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"Bauern bläst kalter Wind entgegen" - Hilse blickt auf 70 Jahre Landvolk zurück

Als am 18. Februar 1947 in der noch vom Krieg ramponierten Stadthalle Hannover das Landvolk Niedersachsen gegründet wurde, mussten die Gründerväter sich gegen den kalten Wind von außen wappnen. Heute dagegen bläst deutschen wie niedersächsischen Bäuerinnen und Bauern eher verbal ein harter Wind entgegen.

Lesezeit: 4 Minuten

Als am 18. Februar 1947 in der noch vom Krieg ramponierten Stadthalle Hannover das Landvolk Niedersachsen gegründet wurde, mussten die Gründerväter sich gegen den kalten Wind von außen wappnen. Heute dagegen bläst deutschen wie niedersächsischen Bäuerinnen und Bauern eher verbal ein harter Wind entgegen.


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„Unsere praktischen Landwirte fühlen sich häufig leider zwischen zwei Stimmungslagern zerrieben. Auf der einen Seite wird ihnen zumeist von Außenstehenden suggeriert, alles anders machen zu müssen. Auf der anderen fragen sich die Landwirte ob ihre Ausbildung, ihr rationelles Handeln und Können alles falsch sein sollen“, schildert Hilse zum 70. Jahrestag der Verbandsgründung.


Herausforderungen gab es zu jeder Zeit. Natürlich müssten sich die Landwirte fragen, warum die Erwartungshaltungen an die Landwirtschaft so auseinander gehen? „Wir müssen sicher mehr Transparenz zeigen und auf die Gesellschaft zugehen“, sagt er,  Zugleich warnt er davor, die landwirtschaftlichen Betriebsleiter mit dem stetigen Wunsch nach Veränderung in einen blinden Aktionismus zu drängen und macht sich für kleine, wohl überlegte Schritte stark. „Wir dürfen die Landwirte nicht überfordern“, sagt er.


Unterstützung erhält er von Jan-Henrik Schöne, bei der Niedersächsischen Landjugend Sprecher des Agrarausschusses. „Jeder Landwirt und jede Bäuerin hinterfragt jeden Tag aufs Neue ihre Entscheidungen, aber wir wollen und müssen auch von dem Ertrag unserer Höfe leben. Jede Investition zu mehr Tierwohl oder noch mehr Umweltschutz muss wirtschaftlich tragbar sein“, schildert Schöne und warnt vor dem ökonomischen Knock out.


Er befürchtet, dass sich junge Landwirte dem psychischen Druck nicht mehr gewachsen fühlen werden und sich für sicherere berufliche Alternativen entscheiden könnten. Dann werde das Feld immer weniger Berufskollegen überlassen und leider auch profitorientierten, anonymen Investoren mit spitzen Ellenbogen.


Mangelnde Wertschöpfung und Wertschätzung


Neuen Herausforderungen wissen sich die Bauern auf den Höfen seit jeher zu stellen. Stand bei der Verbandsgründung vor 70 Jahren die ausreichende Versorgung der vielfach hungernden Kriegsgeneration im Vordergrund, folgten dann rasch andere Aufgaben. Unerlässlich wurde an der Qualitätsschraube gedreht, die Produktionstechnik verfeinert und schließlich auch die Produktsicherheit in den Fokus gerückt.


Eines aber bleibt den Landwirten als stetiger Begleiter: Die Wertschätzung für landwirtschaftliche Produkte und damit auch die Wertschöpfung über die erzielten Preise stellen nur in Ausnahmejahren zufrieden. Neue Geschäftsfelder in der Direktvermarktung, dem Nebenerwerb, der kommunalen Dienstleistung oder auch die Erzeugung von Bioenergien haben zusätzliche Einkommen auf die Höfe gebracht. Für viele, insbesondere Hofnachfolger, blieb trotzdem leider oft nur die Hofaufgabe.


In der jüngsten Vergangenheit zehrt zusätzlich die abwertende gesellschaftliche Diskussion über die Landwirtschaft an den Nerven bäuerlicher Familien. Begriffe wie Massentierhaltung, Umweltverschmutzer oder Tierquäler prägen den öffentlichen Diskurs, echte Argumente dringen kaum mehr durch, der ernsthafte Dialog bleibt auf der Strecke. Hier wollen gerade jüngere Betriebsleiter gegenhalten, indem sie ihre Höfe öffnen und sich in der Öffentlichkeit zu Wort melden.


Probleme gemeinsam angehen und Perspektiven erarbeiten


Auch die Kreisverbände des Landvolkes schalten sich in diese Diskussion offensiver ein. Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit bieten dabei ihre Unterstützung an. Sie ergänzen das klassische Dienstleistungsangebot von der Beratung in juristischen, sozialen oder steuerlichen Fragen. Die Vorstände der Kreisverbände sind ebenfalls zu einem großen Teil auf öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen gefragt.


Das ehrenamtliche Engagement ist weiter ein Markenzeichen der Landvolkarbeit. Von den Ortsvorstehern über die Kreisverbände bis zur Landes- oder gar Bundes- und EU-Ebene arbeiten die Vorsitzenden ehrenamtlich und betreiben weiter ihren eigenen Hof. Das gibt ihnen den Rückhalt in der landwirtschaftlichen Praxis und „erdet“ sie.


„Ihnen allen, unserem Ehren- und Hauptamt, aber noch mehr den jungen Menschen auf den Höfen wünsche ich für die kommenden Jahre viel Mut, neue Herausforderungen anzunehmen“, sagt Hilse. Er appelliert zugleich an die Verantwortlichen in Politik, anderen Verbänden, Institutionen oder Behörden, sich dem Sach- und Fachverstand der Landwirte nicht zu verschließen. Nur im gegenseitigen Zuhören und Aufeinander zugehen ließen sich Probleme lösen und Perspektiven für die Zukunft entwickeln.

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