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Landwirte wehren sich gegen Stromtrassenbau

Der Stromnetzbetreiber Tennet hat bekannt gegeben, wo die Stromtrasse "Suedlink" nach seinen Wünschen verlaufen soll. Das Unternehmen hat sich für die Ostvariante der Trasse entschieden. Das neue Tennet-Erdkabel soll in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) von der Nordsee kommend Land erreichen, berichtet der NDR.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Stromnetzbetreiber Tennet hat bekannt gegeben, wo die Stromtrasse "Suedlink" nach seinen Wünschen verlaufen soll. Das Unternehmen hat sich für die Ostvariante der Trasse entschieden.


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Das neue Tennet-Erdkabel soll in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) von der Nordsee kommend Land erreichen, berichtet der NDR. Von dort soll es nach Süden verlaufen, etwa auf Höhe von Sittensen (Landkreis Rotenburg) nach Osten abknicken und in Richtung Südosten bis etwa zur A 7 führen. Die Autobahn soll am südwestlichen Ende der Lüneburger Heide unterquert werden. Die Trasse soll demnach westlich an der Lüneburger Heide vorbeiführen und einen großen östlichen Bogen um Hannover herum schlagen. Der Harz liegt wie bisher östlich der Trasse. Im Plan niedergeschrieben sind daneben noch zwei westliche Alternativkorridore für das Erdkabel.


Bürgerinitiativen reagierten entsetzt. Es hätte ihrer Ansicht nach mehr Sinn gemacht, Suedlink entlang der A 7 auf Bundeseigentum zu führen oder teilweise entlang der genehmigen Stromtrasse von Wahle nach Mecklar. Ein weiterer Kritikpunkt: Tennet baut nach bisherigen Planungen keine zusätzlichen Leerrohre ein, um bei höherem Bedarf flexibler zu sein.


Landvolk: Folgen des Netzausbaus den Landeigentümern zugeschoben


Das Landvolk Niedersachsen stellt in einer Pressemitteilung klar, dass sich der Bauernverband zur Energiewende und zum damit einhergehenden Stromnetzausbau bekenne. Man halte es hierbei eigentlich für selbstverständlich, dass von der Planung bis zur vollständigen Umsetzung die Belange der Land- und Forstwirtschaft hinreichend  Berücksichtigung finden müssen und ein Netzausbau möglichst flächenschonend im Umgang mit landwirtschaftlichen Böden angestrebt werden muss.


Unter Missachtung dieses Vorbehalts hätten aber die Verantwortlichen durch eine rein politische Entscheidung die Hauptlast des Netzausbaus auf die Grundeigentümer und Landnutzer  im Bereich der notwendigen Trassenkorridore verlagert. Das Akzeptanzproblem in der breiten Bevölkerung sei damit zwar gelöst, die Folgen würden jetzt allerdings einer deutlich kleineren Gruppe von Betroffenen zugemutet.


Mit herkömmlichen Entschädigungen nur für die Einschränkungen des Grundeigentums und die kausal nachweisbaren Schäden ist eine hohe Akzeptanz nach Ansicht des Landvolks nicht zu erreichen. Im Gegenteil fühlten sich die von der Trassenplanung Betroffenen billig abgespeist.  In vielen Gesprächen mit den potenziell von den Erdkabeltrassen betroffenen Grundeigentümern und Landnutzern habe sich gezeigt, dass diese Akzeptanzschwierigkeiten besser überwunden werden können, wenn die zur Wahrung des gesellschaftlichen Konsenses politisch gewollte Lastenverlagerung zusätzlich zu den Entschädigungen durch eine angemessene, fortlaufend gewährte Anerkennungszahlung an die Betroffenen  honoriert wird.


Ausgehend von den dauerhaft beanspruchten Grundstücksflächen sowie der Bedeutung und Ausgestaltung der Höchstspannungsstromleitungen sowie den Risiken aus unbekannten Spätfolgen für die Betroffenen hält das Landvolk Niedersachsen eine jährlich wiederkehrende Zahlung an die betroffenen Grundstückseigentümer in Höhe von 35 Euro je laufenden Meter Trasse für angemessen. 


