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Mexiko öffnet Markt für EU-Agrarprodukte

Mit der politischen Einigung über ein EU-Mexiko-Handelsabkommen am vergangenen Wochenende eröffnet sich der europäischen Agrifood-Branche ein Markt von über 128 Millionen Konsumenten in Südamerika künftig ohne Zollschranken. Der Deal soll bis Ende des Jahres unterschriftsreif sein.

Lesezeit: 5 Minuten

Pünktlich vor dem Start der größten Industriemesse der Welt in Hannover mit dem Gastland Mexiko an diesem Montag, lieferte Brüssel am Wochenende den Auftakt einer neuen EU-Mexiko-Partnerschaft. Mit der politischen Einigung über ein EU-Mexiko-Handelsabkommen am vergangenen Wochenende eröffnet sich der europäischen Agrifood-Branche ein Markt von über 128 Millionen Konsumenten in Südamerika künftig ohne Zollschranken. Bis Ende des Jahres soll der Deal unterschriftsreif sein.


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Das Ausscheren der Vereinigten Staaten aus dem NAFTA-Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko eröffnet der Europäischen Union (EU) neue Perspektiven. Waren die USA vor dem Einzug von Präsident Donald Trump zu 80 Prozent Abnehmerland für mexikanische Waren aus den Bereichen, Agrar, wie Schweinefleisch, Tomaten, Tabak sowie Industrieprodukten, fallen die USA zunehmend als Handelspartner aus. Mexiko ist auf der Suche nach neuen Abnehmerregionen in der Welt. Die EU will sich dies zu Nutze machen.


Angesichts protektionistischer Töne von US-Präsident Donald Trump hatten die EU und Mexiko ihre Verhandlungen im vergangenen Jahr beschleunigt. In einer Rekordzeit von insgesamt zwei Jahren brachten die Partner in Brüssel und Mexiko ihre Handelspartnerschaft politisch unter Dach und Fach. Dabei stützen sich die Beziehungen auf ein Handelsabkommen aus dem Jahre 2000. Ging es damals um Ein- und Ausfuhrquoten und Zöllen, sollen ab 2019 fast alle Handelsschranken und Zölle der Vergangenheit angehören. Diese verspricht den europäischen Unternehmen, die bereits heute Handel treiben Zoll-Ersparnisse in dreistelliger Millionenhöhe pro Jahr.


Mexikohandel eröffnet Europas Schweineproduzenten neue Absatzmärkte

Mexiko ist einerseits dem nordamerikanischen Kontinent zugeordnet und bildet gleichzeitig die Landbrücke gegenüber Südamerika. Das Land ist mit einer Fläche von 1.972.550 km² fast sechs Mal so groß wie Deutschland. Jetzt geht es um die Aktualisierung des Handelsabkommens, das seit dem Jahr 2000 stammt. Zölle für Industrieprodukte waren bereits weitgehend abgeschafft. Jetzt werden vor allem Agrarprodukte und Lebensmittel von Zöllen fast zu 99 Prozent befreit. So wird Mexiko nach EU-Angaben seine hohen Zölle auf Lebensmittel aus der EU beseitigen, etwa für Nudeln, Schokolade, Äpfel oder Pfirsiche in Dosen. Ebenso fallen Einfuhrabgaben von bis zu 45 Prozent auf Schweinefleisch weg, ebenso wie die bisherigen Zölle von zu 100 Prozent auf Hühnerfleisch. Insgesamt sollen europäische Firmen bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr an Zöllen sparen.


Aus Kreisen der EU-Kommission werden für den Agrarhandel erste Ziffern genannt, die es noch zu bestätigen gilt. So sollen nach Angaben von EU-Agrarkommissar Phil Hogan bis zu 10.000 Tonnen Rindfleisch aus Mexiko auf den europäischen Markt zugelassen werden. Im Gegenzug werden europäischen Erzeugern 5.000 Tonnen Hühnerfleisch und 5.000 Tonnen Hähnchenfilet-Einfuhren eingeräumt jährlich in einer Übergangsphase bis zu sieben Jahren. Ebenso sollen frisches und gefrorenes Schweinfleisch in den Export nach Mexiko künftig ohne weiteren Zollaufschlag gehen.


