In der Wolfspolitik deutet sich auf Länderebene ein etwas robusterer Kurs an. Während der neue niedersächsische Umweltminister Olaf Lies in der vergangenen Woche beim Umgang mit dem Wolf „klare Kante“ versprach, appellierte Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt an die Bundesregierung, bundesweit einheitliche Vorgaben zur Entnahme von Wölfen zu schaffen.
Lies stellte vergangene Woche mit Blick auf gehäufte Nutztierrisse im Landkreis Cuxhaven fest, dass für die Landesregierung die Sicherheit der Menschen an erster Stelle stehe. Daher müsse der rechtliche Rahmen im Umgang mit dem Wolf vollständig ausgeschöpft werden. Auch dort, wo Herdenschutzmaßnahmen nicht realisierbar seien, gelte es, andere Möglichkeiten im Umgang mit dem Wolf zu finden. Außerdem will der Minister das Thema bei seinem Antrittsbesuch in Brüssel auf die Tagesordnung setzen.
Beim Umgang mit auffällig gewordenen Wölfen müssten klare Verhältnisse herrschen, so Lies. Schmidt hatte einen Tag später eine unzureichende Kooperation der zuständigen Bundesressorts beim Wolfsmanagement moniert. Nach seiner Auffassung ist es zudem nicht zielführend, dass jedes Bundesland Regelungen selbstständig erarbeitet und diese dann wieder untereinander abgestimmt werden müssen. Rechtssichere Entscheidungen auf der Grundlage bundesweit einheitlicher Regelungen erforderten auch eine einheitliche Herangehensweise in den Ländern.
Zaunbau nicht praktikabel
In einer vom niedersächsischen Umweltressort angeforderten Stellungnahme zu den vermehrten Nutztierschäden durch Wölfe im Landkreis Cuxhaven kommt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes (DBBW) zu dem Ergebnis, dass die gerissenen Nutztiere dort nicht ausreichend geschützt gewesen seien. Die Gutachter empfehlen deshalb, den Schutz der Weidetiere zu intensivieren.
Vom niedersächsischen Landvolkvizepräsident Jörn Ehlers wurde die Einschätzung der Dokumentationsstelle zu unzureichenden Schutzmaßnahmen als „praxisfremd“ zurückgewiesen.
Der Vorsitzende der Fraktion „Freie Wähler“ (FW) im bayerischen Landtag, Hubert Aiwanger, geht ebenfalls nicht davon aus, dass sich Weidetiere überall wolfssicher einzäunen lassen. Wo der Aufwand zu groß sei, müssen auffällige Wölfe nach seiner Überzeugung erlegt werden.
BDM-Forderungen zum Umgang mit dem Wolf
Auch der BDM warnt, dass 90 cm Zäune für Wölfe kein Hindernis darstellen. Der Milcherzeugerverband fordert daher:
- Der Wolf muss ins Jagdrecht mit entsprechender Bestandsregulierung durch Abschussquoten
- Wölfe, die sich Nutztieren zunehmend deutlich annähern, müssen der freien Wildbahn umgehend entnommen werden
- Bei erfolgten Rissen ist eine Beweislastumkehr einzuführen. Die dabei entstehenden wirtschaftlichen Verluste und damit verbundenen erhöhten Kosten sind den Geschädigten unbürokratisch und vollständig zu ersetzen
- Der Schutz und Erhalt der landwirtschaftlichen Weide-, Freiland- und Offenstallhaltung ist vor den Wolfschutz zu stellen.
- Die Diskussion darf sich nicht in Entschädigungszahlungen und Herdenschutzmaßnahmen verzetteln