SPD und Grüne im Bundestag prangern den aus ihrer Sicht hohen Fleischkonsum in Deutschland an. Dies sei ein riesiges Problem, sagte die Grünen-Sprecherin für Tierschutz, Nicole Maisch, der dpa zu Beginn der Fastenzeit. "Wenn alle Menschen so viel Fleisch essen wie hierzulande, bräuchten wir einen zweiten Planeten. Die Exzesse der Massentierhaltung und Dumpingpreise müssen ein Ende haben. Ein Kilo Hackfleisch für 3,40 Euro ist pervers", sagte sie.
Nötig seien schärfere gesetzliche Vorgaben für die Tierhaltung, betonte Maisch. Dies sei aber nicht zum Nulltarif zu haben. Die Preise für Fleischprodukte müssten die soziale und ökologische Wirklichkeit widerspiegeln.
Die Tierschutzbeauftragte der SPD-Fraktion, Christina Jantz, plädiert unterdessen für einen Mix aus Maßnahmen für bessere Haltungsbedingungen und zur Unterstützung der Landwirtschaft im Wandel. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch in Deutschland übersteigt mit 88,3 Kilogramm im Jahr weltweit den Durchschnitt um das Doppelte.
WWF fordert Abgabe für Stickstoffüberschüsse
Weniger Fleischkonsum nütze der Gesundheit und auch dem Klimaschutz, meint auch die WWF-Referentin Tanja Dräger de Teran. Ihrer Ansicht nach muss jetzt auch die Bundesregierung das Thema anpacken. "Um die Produktion von Billigfleisch zu reduzieren, sollte die Regierung eine Abgabe für Landwirte auf Stickstoffüberschüsse prüfen, einen sogenannten Gülle-Euro", meint sie.
Zu viel Gülle auf den Feldern führe zur Übersättigung der Böden mit Nährstoffen und verschlechtere die Wasserqualität. Der hohe Fleischkonsum der Deutschen und der nötige Sojaverbrauch für Tierfutter beschleunigten den Ausstoß von Treibhausgasen und den Flächenverbrauch.
Kantinen zu fleischarmen Gerichten zwingen
Zudem regt die WWF-Mitarbeiterin an, dass zumindest staatlich betriebenen Kantinen vorgeschrieben werden sollte, fleischarm zu kochen. "Auch könnte die Regierung Informationskampagnen starten, um den Fleischverzehr zu drosseln", sagte sie.
In Deutschland übersteigt der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch nach WWF-Informationen mit 88,3 Kilogramm jährlich den Welt-Durchschnitt um das Doppelte - und den Indiens sogar um das 20-fache. Die Viehhaltung sei angeblich global für mehr Treibhausgase verantwortlich als alle Autos, Lkw und Flugzeuge zusammen,erklärte die Umweltschützerin gegenüber der dpa.
Die Referentin für Welternährung bei Oxfam, Marita Wiggerthale, forderte ebenfalls eine Abkehr von der Massentierhaltung: "Nicht nur aus Gründen des Tierschutzes, sondern auch, weil die Fleischproduktion viel Land frisst und in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht." Damit in Zukunft alle Menschen auf dem Planeten genug zu essen hätten, könnten die Menschen in reichen Ländern nicht so viel Fleisch essen wie im Moment, sagte sie.
Umweltschützer fordern seit längerem, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Fleischprodukte zu streichen. Alle Lebensmittel werden nämlich gleichermaßen mit nur 7 statt 19 Prozent besteuert.
SPD gegen höhere Mehrwertsteuer
Von einer solchen «Fleischsteuer» hält die SPD-Tierschutzbeauftragte Jantz allerdings wenig. Die daraus folgenden höheren Preise könnten zwar die Nachfrage abschwächen. Zu Verbesserungen in der Intensivtierhaltung werde es aber nicht zwangsläufig kommen. Nebeneffekt könnte außerdem mehr soziale Ungleichheit sein. "Während Wohlhabende ihren Fleischkonsum unverändert fortführen können, würden weniger Wohlhabende wesentlich härter von dieser Steuer getroffen."
Der Sprecher der Grünen Jugend, Moritz Heuberger, verlangte im dpa-Interview, die artgerechte Tierhaltung von Bio-Höfen als gesetzlichen Standard allen Agrarbetriebe vorzugeben. "Die heutigen Tierfabriken sind eine Qual für Tiere und eine Belastung für die Umwelt - vom Geschmack des Fleisches gar nicht zu reden."