auf den Punkt. Das war auch finanziell lange zu spüren.


Inzwischen steht das Pfarrgut bestens da. Seit 2016 haben Sophia, Jaroslaw und Sophias Schwester Almuth zusammen die Leitung der Verarbeitungsbetriebe übernommen. „Dass die Vermarktungsstrukturen alle schon da waren, hat uns den Anfang enorm erleichtert“, betont sie.


Die Herde besteht aus Braunvieh und Schwarzbunten


Die Milchkühe werden nicht enthornt

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.