Mexiko als Absatzmarkt für EU-Milchpulver attraktiv

Für Frischkäse soll in dem neuen Handelsabkommen für die EU ein zollfreies Jahreskontingent von 5.000 Tonnen und für andere Käsesorten von 20.000 Tonnen eingeräumt werden. Die angespannte Lage der Milchpulverbestände in den EU-Lagerhäusern aus Interventionsbeständen könnte mit Hilfe von Mexiko ebenfalls bereinigt werden. Für Milchpulver aus der EU soll es ein Einfuhrkontingent von anfangs 30.000 Tonnen und im Laufe von fünf Jahren bis zu 50.000 Tonnen pro Jahr geben. Bisher wurde die Milchpulvereinfuhr aus der EU mit einem Zollaufschlag von bis zu 50 Prozent belastet.



Das Handelsvolumen zwischen Mexiko und der EU betrug 2016 rund 50 Milliarden Euro. Von 2000 bis 2015 flossen rund 127 Milliarden Euro an Investitionen aus der EU nach Mexiko. Für Mexiko ist die EU drittgrößter Handelspartner. Für die EU liegt das Land auf Platz 15 der wichtigsten Partner. Die Landwirtschaft macht in Mexiko zwar nur einen Anteil von vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Allerdings sind im Agrifood-Sektor immer noch fast 20 Prozent der Beschäftigung des Landes konzentriert. Die Industrie repräsentiert einen Anteil von 27,2 Prozent des BIP mit einem Beschäftigungsanteil von 24 Prozent. Der größte Teil der Wirtschaft entfällt auf den Dienstleistungssektor mit einem BIP-Anteil von 68,8 Prozent und 58 Prozent der Beschäftigten.


"Mit dieser Einigung setzt sich Mexiko neben Kanada, Japan und Singapur auf die immer längere Liste von Partnern, die mit der EU zusammenarbeiten wollen, um offenen, fairen und regelbasierten Handel zu verteidigen", erklärte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Darüber hinaus sei es das erste Handelsabkommen, das auch Korruption im privaten und öffentlichen Sektor bekämpfe. Es blieben allerdings noch Einzelheiten zu klären, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Kommissare Cecilia Malmström und Phil Hogan sowie des mexikanischen Wirtschaftsministers Ildefonso Guajardo Villarreal.


Copa-Cogeca: „Jede Tonne Rindfleischimporte in die EU, ist eine Tonne zuviel“

Für ProMéxico-Chef Paulo Carreno King, vom Wirtschaftsministeriums ist Mexikos Einladung nach Hannover als erstes lateinamerikanisches Land eine große Ehre. Er freut sich auf neue Geschäftsbeziehungen vor allem auch mit Deutschland. „Mexiko hat in Deutschland einen starken Verbündeten. Das Land ist führend in praktisch allen Bereichen, in denen Mexiko eine Rolle spielen möchte. Die derzeitige Lage erlaubt uns, Europa und die ganze Welt darauf aufmerksam zu machen - nicht nur unseren nördlichen Nachbarn."


Pekka Pesonen, Generalsekretär der Europäischen Bauernverbände und Genossenschaftsbetriebe (Copa Cogeca) begrüßte gegenüber top agrar grundsätzlich die erzielte politische Einigung, meldete gleichzeitig Kritik an dem gegenüber Mexiko eingeräumten Rindfleisch-Kontingent ein: „Jede Tonne Rindfleisch aus Importen ganz gleich aus welchen Teilen der Welt ist eine Tonne zu viel und bedroht die europäischen Rindfleischerzeuger“. 


EU-Agrarkommissar Phil Hogan unterstrich vor der Presse in Brüssel am Montag die positiven Effekte des Handelsabkommens für die europäische Agrar-und Lebensmittelbranche: „Das Abkommen eröffnet neue Chancen für Beschäftigung und Wachstum zugunsten unserer Landwirte und Lebensmittelproduzenten". Bereits heute seien im Agrifood-Bereich in der EU 40.000 Jobs mit Mexiko verknüpft. „Seien Sie versichert, es werden noch viel mehr werden in Zukunft“, sagte Hogan gegenüber top agrar.

 

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