Ein Kommentar von Michael Haußer (32), in der Broschüre "Bauern in Bewegung - Wie entwaffnende Kampagnen funktionieren" von Sönke Hauschild:
Die Zeiten haben sich geändert. Als meine Großeltern Betriebsleiter waren, hatte fast jeder Mensch in unserem Land direkten Kontakt zu einem Landwirt, sei es über die Familie oder Freunde oder einfach nur, weil Nahrungsmittel knapp waren. Fragen über die Art und Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird, wurden nicht gestellt, weil andere Themen wichtiger waren oder weil die Antwort bekannt war.
Heute ist das fundamental anders. Jeder Schritt, den wir tun, wird von Teilen unserer Gesellschaft aus unterschiedlichen Motiven hinterfragt oder kritisiert. Wahlweise werden wir als Tierquäler, Umweltverschmutzer oder Brunnenvergifter bezeichnet. Die Kritik fällt bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden, weil sie schlichtweg nicht einschätzen können, ob die Kritik wahr ist oder falsch. Meine Meinung ist: Daran sind wir selbst schuld! Und nur wir Bauern können das ändern.
Wir und die Generation vor uns haben es versäumt, den Menschen zu erklären, was wir tun und warum wir es so tun, wie wir es tun. Die meisten Menschen haben keinen Landwirt in ihrem persönlichen Umfeld, der Falschinformationen richtigstellen kann. Gleichzeitig interessiert es die Menschen aber, wie ihr Essen erzeugt wird, schließlich ist es ihr Essen. Deshalb ist es unsere Aufgabe, unser Tun transparent zu machen und den Leuten zu erklären, wie Landwirtschaft funktioniert. Nur dann haben sie die Chance, Falsches von Wahrem zu unterscheiden.
Es gibt verschiedene Wege für Öffentlichkeitsarbeit, und alle werden gebraucht, ob es die Schulklasse auf dem Betrieb, der Online-Blog oder das Hoffest ist. Jeder soll das tun, was ihm am meisten liegt, wichtig ist nur eines: dass JEDER Bauer etwas tut!