Der Milchindustrieverband (MIV) wendet sich im Vorfeld geplanter Protestaktionen von Milchbauern an die Öffentlichkeit. In einer Pressemitteilung versucht der Verband die Hintergründe für die Misere am Milchmarkt zu erklären. So würden nach der Hochpreisphase 2007/2008 aktuell die Schattenseiten der Liberalisierung des Milchmarktes sichtbar. Diesen neuen Marktschwankungen seien Milcherzeuger und Molkereien gleichermaßen unterworfen. Strukturelle Anpassungsprozesse seien die Folge. Nach Auffassung des MIV seien diese von der Politik flankierend zu begleiten.
Langfristig sähen Wissenschaftler die Zukunft der europäischen Milchwirtschaft positiv: Die Weltbevölkerung wachse schneller als das Milchangebot. Davon könne auch Deutschland mit seinen guten Erzeugerstandorten und gut ausgebildeten Milcherzeugern profitieren.
Die schwierige Situation am internationalen, europäischen und damit auch am deutschen Milchmarkt sei nicht neu, habe sich laut MIV aber im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise seit Sommer letzten Jahres weiter verschlechtert. Sinkende Absätze im In- und Ausland hätten die Weltmarktpreise für Milch und Milchprodukte auf einen Tiefststand gedrückt. Die Brüsseler Marktverwaltung versuche zwar in gewissem Umfang gegenzusteuern, der Effekt jedoch bleibe begrenzt. Letztendlich bestimmten weltweit Angebot und Nachfrage den Preis, was auf kurz oder lang auch am heimischen Kühlregal ankomme. Der Handel könne deshalb derzeit günstigere Einkaufspreise bei den Molkereien aushandeln. Im Ergebnis seien die Molkereien in Europa nicht mehr in der Lage, Milchpreise auszuzahlen, die die Kosten der Milchproduktion bei allen Landwirten decken. Eine Stabilisierung der Preise sei erst zu erwarten, wenn weniger Milch als derzeit produziert werde. Werde weiter zu viel Milch produziert, bliebe der Erzeugerpreis auf niedrigem Niveau oder falle sogar noch tiefer. Andere landwirtschaftliche Produkte seien mit den Mechanismus des sog. Schweinezyklus schon lange vertraut.