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Kreditmakler: Abzocke oder seriöses Geschäft?

Schnell, einfach und günstig. Mit diesen Versprechen werben Kreditmakler um Kunden. Kann man dem trauen oder lauert hinter dem Modell die Abzock-Falle? Sie vermitteln Darlehen zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber: sogenannte Kreditmakler. Glaubt man ihren Versprechen, gibt es nirgendwo günstiger Geld als bei ihnen.

Lesezeit: 8 Minuten

Schnell, einfach und günstig. Mit diesen drei Versprechen werben Kreditmakler um Kunden. Kann man dem trauen oder lauert hinter dem Modell die Abzock-Falle? Unser RAtgeber aus der top agrar 4/2017 liefert Antworten...


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Sie vermitteln Darlehen zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber: sogenannte Kreditmakler. Glaubt man ihren Versprechen, gibt es nirgendwo günstiger Geld als bei ihnen.


Schnäppchenjäger für Kredite


Am besten lässt sich die Arbeit eines Kreditmaklers mit der eines Wohnungsmaklers vergleichen. Nur suchen Kreditvermittler für Sie nicht die passende Wohnung aus einer Vielzahl von Angeboten heraus, sondern die günstigsten Kredite. Dazu arbeiten sie mit verschiedenen Banken zusammen und fordern für Sie entsprechende Angebote ein.


Die Arbeit der Vermittler geht aber weit über die reine Kreditanfrage hinaus: Sie bereiten beispielsweise auch Ihre Unterlagen auf, verhandeln für Sie die bestmöglichen Zinsen und prüfen und vergleichen die Ergebnisse. Am Ende des Prozesses müssen Sie sich nur noch für ein Angebot entscheiden und mit der Bank einen Vertrag abschließen, die Ihnen auch das Geld auszahlt.


Diesen Service hat auch Deutschlands größte Imkerei Westerhoff aus Göttingen in Anspruch genommen. „Wir sind nach wie vor in der Expansionsphase und haben dementsprechend einen hohen Finanzbedarf“, berichtet Davina Eggers, Leiterin für den Bereich Finanzierung. Derzeit betreut der Inhaber der Imkerei Ansgar Westerhoff 6 500 Bienenvölker. Langfristig hat er sich als Ziel die 8 000er-Marke gesetzt.


Dafür benötigt Westerhoff aber eine gute Ausstattung für die Werkstatt, in der die ca. 20 Mitarbeiter des Betriebes vor allem im Winter Bienenkästen zimmern und ausbessern. Außerdem musste die alte Schleuderanlage durch eine neue ersetzt werden und der Kauf eines Radladers für den Transport der Bienenkästen stand an. Finanzierungsbedarf: 185 000 €.

„Die Hausbank haben wir erst gar nicht gefragt“, so Eggers. Als Imkerei habe man kaum Sicherheiten bzw. nur die Bienenvölker als Gegenwert. Entsprechend hoch falle der Zinsaufschlag aus. Daher entschieden sich Eggers und Westerhoff für das Leasing und für einen Kreditmakler, der für sie die günstigsten Angebote zusammenstellen sollte.


Erstkontakt im Internet


Bei der Großimkerei Westerhoff lief die Zusammenarbeit mit dem Makler unkompliziert ab. Eggers gab den Finanzbedarf auf der Internetseite des Maklers Compeon aus Düsseldorf an. Dazu bedurfte es zunächst nur weniger Angaben zum Unternehmen und zu den finanzierenden Objekten. Daraufhin nahm ein Berater telefonisch Kontakt zu Eggers auf. Diesem stellte sie per E-Mail bzw. per Post auch die notwendigen Daten für die Kreditvergabe zur Verfügung: Jahresabschlüsse, betriebswirtschaftliche Auswertungen und eine genaue Beschreibung der Projekte.


