Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Lasst die kleinen Milchbauern leben!

Ein Kommentar von Berthold Achler, Chefredakteur top agrar: Die kleinen Milchbauern in Deutschland verstehen die Welt nicht mehr. Bis vor Kurzem galten sie grünen Politikern, Verbrauchern und Tierschützern noch als agrarpolitisches Leitbild. Klein war fein: Kuhhaltung mit Familienanschluss.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Berthold Achler, Chefredakteur top agrar:


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die kleinen Milchbauern in Deutschland verstehen die Welt nicht mehr. Bis vor Kurzem galten sie grünen Politikern, Verbrauchern und Tierschützern noch als agrarpolitisches Leitbild. Klein war fein: Kuhhaltung mit Familienanschluss. Lieber Streichelzoo als moderne Landwirtschaft.


Nun bläst der Wind den kleinen Betrieben plötzlich direkt ins Gesicht. Politiker, Tierschützer und Bundes-Tierärztekammer fordern das Verbot der Anbindehaltung von Milchkühen. Eine Tierschutzorganisation droht Bauern sogar mit Anzeigen wegen Tierquälerei.


Einen aktuellen Anlass für das politische Sommertheater gibt es nicht. Kein Skandal im Kuhstall, kein Problem mit der Milchqualität, keine Gefährdung der Verbraucher. Sondern reiner Aktionismus, politische Profilierungswut auf Kosten der kleinen Bauern.


Oder sogar kühl kalkuliertes Geschäftsinteresse, denn Tierschutz ist ein profi­tables Geschäft, da ist offenbar jedes Mittel recht. Sobald einer eine neue Sau durchs Dorf treibt, springen alle anderen auf. Die Diskussion ist an Scheinheiligkeit kaum noch zu überbieten.


Denn die Fakten sprechen für sich: Der Anbindestall ist längst nicht mehr Stand der Technik, das ist hinreichend bekannt. Der Laufstall ist die bessere Alternative für Mensch und Tier. Niemand würde heute noch einen neuen Anbindestall bauen, also muss der Neubau auch nicht verboten werden.


Von den knapp 75 000 Milchviehbetrieben in Deutschland wirtschaften bereits über 40 000 im Boxenlaufstall. Das sind Betriebe mit 40 bis 50 Kühen aufwärts. Rund 80 % der deutschen Milchkühe stehen längst im Laufstall.


Im Umkehrschluss heißt das: Etwa 30 000 bis 35 000 Bauern halten ihre Kühe noch im Anbindestall. Meist sind es kleinere Betriebe mit 10 oder 20 Kühen. Fast die Hälfte aller Betriebe, mit rund 20 % der deutschen Kühe.


Die meisten davon sitzen in Süddeutschland, viele wirtschaften im Nebenerwerb. Sie sorgen für die Landschaftspflege. Sie liefern die Milch für regionale Vermarktungsideen wie Heumilch, Bergbauernmilch oder „Faire Milch“. Im Generationswechsel laufen viele dieser Betriebe aus. Für den Neubau fehlen oft die Fläche, das Geld oder ein Hofnachfolger.


Sinnvoller als das Verbot des Anbinde-stalls ist deshalb die staatliche Förderung von Laufstall-Bau und Kuhkomfort. Bayern z. B. fördert den Wechsel vom Anbinde- zum Laufstall mit Zuschüssen von bis zu 40 %. Auch andere tierfreundliche Investitionen, wie z. B. Laufhöfe, werden unterstützt. Und diese Programme werden auch angenommen. Ein gutes Modell für andere Bundesländer!


Fazit: Der Anbindestall ist ein Auslaufmodell. Ein Verbot würde völlig unnötig mehreren zehntausend kleinen Familien­betrieben den Boden unter den Füßen weg­ziehen. Die Lösung lautet deshalb: Nicht plattmachen, sondern den Umstieg fördern!

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.