Die europäische Chemieindustrie kommt im Wirtschaftsjahr 2008/09 in den Genuss von zollfreien Zuckerimporten. Der zuständige EU-Verwaltungsausschuss beschloss am vergangenen Donnerstag, ein zollfreies Im-portkontigent in Höhe von 400 000 t für Industriezucker zu eröffnen. Damit reagieren die EU-Experten auf anhaltende Beschwerden von Chemieunternehmen, auf dem Binnenmarkt stehe nicht genug billiger Zucker für Industriezwecke zur Verfügung. Die Chemiebranche einschließlich Pharma- und Fermentationsindustrie profitierte unter der alten Zuckermarktordnung von Produktionsbeihilfen.
Im Zuge der EU-Zuckermarktreform fielen diese Subventionen weg. Allerdings können sich die Unternehmen seit Juli 2006 mit sogenanntem Nicht-Quoten-Zucker aus heimischer Produktion versorgen, der nach den Vorstellungen der EU Kommission zu Weltmarktpreisen gehandelt werden sollte. Dieser Anspruch wurde jedoch offenbar nie erfüllt. Ob die Importquote von der Chemieindustrie tatsächlich genutzt wird, ist allerdings keineswegs sicher. Bereits für das Wirtschaftsjahr 2006/07 gab es ein zollfreies Einfuhrkontingent in Höhe von 200 000 t, das nach der Einschätzung von Experten jedoch nur zu etwa 10% ausgefüllt wurde. Gleichzeitig mit der Entscheidung über das neue Importkontingent beschloss der Verwaltungsausschuss für 2008/09 die Einführung eines Exportkontingents in Höhe von 700 000 t Nicht-Quoten-Zucker, davon 50 000 t als Isoglukose.