Die Ausschreibung dauerte anschließend sieben Tage. In dieser Zeit sprach der Berater mit verschiedenen Banken, die für die Finanzierung infrage kamen. Compeon arbeitet dazu mit rund 220 Banken zusammen, darunter ca. 60 Sparkassen und über 80 Volks- und Raiffeisenbanken. Im Anschluss daran erhielt Eggers die aus Sicht ihres Maklers drei besten Angebote. Diese hat sie mit ihm zusammen durchgesprochen und sich für das zinsgünstigste entschieden.


Über den genauen Zinssatz schweigt sie. Aber die Differenz zu herkömmlichen Angeboten sei mehr als deutlich gewesen. Zudem musste sie auch keine Provision zahlen, wie sie einige Makler verlangen. Diese übernahm in ihrem Fall die finanzierende Bank.


Wer sich in der Maklerbranche umhört, warum diese ihren Kunden günstigere Angebote  anbieten kann als manch eine Hausbank, der stößt vor allem auf folgende Argumentationskette: Hausbanken spekulieren darauf, dass sich Kunden oftmals nur an sie mit einer Kreditanfrage wenden und keine weiteren Angebote einholen. Da der Konkurrenzdruck dadurch nicht sonderlich hoch sei, fallen auch die Angebote entsprechend schlechter aus. Stelle hingegen ein Kreditmakler die Anfrage, sehe die Sache schon anders aus.


Ein weiteres beliebtes Argument der Branche: Kreditmakler hätten Zugang zu vielen verschiedenen Banken, mit denen sie bereits seit Jahren zusammenarbeiten. Auch deshalb erhalte man besonders günstige Konditionen. Zudem erspare man den Banken viel Arbeit. Diese müssten beispielsweise dem Kreditnehmer nicht mehr direkt beraten und könnten den Kostenvorteil daher an die Kunden weitergeben. Einige Anbieter brüsten sich sogar damit, dass sie die Kreditgesuche ihrer Kunden so optimieren, dass die Gebote automatisch günstiger ausfallen würden.


Nicht nur Schein


Dass dieses nicht nur leere Versprechen sind, zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest (Ausgabe 1/2017). Danach kassieren Kreditmakler im Immobilienbereich zwar in der Regel eine Provision in Höhe von rund 1 % der Darlehenssumme. Dennoch schnitten in dem Test die Makler besser ab als klassische Kreditinstitute. Der Zinsunterschied summiert sich bei einem 200 000 €-Immobilien-Darlehen mit 20 Jahren Zinsbindung auf fast 30 000 € (bezogen auf die Zinsbindung). Die günstigsten Angebote reichten dabei überwiegend Banken ein, die ausschließlich oder teilweise Darlehen anderer Institute vermittelten.


Schwarze Schafe


Christiansen rät bei Verbraucherkrediten daher davon ab, einen Makler einzuschalten. Hier sei es besser, mit der Hausbank zu sprechen und zusätzlich weitere Angebote bei anderen Instituten einzuholen. „Wer dann keinen Kredit erhält oder nur zu unüblich hohen Konditionen, der sollte ohnehin zunächst einmal die eigene finanzielle Situation überdenken, anstatt auf Kreditmakler auszuweichen“, so Christiansen. In solchen Fällen sei eine Umschuldung bei der Hausbank oft sinnvoller und angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase der bessere Weg als ein weiteres Darlehen aufzunehmen.


Bei Krediten für Betriebe und Immobilien ist die Anzahl der unseriösen Makler geringer. Da in diesen Segmenten in der Regel größere Summen gehandelt werden, legen auch die finanzierenden Banken hohe Ansprüche an die Vermittler als auch an deren Kunden. Dennoch sollten Sie auch hier bei der Auswahl des Maklers einiges beachten. „Wenden Sie sich vor allem nur an Vermittler und Banken, die Erfahrung mit landwirtschaftlichen Betrieben haben“, rät Bernd Lührmann, Unternehmensberater an der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen. Dann sei möglicherweise auch das Verständnis größer, wenn es bei der Rückzahlung mal zu Problemen komme. Branchenferne Institute sind hingegen oft weniger kulant.


Worauf Sie sonst noch bei der Auswahl eines Kreditmaklers achten sollten, lesen Sie unten...