Zu den weiteren aktuellen Forderungen des Verbandes im Rahmen der Verfahren zur Festsetzung der Trassenkorridore sowie zur Leitungsverlegung zählen:

  •  die Berücksichtigung landwirtschaftlicher Belange
  • die Vermeidung von dauerhaften Nachteilen, u.a. durch Flächenzerschneidungen
  • der Vorbehalt späterer Leitungsquerungen (z.B. für Beregnungsleitungen)
  • die Sicherstellung der landwirtschaftlich-bodenkundlichen Baubegleitung durch eine unabhängige Oberbauaufsicht
  • die Bestandsaufnahme und Ertragsschadenermittlung durch unabhängige Gutachter
  • die Rekultivierung und Entschädigung
  • der Mindestabstand zu landwirtschaftlichen Bebauung
  • Verzicht auf Naturschutzrechtliche Kompensation
  • Gesicherte Rückbauverpflichtung


Thüringer Bauernverband ruft Landwirte zum Widerstand auf


Auf komplette Ablehnung stoßen die Pläne unterdessen beim Thüringer Bauernverband. Er lehnt die Vorschlagsvariante für eine neue Stromtrasse durch Thüringen entschieden ab und ruft die Landwirte und Bodeneigentümer zum Widerstand auf.


Die veröffentlichten Planungen würden die Landwirte in Thüringen in massiver Weise belasten, ohne dass eine angemessene Entschädigung sichergestellt sei. Dies gelte umso mehr, da die Thüringer Landwirte und Bodeneigentümer bereits durch den Bau einer anderen Stromtrasse durch Ostthüringen, des sogenannten SuedOstLinks, mit Flächenverlusten sowie Ernte- und Einnahmeausfällen einen hohen Beitrag für den Stromtransport von Nord- nach Süddeutschland bezahlen.


„Es kann nicht sein, dass allein Thüringen den Preis für die Energiewende bezahlen soll. Wir fordern eine faire Lastenverteilung zwischen Ost und West sowie gesicherte Entschädigungen, auch direkt an die Landbewirtschafter, die zwingend über Einmalzahlungen hinausgehen müssen“ so der Präsident des TBV Dr. Klaus Wagner. Es sei nicht nachzuvollziehen, so Wagner weiter, warum TenneT die Erdkabelstromtrasse ausgerechnet nach Osten verschieben will, obwohl ein weiter westlich entlangführender Verlauf deutlich kürzer und damit auch kostensparender gewesen wäre. „Man hofft wohl in Thüringen auf weniger Widerstand zu stoßen, weil hier Eigentümer und Bewirtschafter des Bodens zumeist nicht identisch sind. Das ist eine Fehlkalkulation“, so Wagner.


Gegen das Projekt spricht vor allem, dass überhaupt nicht gesichert ist, welche Folgen die Erdkabel für die Böden und damit für deren landwirtschaftliche Bewirtschaftung haben wird (z.B. Austrocknung, Bodenerwärmung). Da zudem Entschädigungen bisher nur als Einmalzahlungen angedacht sind, werden es letztlich die Landwirte als Bewirtschafter der Böden sein, die auf den Folgekosten sitzen bleiben werden. Auch Naturschutzgebiete und Biosphärenreservat werden berührt, an deren Schutz auch die Landwirtschaft jahrelang intensiv mitgearbeitet hatte.


Der TBV will sich nun bei der Bundesnetzagentur für Korrekturen einsetzen und auf die weiter westlich verlaufende durchgehende Alternativroute drängen. Er fordert zudem alle betroffen Landwirte und Bodeneigentümer auf, ihre Einwände bei der für die weitere Fachplanung verantwortliche Bundesnetzagentur vorzubringen.

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