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Hohebuch: Landwirte diskutieren mit Professor über Tierschutz

Kein anderes Problem beschäftigt gegenwärtig die deutsche Agrarpolitik und öffentliche Diskussion, wenn es um die Landwirtschaft geht, wie der Tierschutz. Dabei steht Tierethik und Tiergerechtigkeit auf der einen Seite, die praktische Betriebsorganisation auf den Höfen und kostendeckende Preise auf der anderen.

Lesezeit: 3 Minuten

Kein anderes Problem beschäftigt gegenwärtig die deutsche Agrarpolitik und öffentliche Diskussion, wenn es um die Landwirtschaft geht, wie der Tierschutz. Dabei steht Tierethik und Tiergerechtigkeit auf der einen Seite, die praktische Betriebsorganisation auf den Höfen und kostendeckende Preise auf der anderen, schreibt Dr. Clemens Dirscherl, EKD-Beauftragte für agrarsoziale Fragen, im Rückblick auf die Frühjahrstagung der Stadt-Land-Partnerschaft in der Ländlichen Heimvolkshochschule Hohebuch.


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Gut 35 Teilnehmer, Landwirte und Verbraucher waren gekommen, um mit Prof. Dr. Thomas Richter von der Fachhochschule Nürtingen, einem gelernten Tierarzt und ausgewiesenen Tierschutzexperten, zu diskutieren.

 

Dass es mit der Tierethik gar nicht so einfach ist, zeigte er anhand unterschiedlicher Konzepte auf. Es helfe wenig, sich vor Albert Schweitzers Grundsatz „Ehrfurcht vor dem Leben“ zu verneigen, wenn keine Unterschiede zwischen den Lebensformen, z.B. Tieren und Bakterien, gemacht würde.


Auch das Kriterium der Leidensfreiheit sei wenig hilfreich, weil selbst innerhalb der freien Wildbahn jedes Tier Angstzustände verspüre im Hinblick auf seinen Überlebenskampf oder innerhalb von Rangkämpfen in der Herde. Für den Experten ist von daher die Ausrichtung an messbaren Fakten wesentlich, um Problemfälle innerhalb der Tierhaltung feststellen und beheben zu können. Dazu gehören Mängel bei der Stalleinrichtung, beim Haltungsmanagement, aber auch bei der Tierzucht. Wenn alle drei Faktoren ungünstig zusammen kommen, bedeute dies ein besonderes Maß an Tierstress und sei sowohl für das Tierwohl als auch für die Betriebsökonomie mit negativen Auswirkungen verbunden.


Zuviel Stalltechnik verdrängt Blick aufs Einzeltier


Erster Anhaltspunkt sei die Tierbeobachtung, welche bei den Landwirten vor lauter Stalltechnik in Gefahr gerate, vernachlässigt zu werden. Hier könnten nämlich Verhaltensstörungen, so genannte Sterotypien wie Zungenschlagen oder Schwanzbeißen auf systematische Beeinträchtigungen des Tierbefindens hinweisen.


Der Stall sollte den Tieren Schutz bieten, wozu eine geeignete Stalltemperatur und Stallluft sowie eine passende Buchtengestaltung gehöre. Allzu oft gebe es hier aber Mängel: zu viele Schadgase, insbesondere Ammoniak und zu knapp bemessener unstrukturierter Raum, in dem es aufgrund von Rangkämpfen und Langeweile zu Stress komme.


Detailliert konnte Prof. Richter anhand von geschädigten Lungenbefunden auf fehlendes Tierwohl infolge von Vollspaltenböden mit Ammoniakkonzentrationen hinweisen. Dies gelte auch für Tiefstreuställe. Fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten kämen oftmals hinzu.


Zeitenwende in der Tierhaltung angebrochen


Der Tierschutzexperte räumte ein, dass die Diskussion um mehr Tierwohl in der Landwirtschaft seit fast 20 Jahren wissenschaftlich geführt würde, aber in Agrarpolitik und landwirtschaftlicher Praxis erst jetzt durch die öffentliche Debatte in Fahrt käme. Viele Forderungen gebe es, oftmals auch der Ruf nach schnellen Lösungen, jedoch sei die Frage des Tierwohls immer ein Herantasten an praxisgerechte Lösungsansätze, welche auch in den Höfen vor Ort umgesetzt und mit angemessenen Vergütungen verbunden sein müssten.


Von daher gebe es bei vielen Problembereichen wie Schnäbel kürzen, Schwänze kupieren, Kastrationen oder Enthornungen noch Forschungs- und Beratungsbedarf, damit nicht durch öffentlichen Druck Maßnahmen verordnet würden, welche mit erheblichen Nachteilen für Tier und Landwirt verbunden seien.


Deshalb, so das ehemalige Mitglied in der Deutschen Tierschutzkommission, stehe die Zukunft einer tiergerechteren Haltung in der Landwirtschaft vor einer Zeitenwende: nicht nur in der öffentlichen Diskussion, sondern auch in Tierschutzpolitik und Ernährungswirtschaft. Darauf müsse sich auch die praktische Landwirtschaft einstellen und einlassen.

 

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