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Landwirtschaft ist mehr als Agrarproduktion

Ein Gastkommentar von Dr. Clemens Dirscherl, Ratsbeauftragter für Agrarfragen die Evangelische Kirche in Deutschland. In der kommenden Woche ist Bauerntag in Berlin. Vor der Bundestagswahl will man die Bedeutung des Berufstandes und seine Leistungen gegenüber Politik und Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen.

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Ein Gastkommentar von Dr. Clemens Dirscherl, Ratsbeauftragter für  Agrarfragen die Evangelische Kirche in Deutschland


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In der kommenden Woche ist Bauerntag in Berlin. Vor der Bundestagswahl will man die Bedeutung des Berufstandes und seine Leistungen gegenüber Politik und Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen. Auch die Bundeskanzlerin wird den deutschen Bauern ihre Referenz erweisen und ihnen Mut machen. Das ist auch nötig.

Tatsächlich verspürt die Landwirtschaft seit einiger Zeit scharfen Gegenwind.


Nicht nur die Grünen sind es, die mit ihrem Wahlprogramm gegen Massentierhaltung und Agrarindustrie auf Stimmenfang gehen, auch offizielle Stellen, wissenschaftliche Studien und Medienberichte schlagen zunehmend kritische Töne an. Ob das Umweltbundesamt Nitratalarm für unser Grundwasser ausruft infolge von Gülleeinträgen der Intensivtierhaltung, das Bundesamt für Naturschutz den fortschreitenden Artenverlust beklagt oder der wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums die Tierhaltung auf den Prüfstand stellt – es mehren sich die Anzeichen, dass ein Weiter so in der Landwirtschaft nicht mehr geht.


Der Verweis des Bauernverbandes auf sein Verständnis als „grüner“ Berufsstand, der „per se“ nachhaltig ist, verfängt nicht mehr. Auch das Schimpfen auf Umwelt-, Tierschutz- oder Verbraucherverbände bzw. das Mokieren über ideologische Verblendungen unter Lehrern, Journalisten, Wissenschaftlern und nicht zuletzt in den Kirchen werden neue Akzentsetzungen in Landwirtschaft und Agrarpolitik nicht verhindern.


Dabei geht es gar nicht um eine „Agrarwende“ im Hauchruck-Verfahren, sondern um Kurskorrekturen, welche die gesellschaftlichen  Anfragen an eine mechanistisch-technikdominierte Agrarproduktion ernst nimmt und Landwirtschaft wieder mehr als organische Wachstums- und Entwicklungsvorgänge wahrnimmt. Das betrifft nicht nur die Landwirte. Der gesamte Agrar- und Ernährungssektor ist gefordert ein neues Selbstverständnis im produktiven Umgang mit Tieren und unseren natürlichen Lebensgrundlagen zu entwickeln.


Wie die Bauern heute wirtschaften hat seinen Ursprung an Universitäten und Forschungsanstalten. Hier wurden und werden für Tierzucht und Tierhaltung, Pflanzenzucht und Pflanzenproduktion der Takt vorgeben: in der Vergangenheit nur unter Aspekten der Rationalisierung-, Effizienz- und Intensitätssteigerung. Und so gerieten manche Kollateralschäden für Umwelt, Tier und Mensch aus dem Blick. Ähnlich gefordert sind auch die chemische Industrie sowie die abnehmende Hand aus Genossenschaften und Agrarhandel.


Ein Umsteuern zu mehr Nachhaltigkeit geht schließlich ohne die Absatzpartner nicht. Die Verarbeiter und Händler von Lebensmitteln, ganz besonders die Discounter müssen von der Niedrig-Preisschiene mit marktschreierischen Super-Billig Angeboten wegkommen, wenn Artenschutz, Tierwohl und ein nachhaltiges Boden-,Wasser- und Klimaschutzmanagement eine Chance haben sollen.


Die Bauern können für ihre Branche ein Signal dazu aussenden: ein neues werteorientiertes Berufsethos der Landwirtschaft als Lebenswirtschaft entwickeln. Die ersten Verbände wie der Bauernverband in Westfalen-Lippe und die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft haben dazu Ansätze geliefert.


Dem Deutschen Bauernverband wäre eine ähnliche Diskussion über eine moderne gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft, die nicht nur Waren produziert, sondern Tier-, Umwelt und Klimaschutz ernst nimmt, zu wünschen. Dann wären auch die Agrar-Partner und wir alle als Verbraucher gefordert: nicht nur in Umfragen  mehr Zahlungsbreitschaft für nachhaltig erzeugte Lebensmittel  zu bekunden, sondern auch danach zu handeln.


Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten.

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