In der Imkerei Westerhoff werden im Übrigen bereits fleißig neue Kisten für den Sommer gezimmert. Der neue Radlader ist auch im Dienst und die Schleuderanlage startbereit. Die neue Saison kann beginnen.


Worauf Sie achten sollten


  • Halten Sie sich von Maklern fern, die nur „online“ Kontakt zu Ihnen halten.
  • Makler, die ohne Creditreform- oder Schufa-Abfrage werben, sind selten seriös. Gleiches gilt für Makler, die Ihnen nur ein Angebot unterbreiten wollen, wenn Sie alte Kredite mit umschulden.
  • Bitten Sie immer auch die Hausbank um ein Angebot. 
  • Lassen Sie Ihre Angebote auch von einem Finanzberater der Landwirtschaftskammer oder unabhängigen Berater beurteilen.
  • Eine Provision sollten Sie nur zahlen, wenn Sie ein Angebot des Maklers auch annehmen. Noch besser: Die Provision übernimmt die finanzierende Bank für Sie.
  • Kosten, die neben der Provision anfallen, darf der Makler nicht pauschal abrechnen. Zum einen kann er Ihnen nur dann eine Rechnung für zusätzliche Kosten schicken, wenn das zuvor in einem Vermittlungsvertrag vereinbart wurde. Zum anderen darf er nur die tatsächlichen Ausgaben mit Ihnen abrechnen. Zahlen Sie Ihrem Makler auch keinen Vorschuss, sondern rechnen Sie hinterher ab.
  • Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen und sorgen Sie dafür, dass Ihr Makler nicht wahllos Kreditanfragen stellt. Dann verschlechtert sich möglicherweise Ihre Einstufung (Score) bei der Schufa bzw. bei Creditreform. Bevor Banken ein Angebot erstellen, holen sich die Kreditinstitute nämlich eine entsprechende Auskunft über Sie ein. Angebote, die Sie dann nicht annehmen, werden von der Schufa bzw. der Creditreform als Absage registriert, was zu einem schlechteren Ranking führt. Stattdessen sollten Sie Ihren Makler bitten, lediglich „Konditionsanfragen“ zu stellen. Diese haben nämlich keinen Einfluss auf Ihre Bewertung.
  • Schauen Sie nicht nur auf den Zinssatz. Denken Sie auch an die Provision. Die beträgt bei Betriebs- und Immobiliendarlehen in der Regel bis zu 1 % der Kreditsumme.


Factoring: Forderungen verkaufen, Liquidität sichern


Es muss nicht immer ein Kredit sein. Sie können sich auch Liquidität verschaffen, indem Sie Forderungen an eine Factoring-Bank verkaufen. Dazu ein Beispiel:


Sie haben 20 ha Mais für einen Biogaserzeuger angebaut. Dieser kauft Ihnen das Substrat für einen Preis von 1 400 €/ha „ab Feld“ ab. Zahlungsziel: innerhalb eines Monats. Diese Forderung können Sie an eine Factoring-Bank abtreten. Diese zahlt Ihnen dann binnen von Stunden zunächst 90 % des offenen Betrages (25 200 €) aus. Sobald die Bank das Geld des Biogaserzeugers erhalten hat, fließen die restlichen 10 % auf Ihr Konto. Sie müssen somit nicht vier Wochen lang auf das Geld warten und können eigene Rechnungen schneller begleichen, ohne Ihr Konto überziehen zu müssen.


Allerdings ist das Factoring nicht günstig: In der Regel verlangen die Banken dafür 1 bis 5 % der Summe als Gebühr. Das Abtreten einer Forderung lohnt sich somit nur dann, wenn Sie gleichzeitig mit dem „frischen Geld“ Rechnungen schneller begleichen können, für die Sie Skonto in gleicher Höhe erhalten. Wenn Sie eine Forderung abtreten, riskieren Sie möglicherweise auch die guten Beziehungen zu Ihren Nachbarn und Kollegen. Denn wenn diese die Rechnungen nicht auf den Tag genau begleichen, fallen sofort Mahngebühren an. 

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