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Gute Gesprächsatmosphäre beim BMEL-Praktikernetzwerk

Ein Bericht von Bauer Willi von www.bauerwilli.com. Er nimmt an dem Praktikernetzwerk von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt teil: Am 12. Juli hatte das BMEL, allen voran Minister Schmidt zum ersten Treffen des Praktiker-Netzwerkes eingeladen.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Bericht von Bauer Willi von www.bauerwilli.com. Er nimmt an dem Praktikernetzwerk von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt teil:


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Am 12. Juli hatte das BMEL, allen voran Minister Schmidt zum ersten Treffen des Praktiker-Netzwerkes eingeladen. Nun ist Herr Schmidt nicht unbedingt ein begnadeter Rhetoriker, aber man merkte in seiner Begrüßungsrede sehr deutlich, dass ihm an der Meinung der Basis sehr viel gelegen ist und er sich freute, dass sich so viele dafür interessieren.


Von den über 500 Bewerbungen konnten nur rund 100 angenommen werden, aber die Auswahl war wirklich gelungen. Da saß die Biobäuerin mit 20 Kühen aus dem Schwarzwald neben dem ostdeutschen Großbetrieb, der Selbstvermarkter neben der solidarischen Landwirtschaft, der/die Tierhalter/in mit 50 Legehennen oder 2000 Mastschweinen neben dem Acker- und Gemüsebauern, der Ökowinzer neben dem Imker. Eben eine sehr bunte Truppe aus allen Teilen der Bundesrepublik.


Auf Augenhöhe


Und das wirklich bemerkenswerte: alle haben sich verstanden und ohne Scheuklappen miteinander geredet und zugehört. Es wurden eben keine bekannten Sprechblasen produziert wie sie oft von Partei- oder Verbandsebene zu hören sind. Und eben auch kein wissenschaftlicher, sondern ein ganz praktischer Beirat, der aber mit einfachen Worten genau das zum Ausdruck bringt, was die Bauern, Winzer, Imker und andere in der Ur-Produktion so bewegt.


Dass der Minister (Zitat) „das Praktikern-Netzwerk auf Augenhöhe mit dem Wissenschaftlichen Beirat“ sieht, muss die Professoren aber nicht erschrecken. Sie müssen ja ihre eigenen Vorschläge nicht im täglichen Leben umsetzen… Oder anders gesagt: Technokratie und Amtsstube trifft real life.


Und genau darum geht es dem BMEL: eine Plattform zu schaffen, auf der die Menschen an der Basis, dort wo die Arbeit gemacht wird, ihre Meinung äußern und so der Politik Hinweise geben, wie und ob das, was „von denen da oben“ an Gesetzen und Verordnungen fabriziert wird, in der täglichen Praxis umgesetzt werden kann. Und es ging darum, Vorschläge, Wünsche und Kritik zu formulieren, welche Themen für die Basis wichtig und welche vernachlässigbar sind. Übrigens vollkommen unabhängig von irgendeiner Vorliebe für irgendeine Partei.


Ernsthaft ohne Selbstdarstellung


Das alles geschah in vier Arbeitsgruppen zu den Themen Pflanzenbau, Tierhaltung, Wertschätzung von Lebensmitteln und Digitalisierung. Fast schon logisch, dass der Bereich Tierhaltung überfüllt, der Bereich Digitalisierung schwächer besetzt war. Da brennt es halt den Leuten nicht so unter den Nägeln.  Es ist unmöglich, auch nur im Ansatz die vielen Meinungsäußerungen zusammenzufassen. Was mir aber auffiel, war die Ernsthaftigkeit jedes einzelnen Wortbeitrages. Da war auch niemand, der einen Beitrag eines anderen als Blödsinn abgetan hätte. Eher wurde ergänzt, auf der Meinung des anderen aufgebaut und eben nicht politisiert. Weil es allen um die Sache ging und nicht um Selbstdarstellung.  Das war unheimlich wohltuend.


Ein paar Beitrags-Splitter


Ein paar kleine Ausschnitte aus den Diskussionen sollen dann doch genannt werden. Ein Teilnehmer sagte, dass „er nicht von Prämien leben will, sondern davon, was er am Markt erzielt“. Da nickten viele, weil ihnen der Disput um erste oder zweite Säule so langsam am Hals heraushängt.


Das staatliche Tierwohllabel fanden wirklich nicht alle gut, wobei die meisten die ganze „Labelei“ ohnehin für fragwürdig halten, weil kaum noch einer durchblickt. Bringt eine Flächenstilllegung über mehrere Monate für Artenvielfalt und Bienen nicht mehr als das ganze komplizierte Greening- „Gedöns“?


Eine Frage, über die es nachzudenken lohnt, weil es zu dem viel beschworenen „Bürokratieabbau“ führen würde und der Natur mehr bringt. Kritisiert wurde auch, dass der Begriff der Ernährungs-Bildung in Schulen und Kindergärten seit Jahren von allen Politikern aller Farben zwar im Munde geführt wird, erkennbare Fortschritte mit konkreten Maßnahmen aber nicht wirklich erkennbar sind. Dabei wäre es dringend nötig, damit wieder ein realer Bezug zu den Lebensmitteln hergestellt wird. Und das nicht nur bei Kindern!


Und über allem schwebte dann immer wieder die Frage, wie man als Produzent von Nahrungsmitteln die Ansprüche der Gesellschaft erfüllen kann, diese dann aber auch honoriert bekommt. Denn zwischen Erzeuger und Verbraucher sind ja noch ein paar andere, die da „mitspielen“. Doch die waren nicht beim Netzwerk. Aber wir müssen ja auch noch was für das nächste Treffen haben…


Fazit


Alle, die zu diesem Praktiker-Netzwerk gekommen sind, sind am späten Nachmittag mit dem Eindruck von dieser Veranstaltung weggefahren, dass es sich nicht um einen Wahlkampf-Gag handelte sondern um das ernsthafte Bemühen einer basisdemokratischen Auseinandersetzung. Das Treffen war sehr gut organisiert und in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit (netto ohne Pausen etwa 3 Stunden) wurde ein wirklich vorzeigbares Ergebnis erzielt. Verglichen mit so manchem Gipfeltreffen eine beachtenswerte Leistung.  Und das alles ohne Randale und Wasserwerfern.


Als kleiner Eindruck ein Videos mit Ausschnitten aus der Begrüßung von Minister Schmidt. Und wie gesagt: keine rhetorische Meisterleistung aber die Inhalte zählen. Und die Worte kamen von Herzen, das konnten alle spüren. Ich freue mich jedenfalls schon auf das nächste Treffen.



Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten.

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