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"Milchbeschlüsse der Agrarminister sind kein Fall für den Nobelpreis"

Ein Kommentar von Anselm Richard, Chefredakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben: Mit einem Mal sind sich die Agrarminister der Bundesländer einig: Die Milchmenge muss runter. Organisieren soll das die Branche selbst, also Milchbauern und Molkereien.

Lesezeit: 2 Minuten

Ein Kommentar von Anselm Richard, Chefredakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben:


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Mit einem Mal sind sich die Agrarminister der Bundesländer einig: Die Milchmenge muss runter. Organisieren soll das die Branche selbst, also Milchbauern und Molkereien.


Und wenn das nicht klappt, dann soll in ein paar Monaten die EU dazwischenhauen und eine Mengenkürzung verordnen – entschädigungslos. Dies ist, ergänzt um finanzielle Hilfsangebote, der wichtigste Beschluss der jüngsten Agrarministerkonferenz.


Jetzt fragt sich nur: Was soll das bringen? Dass viel zu viel Milch auf dem Markt ist, ist schon lange bekannt. Dass Aufrufe zur freiwilligen Mengendisziplin bei den Landwirten ungehört verhallen, lässt sich an den Liefermengen ablesen. Und wie lange die Europäische Kommission nach der sogenannten Sommerpause brauchen würde, um ein funktionierendes Regelungs- und Kontrollsystem aufzubauen, lässt sich nicht in Wochen ausdrücken. Bevor die neue Quote – um nichts anderes geht es –  greifen könnte, müssen wahrscheinlich sehr viele Milchbauern ohnehin das Handtuch werfen.Anders gesagt: Die Landwirtschaftsminister täuschen Handlungsfähigkeit vor, wo doch nur Ratlosigkeit herrscht.


Zugegeben: Flankierende Maßnahmen zur finanziellen Entlastung sind den Milchviehbetrieben von Herzen zu gönnen und können helfen. Sie ändern aber nichts an den Tatsachen. Der Milchmarkt quillt über. Die ersten Liefergemeinschaften in Nordrhein-Westfalen bekommen für ihren Rohstoff schon nur noch 15 Cent/kg als Basispreis. Dafür kann niemand produzieren.


Dieser Wert lässt auch erahnen, wie rigide die Menge vermindert werden müsste, um das Preisniveau auf ein erträgliches Maß zu bringen. Das nur in Deutschland zu tun, würde aber nichts bringen; mindestens Europa müsste „mitspielen“. Ist das realistisch? Das Überangebot hat globale Wurzeln und Dimensionen. Milch mit sehr viel Steuergeld „herauszukaufen“, wird nicht funktionieren.


Wer heute die Patentlösung für den Milchmarkt präsentieren könnte, hätte den Nobelpreis verdient. Die Unwägbarkeiten und Einflussfaktoren sind einfach zu zahlreich. Auch von den Mi­nistern sollte deshalb niemand Wunder erwarten – wohl aber Ehrlichkeit.


Realistisch ist eher diese Perspektive: Der Markt wird letztlich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herstellen, radikal und gnadenlos. Wer unter großen Verlusten weiter durchhält, darf später auf gute Gewinne hoffen – vielleicht in zwei Jahren. Für andere ist der Ausstieg aus der Milchviehhaltung wohl die bessere, aber mindestens genauso schmerzhafte Lösung.

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