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Insekten als billige, unendliche Proteinquelle? So einfach ist das nicht!

Für Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der TU München-Weihenstephan lässt sich die globale Ernährung auch in Zukunft nur mit tierischen Lebensmitteln und nicht mit Insekten sicherstellen: „Verfütterte man Insekten als Proteinquelle an Nutztiere, entstünden durch diese zusätzliche Stufe erneut bzw. weitere Emissionen."

Lesezeit: 4 Minuten

Für Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der TU München-Weihenstephan lässt sich die globale Ernährung auch in Zukunft nur mit tierischen Lebensmitteln, wie Fleisch, Milch und Eiern, und nicht mit Insekten sicherstellen:


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„Verfütterte man Insekten als Proteinquelle an landwirtschaftliche Nutztiere, entstünden durch diese zusätzliche Stufe erneut bzw. weitere Emissionen, somit eine doppelte Transformation und potenziell umweltbelastende Emissionen in einem Ausmaß, das größer ist, als wenn man die gleichen Futterproteine direkt an traditionelle landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert hätte“, sagte er bei der Pressekonferenz des Grain Clubs am Mittwoch in Berlin.

 

In seinem Vortrag nahm er sich die verschiedenen Argumente von Befürwortern der Insektenverfütterung vor und bewertete diese. So stellte der Professor als erstes klar, dass nur das Protein im Inneren der Insekten, also die Organe, verdaulich seien. Das Protein im Chitinpanzer sei unlöslich gebunden. Das Insektenfleisch allerdings sei in der Tat sehr hochwertig.

 

Für einen Irrglauben hält er jedoch, dass Insekten eine pflanzliche Futterproduktion ersetzen oder überflüssig machen könnten. Genauso wie Behauptungen, Insekten könnten mit Abfällen ernährt werden. „Gerade die als hochproteinhaltig diskutierten Insektenarten brauchen selbst hochwertige Lebensmittel. In der Regel sind dies Vorratsschädlinge. Ihre hohe Effizienz erfordert einen hohen Lebensmittelkonsum“, erklärte Prof. Dr. Windisch.

 

Insekten, die dagegen auf schlechtes Futter spezialisiert seien, wären auch nicht so proteinhaltig. „Je geringer die Qualität des Futters, desto höher sind die Emissionen in die Umwelt, wie Stickstoff, Phosphor oder Methan. Eine geringere Umweltbelastung wird durch Lebensmittelkonkurrenz erkauft.“ Besonders interessant wären daher Insekten, die nicht-essbare Biomasse verdauen können evt. ohne Methan-Emissionen wie holzfressende Raupen, Termiten oder Borkenkäfermaden.

 

Windisch ging dann auf den „Mythos vom hocheffizienten Abfallverwerter“ ein. Es sei ein Widerspruch, dass Insekten gleichzeitig effiziente Futterverwerter sein sollen, dabei aber mit minderwertigem Futter gedeihen könnten. „Abfälle, Exkremente etc. haben einen geringen Nährwert, was geringe Effizienz und hohe Emissionen in die Umwelt bedeuten“, stellte der Fachmann klar. Überdies würden heute schon alle Nebenprodukte, z.B. aus landwirtschaftlicher Biomasse, intensiv genutzt.

 

„Insekten als Futter für Nutztiere setzt voraus, dass auch die Insekten Futter bekommen. Nur dadurch entstehen ja weitere Verluste in der Futterverwertung. Diese doppelte Transformation von Nährstoffen ist ineffizient“, so Prof. Windisch. Er hält das ganze Thema für noch nicht ausreichend erforscht. Was sei z.B. mit Insektenseuchen? Zudem müsse die Lebensmittelsicherheit und Hygiene gesichert sein, die Tiere müssten aus einer definierten Umgebung stammen, aus einem Zuchtbetrieb und da wäre der Einsatz von Gentechnik auch nur eine Frage der Zeit, wenn die Züchter die Insekten auf Fleischansatz optimieren würden. Für den Fachmann sind das spannende Fragen zu interessanten Nutztieren, die durchaus Potenzial haben, wenn die Zielkonflikte gelöst sind.

 

„Wichtig ist nur, die Insekten als Nutztiere zu sehen und durch optimale Fütterung deren Versorgung sicherzustellen. Wie klein müssen z.B. Futtermischungen für die Tiere gemahlen werden?“, fragt er. Auf Nachfrage eines Journalisten, wieso solche Fragen denn in Asien oder Afrika auf den dortigen Insektenfarmen offenbar schon geklärt wären, konterte der Professor, dass die dort mit Frischpflanzen füttern würden. Für uns mache das ja keinen Sinn, weil die Insekten hier ja gerade eine Alterative zum Soja in der Fütterung sein sollen. Zudem seien die Tiere Wildfänge. Für einen Einsatz in der europäischen Tierhaltungskette sei das nicht übertragbar und vor allem unkontrollierbar in Bezug auf Hygiene, Tiergesundheit, gleichbleibende Qualität und Inhaltsstoffe, Rückverfolgbarkeit, Lebensmittelsicherheit, Haftung etc.

 

„Wenn das wirtschaftlich sinnvoll bei uns laufen soll, müssen wir auf der einen Seite Biomasse finden, die optimal zur Verdauung der Insekten passt und dabei noch ökonomisch ist. Auf der anderen Seite müssen wir Insekten finden, die daraus viel Protein erzeugen. Das muss man dann beides auf ein Level heben.“

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