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Hensel: "Die Möhre aus der Spüle ist gefährlicher als Glyphosat-Rückstände"

Kritiker moderner Landwirtschaft verweisen gerne medienwirksam auf angebliche Gifte in Umwelt und Nahrung. Dabei lauern die echten Gefahren für die Verbraucher beim Würzen oder der Lebensmittelzubereitung. Das hat Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, im Interview mit dem Spiegel erklärt.

Lesezeit: 4 Minuten

Kritiker moderner Landwirtschaft verweisen gerne medienwirksam auf angebliche Gifte in Umwelt und Nahrung. Dabei lauern die echten Gefahren für die Verbraucher beim Würzen oder der Lebensmittelzubereitung. Das hat Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung, in einem lesenswerten Interview mit dem Spiegel erklärt.

 

So seien Produkte nicht selten mit dem Bakterium Escherichia coli verunreinigt, dass Durchfall und Schlimmeres auslösen kann. Oder die tägliche Prise Estragon, die etwa so viel krebserregendes Potenzial enthält wie der Rauch einer Zigarette bzw. des in einem kleinen Glas Bier enthaltenen Ethanols.


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Wer gerne Kakao trinkt oder Pinienkerne aus Ländern mit besonders kadmiumhaltigen Böden isst, erreicht laut Hensel schnell die duldbare tägliche oder wöchentliche Aufnahmemenge von Kadmium. Überhaupt würden Vegetarier und Veganer tendenziell mehr Kadmium und andere Schwermetalle aufnehmen, etwa durch einen größeren Brotkonsum. Fleischesser dagegen würden vermehrt Blei anreichern, insbesondere für Kinder neurotoxisch.


Der größte Risikofaktor für die Lebensmittelsicherheit sei allerdings die Essenszubereitung. „Wenn Sie Ihre Bratkartoffeln in der Pfanne schwarz brutzeln, haben Sie ein vielfach erhöhtes Krebsrisiko“, erklärt der Präsident. Weitere unterschätzte Gefahrenquelle sei die mangelnde Küchenhygiene: Jedes Jahr erkrankten in Deutschland nachweislich mehr als 70.000 Menschen an einer Campylobacter-Infektion, wobei die Dunkelziffer noch viel größer ist. "Das dafür verantwortliche Bakterium siedelt auf fast jedem Hühnchen. Oft reicht es schon, wenn Sie den rohen Hühnchenschenkel auf den Grill legen und mit derselben Hand die fertige Bratwurst berühren“, weiß Hensel.


Er wundere sich daher, wie vergleichsweise gelassen die Öffentlichkeit mit diesem Problem umgeht. „Man stelle sich vor, 70.000 Menschen würden sich statt an Campylobacter an den Rückständen eines zugelassenen Pflanzenschutzmittels vergiften: Da müsste dann wohl die Regierung zurücktreten.“


Die deutsche Toilette hingegen sei vergleichsweise sauber, Kühlschrank und Spüle seien die größeren Bakterienherde. „Eine Möhre, die Ihnen beim Schälen versehentlich ins Klo gefallen ist, können Sie in der Regel noch essen. Ist sie aber in die Spüle gerutscht, beißen Sie besser nicht hinein.“


Agrarchemie giftig, Öko gesund: Wie kommt diese Wahrnehmung zustande?


Wie der Präsident im Interview mit dem Spiegel weiter erklärt, sei die Messanalytik heute so präzise,  dass der Eindruck entstehe, es wimmele nur so vor Giften. „Aber ich kann Sie beruhigen: Unser Essen ist sicherer als jemals zuvor“, so der Fachmann. Beispiel Glyphosatnachweis im Bier: Um hier eine kritische Menge des Mittels aufzunehmen, müsste man etwa täglich 1000 Liter Bier trinken.


„Glyphosat wird seit über 40 Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt, ohne dass es auch nur einen einzigen ernst zu nehmenden Hinweis auf schädliche Nebenwirkungen für den Menschen gibt. Es ist noch nicht einmal besonders giftig“, stellt Hensel klar. Die tödlichen Dosen von Glyphosat und Kochsalz lägen in der gleichen Dimension.


Sein Institut sei dennoch den Behauptungen der Grünen nachgegangen, wonach es in Muttermilch Glyphosatrückstände gebe. Das Ergebnis: „Das Gerede ist Panikmache. Ich finde das verantwortungslos“, ärgert sich Hensel. Und wenn Kritiker zu Urintests aufrufen sei das doch gut. Es zeige, dass Rückstände ausgeschieden, statt im Körper eingelagert würden.


Die Argumentation der Kritiker, Verbraucher wollten keine Chemie essen, kann der Fachmann indes nicht nachvollziehen. Wer in Chemie aufgepasst habe, wüsste, dass eigentlich alles auf der Welt, sogar der Körper, ausschließlich aus Chemie besteht. Als Beispiel schockt Hensel seine Zuhörer gerne mit dem in der Lebensmittelbranche eingesetzten Dihydrogenmonoxid, bis er am Ende auflöst, dass das eine wissenschaftliche Bezeichnung für Wasser ist.


Die Angst der Deutschen vor Chemie begründet Hensel mit der Angst vor Kontrollverlust. Zudem gebe es gerade in Deutschland viele Nichtregierungsorganisationen, die die Angst vor Chemie gezielt verstärken.

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