Nicht nur öffentlichkeitswirksam durchgeführte Maßnahmen wie Fahrverbote im Verkehr, sondern auch eine Verringerung landwirtschaftlicher Emissionen könnte die Menge an gesundheitsschädlichem Feinstaub in der Luft erheblich senken. Das zeigt eine neue Studie, die von Forschern des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz durchgeführt wurde.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass in vielen Regionen der Erde nicht die Industrie und der Verkehr - wie allgemein angenommen - die Hauptquelle für Luftverschmutzung seien, sondern dass auch die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen könne. Als wichtigste Ursache für die Luftbelastung, speziell in weiten Teilen Europas, wurde von den Forschern die Freisetzung von Ammoniak aus Viehzucht und Düngung identifiziert.
Ammoniak entweiche durch die Zersetzung von Gülle und die Düngung von Nutzpflanzen in die Atmosphäre und reagiere dort mit anderen anorganischen Stoffen wie Schwefel- und Salpetersäure zu Ammoniumsulfat und Nitratsalzen; daraus entstünden dann Feinstaubpartikel. Für ihre aktuelle Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf vier Regionen, in denen ihren Angaben zufolge die Grenzwerte der Luftverschmutzung häufig überschritten werden: Nordamerika, Europa, Süd- und Ostasien.
Eigene Berechnungen zeigten, dass eine Verringerung aller landwirtschaftlichen Emissionen um die Hälfte weltweit eine Abnahme der durch Luftverschmutzung verursachten, vorzeitigen Sterbefälle um rund 8 % bewirken würde; das entspreche einer Zahl von 250 000 Menschen pro Jahr. Besonders Amerika und Europa würden von einer Minderung der Ammoniakemissionen und der dadurch geringeren Feinstaubmengen profitieren.
Jos Lelieveld, Direktor der Abteilung Atmosphärenchemie am Mainzer Institut, forderte mit Blick auf die Studie, dass in Emissionsregelungen vor allem in Nordamerika und Europa striktere Grenzwerte für Ammoniak festgelegt sein sollten, um die Feinstaubkonzentrationen effektiv zu reduzieren. Maßnahmen zur Verringerung von Schwefeldioxid und Stickoxiden seien durch die Minderung von Ammonium aus der Landwirtschaft zu ergänzen, die sich auch relativ einfach umsetzen ließen.