In Zeiten, in denen Menschen an vielen Orten dieser Welt Hunger leiden, weil die Versorgung mit Lebensmitteln nicht gesichert ist, sind das nur schwer erträgliche Bilder: Deutsche Landwirte kippen unmittelbar nach dem Melken ihrer Kühe die Milch direkt in die Güllegrube \- ein wichtiges Nahrungsmittel wird behandelt als sei es nur Mist. Wer so etwas tut, muss entweder verrückt oder in einer echten Zwangslage sein. Auf die deutschen Bauern trifft Letzteres zu. Schon lange fordern sie einen angemessenen Preis für das bedeutendste Produkt ihrer landwirtschaftlichen Betriebe. Die Bauern wollen etwas mehr als 40 Cent pro Liter Milch, doch die Molkereien zahlen ihnen derzeit nur zwischen 27 und 35 Cent. Doch damit geht die Rechnung der Milcherzeuger nicht mehr auf, denn ihr Einkommen aus den Erlösen stagniert, während gleichzeitig die Kosten für Energie- und Futtermittel drastisch gestiegen sind. An Investitionen denkt bei dieser Ausgangslage ohnehin kaum mehr ein Milchbauer. Sie können aber auch nicht auf andere Produkte ausweichen, denn wer im Grünland oder im Alpenraum einen Bauernhof betreibt, dem bleibt nur die Möglichkeit zur Milch- und Fleischproduktion. Der Markt lässt den Bauern keine Chance. Denn die Verhandlungen über den Milchpreis führen nicht die Landwirte, sondern die großen Molkereikonzerne mit den mächtigen Ketten des Lebensmitteleinzelhandels. Dabei kommt am Ende kein fairer Preis, sondern ein Diktat heraus. Den Bauern bleibt so nur der Lieferboykott, um über eine bewusste Verknappung des Angebots höhere Preise am Markt zu erzwingen. Selbst wenn dies jetzt funktionieren sollte, eine Lösung auf Dauer ist es nicht.
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